Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'22 -Südlicher Oberrhein

7 1 | 2022 iHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten M ittlerweile gibt es keinen Unter- nehmer mehr, der nicht von ein- schränkungen berichtet“, fasst Uwe Böhm, Geschäftsführer für internatio- nales bei der iHK Hochrhein-Bodensee, die treffen seines Außenwirtschaftsausschusses zusammen. „Die meisten bekommen ihre notwendigen teile und Produkte irgendwie zusammen, aber über termine und Preise sind die meisten schon hinweg.“ Alles dau- ere nicht Wochen länger, sondern Monate; Preise seien inzwischen eher zweitrangig, Hauptsache es gehe überhaupt irgendetwas. tatsächlich mangelt es der Wirtschaft längst nicht mehr nur an Halbleitern wie noch zu Beginn der Krise. engpässe zeigen sich inzwischen bei den unglaublichsten Pro- dukten, mit Folgen für viele Branchen und Unternehmen. Das reicht vom teeladen, der seine umsatzstärksten Sorten noch in einem Container auf hoher See vermu- tet, bis zum Schuhgeschäft, das nicht mit genügend Winterschuhen für die Kleinsten dienen kann, weil wegen der lockdowns Pro- duktionen ausgefallen sind. Agenturen, die Aufträge nicht abrechnen können, weil das Papier für die Werbeflyer fehlt. Fahrradläden, denen Neuware und ersatzteile ausgehen. Autohersteller wie BMW, die ihre Fahrzeuge aktuell nur mit einer abgespeckten Chipaus- stattung ausliefern. Bauunternehmer, die viel zu hochwertige Abwasserrohre verbauen, nur um Projekte überhaupt voranzubringen. Die traditionsreiche Freiburger Fahrzeugmesse „Automobil 2022“, eigentlich für Anfang März angesetzt, wurde ende Oktober abge- sagt, weil es für die Autohäuser angesichts der aktuellen lieferzeiten wenig Sinn ergibt, Neuwagen zu präsentieren. Die Erholung kam zu schnell So vielfältig die Mangelsituationen, so bunt ist auch der Strauß an Ursachen. „es ist eine Gemengelage aus vielen Faktoren“, stellt Martin Schmidt, stellvertretender Ge- schäftsbereichsleiter für die Standortpolitik bei der iHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, fest. Das reiche von Produktionsausfällen und nicht geförderten Rohstoffen wegen der IHK Hochrhein- Bodensee: Uwe Böhm 07622 3907-218 uwe.boehm@ konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald- Baar-Heuberg: Martin Schmidt 07721 922-207 martin.schmidt@ vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Norbert Uphues 0761 3858-117 norbert.uphues@ freiburg.ihk.de Modehaus Fuchs Mehr Hemden auf Lager Normalerweise wird jedes weiße Herrenhemd, das Ingo Fuchs und seine Mitarbeiter im Modehaus Fuchs in Endingen verkaufen, automatisch nachbestellt und ist am nächsten Tag ersetzt. Denn Fuchs, der das Unternehmen in fünfter Generation führt, legt Wert darauf, dass er von Klassikern wie weißen Hemden oder dunklen Anzügen immer alle Größen vorrätig hat. Zurzeit gibt es aber immer wieder Nachschubprobleme. Denn während des ersten Coronajahrs brach die Nachfrage nach Kleidung, die zu Festen oder geschäftlichen Anlässen getragen wird, rapide ein – und die Hersteller fuhren die Produktion herunter und arbeiteten zum Teil kurz. Zuletzt stieg die Nachfrage wieder, doch die Produzenten kamen nicht hinterher. Fuchs rechnet damit, dass es noch ein paar Monate dauert, bis die Lieferketten wieder reibungslos funktionieren. Im Modehaus Fuchs, das Damen-, Herren- und junge Mode führt, merkt der Kunde davon aber nichts, denn Ingo Fuchs bestellt die Ware stets für etwa eine Woche auf Vorrat. Das ist zwar teurer – Fuchs benötigt mehr Liquidität –, aber für ihn ist es wichtiger, die Kundschaft immer bedienen zu können. Das klappt auch in anderen Bereichen, obwohl es immer wieder Lieferprobleme bei T-Shirts, Pullovern und Jeans bestimm- ter Marken und Farben gibt. „Da ist unser Vorteil, dass wir viele Marken führen und immer Alternativen bieten können“, sagt Fuchs. Ihm komme neben dem breiten Sortiment zugute, dass er mehrheitlich Stammkunden und langjährige Lieferanten habe und man sich gegenseitig auch in der Coronapandemie die Treue halte. Herausfordernd ist dies für ihn trotzdem. „Hätten wir nicht jahrzehntelang gut gewirtschaftet, hätten wir mehr Probleme“, sagt er. Glück im Unglück hatte Fuchs bei Winterjacken für Damen eines amerikanischen Herstel- lers. Dieser musste mehrere Wochen auf Reißverschlüsse aus Asien warten – und die Jacken kamen schließlich im September statt im Juli in Endingen an, aber immer noch rechtzeitig für die Wintersaison. mae „

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