Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'22 - Hochrhein-Bodensee

12 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2022 titel Die Intuitive Surgical Deutschland GmbH ist die Tochter eines US-Konzerns und ein Pionier auf dem Gebiet der ro- boterassistierten minimalinvasiven Chirurgie. In Emmen- dingen sitzt die Endoskopproduktion des Unternehmens seit 2019 und beschäftigt dort inzwischen 222 Mitarbei- ter, in der Vertriebsorganisation in Freiburg weitere 143. Im Jahr 2021 wurden 125 neue Personen eingestellt, weitere 120 sollen in diesem Jahr hinzukommen. Die Endoskope werden mit viel Handwerk und speziell entwickelten Prozessen hergestellt, eine vollautomati- sierte Fertigung gibt es nicht. Ein großer Teil der Arbeit besteht aus Qualitätskontrolle. „Es braucht Geduld und Feinmotorik, den Rest kann man lernen“, sagt Harald Haigis, Geschäftsführer der Produktion. In der Schwarz- waldregion, in der es eine lange Tradition von Uhrenme- chanikern, aber auch Goldschmieden gibt, lassen sich viele geeignete Talente finden. Und so kommt es, dass über die Anzeige „Suchen Quereinsteiger mit Fingerfer- tigkeiten“ ein ehemaliger Friseur den Weg nach Emmen- dingen in die Sensorikabteilung gefunden hat. „Unser Name ist in der Region noch nicht ganz so bekannt, es gibt auch immer mal wieder eine gewisse Scheu vor dem US-amerikanischen“, sagt Petra Schmid, Senior Managerin Human Resources. Doch „wer mehr sucht, findet mehr“, so Schmid. Dazu wurde das Recruiting personell verstärkt und mehr Kanäle bedient: Vom Banner amWerkstor über Printanzeigen bis hin zu Linkedin. „Uns treibt unsere Begeisterung für ein High- techprodukt an, mit dem wir einer der Technologieführer sein möchten“, sagt Petra Schmid. Die besondere Stim- mung aus der Zentrale in den USA will sie nach Deutsch- land tragen. Das Wohlbefinden von Menschen stehe im Vordergrund, nicht nur beim gefertigten Produkt, sondern eben auch bei der Arbeit. „Wir leben diese Werte und schulen Führungskräfte entsprechend. Die Mitarbeiter sollen spüren, dass das Un- ternehmen einen langen Weg mit ihnen gehen möchte“, sagt Haigis. Es erfolge eine sorgfältige Einarbeitung in einem sehr zukunftssicheren Job. Es gibt eine unterneh- menseigene Lernplattform, auf die alle zugreifen können. Zudem werden englische und deutsche Sprachkurse ange- boten. Moderne, ergonomische Arbeitsplätze gibt es nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Produktion. db Cytena Mit Bällebad, Lego und agilen Methoden punkten Das Biotechnologie-Start-up Cytena entstand als eine klassische universitäre Ausgründung. 2014 wurde die Idee für ein Verfahren, das einzelne und lebensfähige Zellen handhaben und sortieren kann, am Freiburger Institut für Mikrosystemtechnik entwickelt. Bereits ein Jahr später verkaufte Cytena seinen ersten Einzelzell- Drucker. Das patentierte Verfahren findet inzwi- schen global sowohl in der Forschung als auch in der Medikamentenherstellung Anwendung. Im Jahr 2019 akquirierte der börsennotierte schwedische Bioprinting-Spezialist Cellink die Cytena GmbH. Im letzten Jahr wurden 71 Mit- arbeiter neu eingestellt, 113 Personen sind nun am Standort Freiburg beschäftigt, rund 165 glo- bal. Es laufe gut: Man beschäftige sich sowohl mit weiteren Eigenentwicklungen als auch mit der Lizensierung von Fremdtechnologie. Marke- ting-Chef Fabian Stumpf geht davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter bis Ende des Jahres auf 200 anwächst. „Der Rekrutierungsprozess ist zeitintensiv, da uns neben den ausschreibungs- bezogenen Anforderungen der Teamfit extrem wichtig ist“, sagt Stumpf. Das Cytena-Team suche vorwiegend hochspezialisierte Kräfte vor allem in den Bereichen Software, Molekular- biologie und Ingenieurwesen. Die Talentsuche gestalte sich durchaus herausfordernd, denn das junge Unternehmen konkurriere stark mit den etablierten Großkonzernen mit Sitz in der Schweiz. Doch im Green City Office, dem neuen Headquarter der Firma, wird den Mitarbeitern jede Menge geboten. Man habe einiges von agilen Software-Vorreitern wie Google und Spotify adaptiert: In modernen Bürolandschaf- ten können die selbstorganisierten Teams an ihren Projekten arbeiten. Auch steht Arbeitszeit zur freien Entwicklung zur Verfügung. Kreative Herangehensweisen werden geschätzt: Techno- logische Optimierungen können schonmal im Herumknobeln mit Legosteinen ihren Ursprung finden. Auf der Dachterrasse ist Platz für gesel- liges Zusammenkommen. Und ja, auch Kickerti- sche und ein Bällebad fehlen nicht. db Ein Intuitive-Surgical- Mitarbeiter führt das minimalinvasive Endoskop vor. Julian Felix Riba (l.), Geschäftsführer von Cytena und Laudator Thomas Fricker, Chefredakteur der Badischen Zeitung. Bild: Badische Zeitung/Thomas Kunz Intuitive Surgical Lust auf gemeinsame Zukunft signalisieren

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