Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'22 -Südlicher Oberrhein

18 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2022 REGIO REPORT   IHK Südlicher Oberrhein 17 Nachlese IHK-Kongress Nachhaltig ist mehr als klimaneutral 19 Neue Weiterbildung Digital Business & Leadership Management 20 Zielgerade2030 Brauerei Ganter wird neuntes Mitglied im Klimabündnis 22 Neuer IHK-Mentoren-Service Mitglieder helfen und coachen einander mit Erfahrungswissen 23 Aus den IHK-Ausschüssen 26 Neue, attraktive Inhalte Ausbildung im Gastgewerbe modernisiert 29 Enterprise European Network Unterstützung für KMU mit Auslandsambitionen 30 Termine und Förderungen 31 Lehrgänge und Seminare der IHK I Öffentliche Bekanntmachung Fachpraktiker für Büromanagement INHALT men betrifft – vom Einkauf der Materialien und der Energie über die Produktion bis hin zur Verpackung und zum Vertrieb. „Die meisten Unternehmen glauben, mit dem Wechsel zu sogenanntem grünen Strom oder durch Kom- pensationszahlungen für die eigenen Emissi- onen habe man seine Schuldigkeit getan. Das ist aber ein Fehler, denn die Energieeffizienz und eigene regenerative Stromerzeugung stehen an erster Stelle“, stellte Schmidt klar. Zu Kompensationen rät der Wissenschaftler als letzten Schritt nur dann, wenn zusätzlich und langfristig im Unternehmen Emissionen eingespart werden. Vermeiden und reduzieren vor kompensieren Beim anschließenden Podiumsgespräch disku- tierten Experten aus der Praxis über unterneh- merische Chancen und Herausforderungen der Klimaneutralität. „Klimastabilität kann nur erreicht werden, wenn Unternehmen am stärksten Hebel ansetzen und CO 2 maximal vermeiden und reduzieren. Den verbleibenden Carbon Footprint gilt es zu kompensieren, und zwar dort, wo es wirklich gebraucht wird, näm- lich in Entwicklungs- und Schwellenländern“, erklärte Gesa Schöneberg, Leiterin Forschung und Beratung der Stiftung Allianz für Entwick- lung und Klima. „Der positive Beitrag zu den Entwicklungswirkungen lässt sich dann gemäß der Social Development Goals (SDGs) der Ver- einten Nationen ermitteln.“ Birte Hackenjos, CEO der Haufe Group, be- tonte die Rolle der Mitarbeiter bei der Trans- formation: „Das Thema Nachhaltigkeit ist vor allem ein Thema der Unternehmenskultur. Dabei müssen die Hierarchien und die Feh- lerkultur im Unternehmen ebenfalls unter die Lupe genommen werden. Denn die Mitarbei- tenden sind die Träger der Maßnahmen – sie sollten an erster Stelle motiviert und auch in die Lage versetzt werden, die Maßnahmen mitzutragen.“ Ohne eine aktive Nachhaltig- keitsstrategie wird ein Unternehmen künftig nicht überleben können, darin waren sich alle Experten einig. „Man wird auch schlicht keine neuen Mitarbeitenden mehr gewinnen können, wenn man keine Antwort auf die Frage hat, was Klimaneutralität für das Unternehmen bedeutet und wie man mit CO 2 -Neutralität umgeht“, betonte Hackenjos. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden nützliche Werkzeuge für die betriebliche Klimabilanzierung vorgestellt, so etwa das Projekt „Zielgerade2030“ der IHK Südlicher Oberrhein und der Energieagentur Regio Freiburg. (mehr dazu im Kasten und auf Sei- te 20). Den Abschluss der Veranstaltung bildeten drei Best-Practice-Beispiele aus Unternehmen der Region. Die FSM, Elektronikspezialist aus Kirchzarten, präsentierte ihren ganzheitlichen Unternehmensansatz zur Nachhaltigkeit. Ne- ben der Verwendung moderner Gebäudetech- nik gehören dazu auch E-Geschäftsfahrzeuge sowie Schulungen, die das Umweltbewusst- sein der Mitarbeiter schärfen. Die Papierfabrik Koehler Gruppe aus Ober- kirch zeigte Beispiele für Nachhaltigkeit durch Innovationen bei Produkten und Pro- zessen auf. Koehler setzt ausschließlich auf hochwertiges Recyclingpapier und plant die vollständige Dekarbonisierung ihrer bisher fos- silen Energie- und Dampferzeugung in Ober- kirch. Dabei soll ein Steinkohleheizkraftwerk umgebaut und modifiziert werden zu einem Biomasseheizkraftwerk. Als Handelsunternehmen zeigte die Schwarz- waldeisen Gruppe aus Lahr, wie sie ihre kon- ventionelle Versorgung durch Stromeinkauf und Gasheizung auf Eigenstromnutzung durch eine große Photovoltaikanlage umgestellt hat. Neben der Erzeugung und dem Direkt- verbrauch wird dabei bereits heute langfris- tig gedacht und das Thema Speicherung mit berücksichtigt. Eine neue Trafostation wurde bereits entsprechend zukunftsfähig dimensi- oniert und steht für die Erweiterung der PV- Anlage, für Wärmepumpen und für das Thema E-Mobilität im Unternehmen bereit. heo Projekte für mehr Nachhaltigkeit Zielgerade2030: Das Bündnis Zielge- rade2030 ist ein gemeinsames Projekt der IHK Südlicher Oberrhein und der Energieagentur Regio Freiburg GmbH, bei dem sich die teilnehmenden Unter- nehmen und Kommunen verpflichten, bis 2030 tatsächlich klimaneutral zu arbeiten. www.zielgerade2030.de ecocockpit: Kostenfreies CO 2 -Bilan- zierungstool für Unternehmen. Infos und Schulungen unter anderem bei den IHKs. www.ecocockpit.de IHK ecoFinder: Kostenfreie Umwelt- firmendatenbank, in der Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen rund um Umweltschutz und Energie anbieten, ihr Leistungsprofil präsentie- ren können. www.ihk-ecofinder.de Unternehmer präsentierten ihre Nachhaltigkeits- strategien (v.l.): Santha Zeiher von FSM, Michael Maier von Koehler Innovation & Technology, Steffen Auer von Schwarzwaldeisen

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