Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'22 - Hochrhein-Bodensee

7 12 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten titel Innenstadtentwicklung Der Weg zurück ins pralle Leben A m Tisch von Francesca Hermann hat reges Gemurmel eingesetzt. Begeis- terte Stimmen, aber auch ein paar skeptische. „Darf die dann schreiben, was sie will?“, fragt eine Medienreferentin aus einer kleinen Gemeinde im Schwarzwald zweifelnd. Nein, dürfe sie nicht, die Stadt gebe den Rah- men vor und werfe zumindest anfangs erstmal ein kritisches Auge drauf, bevor die Beiträge hochgeladen würden, entgegnet Hermann, die bei der Stadtverwaltung Furtwangen für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zu- ständig ist. Konkret geht es in ihrer Präsenta- tion um die Pläne der Stadt, eine Influencerin auf Honorarbasis zu engagieren. „Wir sind gut – und keiner weiß es“, erklärt Hermann den Grund für dieses Projekt. Eine Bestandsauf- nahme im Rahmen der Innenstadtberatung habe gezeigt, dass man vieles, was sich die Bürger wünschten, bereits seit Jahren anbiete, aber keiner davon wisse. Das Amtsblatt werde eben doch nur von wenigen, und insbesondere nicht von den Studenten in der Stadt gele- sen. „Wir müssen besser kommunizieren“, so Hermanns Fazit. Eine Influencerin soll mit ungezwungenen Posts künftig dafür sorgen, dass die Furtwanger mehr über ihre Stadt, über Events und Freizeitangebote und auch über das kostenfreie WLAN auf dem Markt- platz erfahren. Hermann ist an diesem Novembernachmittag im Kurhaus am Titisee eine von fünf Präsentie- renden, die spannende Ansätze ihrer Kommu- nen und Gewerbevereine vorstellen, um die At- traktivität ihrer (Innen)Städte zu erhöhen. Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und die IHK Südlicher Oberrhein hatten dafür Vertreter von Städten und Gemeinden, Gewerbevereinen und Unternehmen zum „Zukunftsforum: In- nenstadt first“ nach Titisee-Neustadt geladen. Seit knapp zwei Jahren sind in den beiden Kam- mern mit Simone Mader und Thomas Kaiser zwei Innenstadtberater im Einsatz und haben in dieser Zeit – gefördert von Projektmitteln des Landes Baden-Württemberg – insgesamt 13 Städte aus der Region intensiv und indivi- duell begleitet. Bis zum Finale dieser ersten Runde, die am 31. Dezember endet, werden nahezu alle Kommunen einen Masterplan am Start haben, den sie in den kommenden Jahren sukzessive umsetzen wollen. Thomas Kaiser macht Mut: „Innenstadtentwicklung ist nicht immer gleich eine Frage des Geldes. Es gibt viele Maßnahmen, die nicht viel kosten. Aber einer muss sich eben kümmern.“ Eine nächste Förderrunde ist vom Land bereits ausgeschrieben – weil man die Attraktivität der Innenstädte als ausgesprochen wichtig erachte, teilte Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut auf dem Kongress per Videobotschaft mit. Beide IHKs haben ihren Hut wieder in den Ring geworfen, um weitere Städte unterstützen zu können. Der Patient kränkelt noch Als Mitte November bekannt wurde, dass der Kaufhausriese Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet hat, dürften auch bei Citymanagern und Gewerbevereinen von Of- fenburg bis Konstanz die Alarmsirenen losge- gangen sein. Im Januar soll die Entscheidung fallen, welche Häuser überleben werden und welche nicht. Dann werden die betroffe- nen Städte einen wei- teren markanten Leer- stand zu füllen haben – neben den vielen anderen, die sich in den Innenstädten in Folge von Corona und Lockdowns, Onlineshoppingboom, fehlender Nachfolgelösung oder ganz einfach Unwirt- schaftlichkeit bereits ausgebreitet haben. Der Innenstadt als solches könnten so, das prognostiziert eine Studie der Imakomm Aka- demie aus dem Jahr 2021, die Frequenzbringer ausgehen: Imakomm rechnet mit einem Rück- gang der Einzelhandelsbetriebe nach Corona von 13 bis 14 Prozent, in der Gastronomie Dass es mit Coronanachwehen, Onlineshoppingboom und Strukturwandel nicht leicht werden würde, die Innenstädte wieder dauerhaft mit buntem Treiben zu füllen, war zu erwar- ten. Und tatsächlich ist das Gan- ze alles andere als ein Selbstläu- fer. Aber viele Kommunen und Gewerbetreibende haben die Herausforderung angenommen, ihre Stadtzentren resilienter zu machen. Ein Streifzug durch die Region. IHK Hochrhein- Bodensee: Lena Häsler 07531 2860-130 lena.haesler@ konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald- Baar-Heuberg: Simone Mader 07721 922-204 mader@vs.ihk.de IHK Südlicher Ober- rhein: Thomas Kaiser 07821 2703-640 thomas.kaiser@ freiburg.ihk.de »Es ist wichtig, das Kirchturmdenken abzulegen. Gemeinsam lässt sich mehr erreichen« Lena Häsler

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