Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'22 -Südlicher Oberrhein
40 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2022 Leute GRÜNDER Herr Pohl, was macht Ihr Unternehmen? Romano Pohl: Wir bauen elektrisch angetriebene Motorräder, in erster Linie Motocross-Motorräder für den Motorsport. Zusätzlich produzieren wir Elek- trifizierungskomponenten von 7 bis 40 Kilowatt, also Elektromotoren, Batterien, Akkus, Controller, Relais für Motorräder und kleinere Transportfahrzeuge so- wie für Industrie- und Hydraulikanwendungen. Wie kam es zu der Idee? Wir sind beide leidenschaftliche Motocross-Fahrer. Aber Maschinen, die stinken und Krach machen, pas- sen schlichtweg nicht mehr in unsere Gesellschaft. Wegen des Lärms schließen immer mehr Trainings- gelände. Wir wollten aber weiter unseren Sport aus- üben, daher haben wir 2015 die erste Version ei- gentlich nur für uns gebaut. Aus Komponenten, die es bereits auf dem Markt gab. Für die Ansprüche im harten Motocross-Einsatz waren die aber nicht geeig- net. So haben wir begonnen, alle notwendigen Teile selbst herzustellen. Schnell gab es weitere Interes- senten und wir planten die nächste Version. Auch war rasch klar, dass unser kleiner Motor mit hohem Wir- kungsgrad auch in anderen Bereichen prima einsetz- bar wäre, zum Beispiel bei Baggern. Deswegen haben wir das Komponentengeschäft als zweites Standbein fortgeführt. Kaum Lärm, keine Emissionen: Was sind noch Unterschiede? Unsere Motocross-Räder sind in der Anschaffung etwas teurer als Konventionelle, aber dafür sind sie weitestgehend wartungsfrei. Bei normalen Motor- sportmotoren fällt nach fünf bis zehn Stunden Fahrt ein Ölwechsel an, nach 30 Stunden Kolbenwechsel. Das sind sehr hohe Wartungskosten. Es entstehen Elektrische Motorräder „Leise Maschinen, großer Spaß“ keine Emissionen. Unsere Maschinen sind leise, aber der Spaßfaktor ist hoch. Wenn wir uns nicht mehr in irgendeiner Kiesgrube verstecken müssen, hat das auch den Effekt, dass wieder komplett neue Leute mit dem Sport in Berührung kommen. Wie haben Sie die Gründung finanziert? Florian Bockstaller und ich haben zu zweit begonnen, als wir beide noch bei Antriebsherstellern in der Regi- on voll beschäftigt waren – inzwischen haben wir fünf Angestellte. Finanziert wurde alles aus Eigenkapital. Wir haben uns anfangs um kleinere Förderungen be- müht, aber obwohl wir bereits ein komplett fertiges Motorrad vorführen konnten, hieß es, das hätte kein Potenzial. Ich muss schon sagen, dass uns bei unse- rem Start von allen Seiten Steine in den Weg gelegt wurden. In meiner Dankesrede für den Existenzgrün- derpreis, der uns kürzlich verliehen wurde, habe ich erwähnt, dass es ohne unser Durchhaltevermögen dieses Unternehmen heute sicher nicht mehr gäbe. Was sind die nächsten Meilensteine? Wir bauen aktuell zwischen 60 und 70 Motorräder im Jahr und können 500 Motoren produzieren. Ak- tuell wird unsere neue Produktionsstätte im Ge- werbegebiet in Villingen gebaut. Wenn wir dort Anfang nächsten Jahres produzieren können, schaffen wir 200 bis 300 Motorräder im Jahr und mindestens 1.500 Motoren. Unsere neue Version, die diesen Sommer herauskommt, wird auch eine Straßenzulassung haben. Außerdem haben wir noch ein Projekt, in dem wir an einem kleineren Fahrzeug für den Nahverkehr bis 100 Kilometer arbei- ten. Damit bewegen wir uns aus unserer Nische heraus. Interview: db PohlBock GmbH & Co. KG Gründer: Florian Bockstaller (l.), Romano Pohl, beide 32 Jahre Ort: Brenden Gründung: 2017 Branche: Elektromobilität Idee: Elektrische Motocross-Räder
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5