Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'22 -Südlicher Oberrhein

11 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 17 REGIO REPORT IHK Südlicher Oberrhein W ie man als Häftling ins Gefängnis kommt – davon hat jeder von uns wohl eine Vorstellung: Tat – Richterspruch – Strafe. Wie es dann weitergeht? In vielen Fällen all- täglich: Nach dem Frühstück geht es zur Arbeit. Hinter den mit Stacheldraht bewehrten Mauern der Justizvollzugsanstalt Freiburg (JVA) stehen in der dortigen Werkstatt „Metallfertigung“ modernste Metallbearbeitungszentren. Die Dimensionen gleichen nicht ganz denen der Zulieferbetriebe in der „freien“ Wirtschaft. Die Produkte, die hier gefertigt werden, sind dennoch ein wesentlicher Teil von ihr. An einer der Drehmaschinen steht Rafael G. (Name von der Redak- tion geändert). Der 31-Jährige verbüßt in Freiburg eine siebenjährige Haftstrafe. Was er sich zu Schulden kommen ließ? Mario Weiner und Alexander Gut interessiert das kein bisschen. Der Ausbildungsleiter Metall und der Betriebsleiter der Metallfertigung sehen etwas ganz anderes in Rafael G. als einen Straftäter: Sie sehen einen Menschen, der um die Chance ringt, sein Leben wieder in Ordnung zu brin- gen. Genau dazu ist das VAW nämlich auch da. Dass hier dennoch Ordnung und Sicherheit die obersten Gebote sind, ist die Basis all dessen, was hier geschieht. Auch in der Haft lässt sich weiterlernen VAW bedeutet Landesbetrieb „Vollzugliches Arbeitswesen“. Dessen Claim ist ein wenig speziell: „…wir lassen Sie nicht sitzen“. Aber er stimmt. Tatsächlich ist Rafael G. auf dem Weg. Dank Alexander Gut und Mario Weiner ist er Teilnehmer des Programms ValiKom Transfer der IHK Südlicher Oberrhein (mehr dazu im Kasten Seite 18). Schnittstelle zwischen diesem und der JVA Freiburg ist Peter Indlekofer. Im Bereich „Aus- und Weiterbildung“ der IHK ist er Referent für ValiKom Transfer – und damit Ansprechpartner für Menschen, die ohne Ausbildung bereits längere Zeit in einem Be- ruf arbeiten und sich deshalb dann auch validieren lassen dürfen. Damit verlassen sie den Status „ungelernt“, sind einen wesentli- chen Schritt weiter auf dem Weg eines erfolgreichen Berufslebens. „Mit ValiKom bieten wir die Möglichkeit, berufliche Kompetenzen nachzuweisen. Geschieht das im Kontext einer Haftstrafe, ist das eine absolut zielführende Voraussetzung für die Insassen einer Justizvollzugsanstalt, nach ihrer Haftzeit deutlich anschlussfähiger zu sein in der Arbeitswelt“, zeigt sich Peter Indlekofer überzeugt. ValiKom Transfer – Programm gegen den Fachkräftemangel » ...wir lassen Sie nicht sitzen « Über ValiKom Transfer können sich Unternehmen und Mitarbeiter berufliche Kompetenzen zertifizieren lassen. Mit diesem gern genutzten IHK-Programm bietet sogar eine Haftstrafe wieder Perspektiven. Ein Besuch in der JVA Freiburg. Von links: Mathias Vogginger, Julia Rauscher (beide Geschäftsführung VAW) und Mario Weiner (Ausbildungsleiter).

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