Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'23 - Hochrhein-Bodensee

18 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2023 REGIO REPORT   IHK Hochrhein-Bodensee 17 IHK-Neujahrsempfang Mitte Januar begrüßten 350 Gäste das neue Jahr in Schopfheim 19 Martini-Apéro von IHK und AGV Binationale Veranstaltung nimmt Energiesicherheit in den Blick 20 eGestellung Diese Neuerungen gelten seit Jahresbeginn 21 Ausbildungsabbrüche vermeiden Rückblick: Das hat sich 2022 bei der „VerA“-Initiative getan 22 Hoffen auf milden Winter Michael Müller, stellvertretender Vorsitzender der Stadtwerke Konstanz, im Interview 23 Klimaserie Best-Practice-Beispiel: der Brezel- hersteller Mayka aus Schliengen 24 Wirtschaftsrecht für Unternehmen Veranstaltungsübersicht März 26 Nachahmer verhindern IHKs starten Vortragsreihe zu Schutzrechten im Mai 30 Öffentliche Bekanntmachungen INHALT ten, um unseren Ressourcenverbrauch abzubilden.“ Bei all diesen Herausforderungen stehe die IHK als verlässlicher Partner bereit, verdeutlichte Conrady zum Schluss seiner Rede. Seinen Vortrag hatte der Gastredner des Abends, Giorgio Behr, mit „Gedanken zu hier und heute“ betitelt, mit markanten Bildern und Grafiken untermalt und vier Themenfelder in den Mittelpunkt gerückt. Für den Schweizer Unternehmer und Universitätsprofessor sind nati- onale und internationale wirtschaftliche Abhängigkeiten, das ungute „Bewirtschaften“ von tatsächlichen oder vermeintlichen Problemen im politischen Betrieb, die Qualitäts- und Effizienzverluste einer übermäßi- gen Zentralisierung im staatsorganisatorischen Kontext und die schlep- pende Digitalisierung die großen Herausforderungen unserer Zeit. Kritische Töne aus der Schweiz Zu welchen Folgen wirtschaftliche Abhängigkeit führen könne, zeige sich, so Behr, aktuell an vielen Stellen: bei der Energiever- sorgung, der Beschaffung von Vorprodukten, bei pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Rohstoffen, aber auch bei der nationalen Ver- teidigung. Vieles – auch die Verantwortung dafür – sei ausgelagert worden. Da gelte es gegenzusteuern, forderte der Unternehmer und nahm dafür sowohl Politik als auch die Wirt- schaft und die Medien in die Verantwortung. Das „Narrativ“ werde bei vielen Themen, so seine Einschätzung, falsch gesetzt, aber von vielen fleißig gepflegt und weitergegeben und führe so zu falschen Annahmen. Er wünsche sich, dass Unternehmen „mutig aufstehen und ihre Meinung sagen“, Realitätssinn und Wahr- heitssuche müssten dafür die Richtschnur ge- ben, nicht das jeweils gängige Narrativ. Als ein Beispiel führte Behr Wasserstoff als Energiequelle an. Wenn man die Total Cost of Ownership, die gesamten Betriebskosten, be- trachte, komme diese Technik deutlich besser weg, als es in den Medien dargestellt werde. Aus seiner Sicht sei es daher etwa sinnvoll, bei der Hochrheinbahn, die Basel über Waldshut, Schaffhausen und Singen mit Konstanz verbin- det, gleich auf Wasserstoff als Energiequelle zu setzen, anstatt die nicht-elektrifizierten Abschnitte aufwendig zu elektrifizieren. Behr: „Man muss das Ganze neu denken!“ Gegen weitere Zentralisierung Deutlich kritisierte Behr auch die Tendenz zu einer stärkeren poli- tischen Zentralisierung. Damit blieben lokale oder regionale Kom- petenzen ungenutzt, während Entscheidungen fernab und ohne Kenntnis der örtlichen Details getroffen würden. Stattdessen solle mehr Verantwortung in die Regionen fließen – dabei nannte er die Bodenseekonferenz als Beispiel, die grenzüberschreitend und gleichzeitig regional denke. Sein durchaus kritischer, aber auch ermutigender und humorvoller Beitrag wurde mit großem Beifall bedacht und führte noch auf dem Weg zum Buffet im Foyer zu vielen Gesprächen unter den Besuchern. Bevor Giorgio Behr selbst dort zugreifen konnte, durfte er zahlreiche zustimmende Worte und Lob entgegennehmen. Ein sicht- und fühlbares Zeichen für einen gelungenen Neujahrsempfang. mrk Sorgte für gute Stimmung: die überregional bekannte Band Sameday. »Ich wünsche mir, dass Unter- nehmen mutig aufstehen und ihre Meinung sagen« Giorgio Behr (em.) Professor, Jurist und Entrepreneur

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