Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'22 -Südlicher Oberrhein
49 7+8 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Für die Beantwortung hat das Unternehmen einen Leitfaden entwickelt. Einmaliges nega- tives Feedback werde entweder mit dem zuge- hörigen Recruitingteam oder dem HR Business Partner abgesprochen und abgewogen, ob eine Maßnahme ergriffen wird. „Werden indiskutab- le Themen wie Mobbing angesprochen, klären wir dies direkt“, sagt Winterhalter. Häufe sich negatives Feedback von Beschäftigten, werde eine Taskforce, bestehend aus Führungskraft, HR Business Partner sowie dem Learning and Development Team aktiviert, das in Konfliktsi- tuationen als Moderator auftritt. „So versuchen wir, aufkommende Themen intern zu bespre- chen, in Klärung zu gehen und die Konflikte aufzulösen.“ Auch positives Feedback werde mit den entsprechenden Teams geteilt, sofern sich die Bewertung zuordnen lässt. Wie können auch kleine Unternehmen ge- winnbringend mit solchen Portalen arbeiten? „Solitär würde ich das Anlegen eines Eintrages nicht unbedingt empfehlen“, sagt Silke Masu- rat. Wichtig sei, dass potenzielle Bewerber, die ein Kununu-Eintrag neugierig auf das Un- ternehmen macht, auch beim Weitersurfen abgeholt werden. „Wenn man dann eine alt- backene Webseite ohne Infos vorfindet, bringt der Kununu-Eintrag gar nichts.“ Die Expertin plädiert für eine wohlüberlegte Recruitingstrategie. Dazu gehöre eine infor- mative Karriereseite oder ein solcher Auftritt in den sozialen Medien. Hat das Unternehmen aussagekräftige Auszeichnungen erhalten wie etwa das „Beruf und Familie“-Audit der Hertie- Stiftung oder auch Masurats „Tob Job“-Siegel, sollten diese unbedingt sichtbar sein. „Dann ergibt sich gemeinsam mit den Bewertungen ein gutes Gesamtbild“. Richtig eingesetzt, kann die Plattform also eine nützliche Ergän- zung sein. Kununu extrahiert zudem aus den Daten immer wieder Rankings wie „Bester Ar- beitgeber“. Landet man auf solch einer Liste, kann das positive Aufmerksamkeit generieren. In Zeiten von Fachkräftemangel ein wichtiger Aspekt für eine Arbeitgebermarke. db Was steckt hinter Ihrem „Elternabend“? Lisa Brecht: Grob gesagt ist es ein jährlicher Informationsabend für Eltern rund um deren Rolle bei der Berufsfindung und Ausbildungs- suche ihrer Kinder. 2019 haben wir erstmals dazu eingeladen, danach mussten wir pande- miebedingt pausieren, waren 2021 aber mit einer virtuellen Version am Start. In diesem April konnten wir die Eltern erstmals wieder vor Ort bei uns empfangen. Wie viele Eltern kommen da im Schnitt? Julia Wisser: Wir hatten uns pandemiebedingt bislang auf 20 bis 25 Personen beschränkt. Und knapp zwei Dutzend waren, bis auf einige kurzfristige Krankheitsabsagen, dann auch da. Wie sieht so ein Abend aus? Wisser: Es ist eine Mischung aus Präsen- tation – etwa 60 bis 90 Minuten – und der Möglichkeit, viele Gespräche zu führen. Für die Berufsbilder haben wir die Lehrmeister mit an Bord und Auszubildende, die sowohl prä- sentieren als auch Fragen beantworten. Eine Berufsberaterin von der Arbeitsagentur hat einen aktiven Part, um einen Querschnitt aus vielen Berufen zu zeigen. Zudem sind die IHKs und die Handwerkskammern eingeladen, sich zu beteiligen. Denn wir wollen breit und neutral informieren und keine Werbeveranstaltung für unser Unternehmen draus machen. Worum geht es inhaltlich? Brecht: Unser Fokus liegt tatsächlich auf der Rolle der Eltern bei der Berufswahl. Forschun- gen, wie etwa die McDonald’s Ausbildungsstu- die, zeigen, wie sehr sich Jugendliche an Eltern und Familie orientieren, und welch wichtige Rolle ihnen deshalb in dem Prozess zukommt. Das möchten wir an diesem Abend vermitteln. Unsere Azubis, darunter auch Studienabbre- cher, berichten zum Beispiel darüber, wie sie zu ihrem Beruf gefunden und welche Erfahrun- gen sie gemacht haben. Und was möchten Eltern von Ihnen wissen? Wisser: Wir informieren an dem Abend auch über Bewerbungsprozesse und Auswahlver- fahren. Da kommen immer viele Detailfragen. Wann muss man sich bewerben? Mit welchem Zeugnis? Wir vermitteln zum Beispiel, dass eine seriöse E-Mailadresse wichtig ist, dass wir als Personaler merken, wenn Eltern die Bewerbung geschrieben haben, und dass sie sich ab einem gewissen Punkt auch wieder raushalten müssen. Wie kommen Sie an die Eltern? Brecht: Wir kommunizieren den Termin über unsere Netzwerke und Kanäle in den sozialen Medien und inserieren in lokalen Anzeigenblät- tern. Anfangs haben wir es auch über die Schu- len versucht, aber die Resonanz war dürftig. Hat es auf einen Elternabend hin auch schon mal Bewerbungen gegeben? Brecht: Im vergangenen Jahr hatten wir pande- miebedingt im Frühjahr ein paar Stellen offen. Auf die gab es dann noch einen Schwung Be- werbungen. Aber an sich ist zum Elternabend bereits alles für den Herbst vergeben. Und wir wollen ganz klar feststellen: Auch wenn wir uns über Synergieeffekte freuen, hat dieses Veranstaltungsformat nicht das Ziel, Bewer- ber zu akquirieren. Wir wollen Eltern neutral informieren. Interview: Ulrike Heitze Personalmarketing Einladung zum Elternabend Lisa Brecht, Badenova Julia Wisser, Badenova Schülerpraktika, Ausbildungsbotschafter oder Youtube- Rundgänge durch die Firma – Unternehmen bieten so einiges, um dem potenziellen Nachwuchs Einblicke in Jobs und Berufswege zu geben. Beim Energieversorger Badeno- va wendet man sich seit 2019 auch an die Eltern. Warum und mit welchem Erfolg, darüber berichten Lisa Brecht und Julia Wisser, Referentinnen Personalbetreuung. Bilder: Adobe Stock, peshkova; Badenova Hilfe zur Fachkräftegewinnung IHK Hochrhein-Bodensee: Alexander Graf 07622 3907-213, alexander.graf@konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: Karina Walther, 07721 922-140, walther@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Katja Weis, 0761 3858-109, katja.weis@freiburg.ihk.de
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