Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'21 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

Viele Wege nach Paris Den Stoff, ein Gewebe aus Polypropylen, hat eine Textilfirma aus Greven produziert. Von dort aus kam er in Etappen auf insgesamt 50 je anderthalb Meter breiten und 450 Meter langen Rollen nach Herbolzheim. Dort erhielt er dann sei- ne endgültige glänzende Veredelung. 50 Nanometer dünn wurde reines Aluminium im Verdampfungsverfahren aufgetragen. Das entspricht etwa einem Tausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares. Auch wenn der Stoff silbern glänzt und sehr massiv wirkt, wurden für die gesamte Ver- packung des Arc de Triomphes nur circa drei Kilogramm Aluminium verwendet – etwa eine faustgroße Menge. Schließlich gingen die beschichteten Stoffrollen nach Lübeck, wo die insgesamt 25.000 Quadratmeter große Umhüllung in einem letzten Schritt genäht und nach Paris verschickt wurde. Nach dem Abbau wird der Stoff strengen Vorgaben entsprechend recycelt: Er wird in kleinste Teile zerrupft, regranu- liert und schließlich für die Herstellung von anderen Produkten verwendet. Hommage an Christo Silbrig glänzend, von unzähligen riesigen Stoffbahnen umhüllt: Der Arc de Triomphe in Paris war vom 18. September bis zum 3. Oktober ganz nach Christos Vorgaben eingepackt. Eine Hommage an den 2020 verstorbenen Künstler, ein Projekt, das er geplant hatte, aber nicht mehr vollenden konnte. Christos Neffe hat nun dessen letztes Vorhaben verwirklicht. Und wie schon bei der Verhüllung des Reichstagsgebäudes 1995 hatte auch diesmal ein südbadisches Unternehmen einen wesentlichen Anteil daran. Seine funkelnde und glitzernde Optik erhielt der Stoff durch eine Aluminiumbeschichtung der Firma Rowo Coating aus Herbolzheim. Seit 1991 in Herbolzheim Ro land Müller und Wo lfgang Siefert gründeten Rowo Coa- ting 1991. Jetzt, 30 Jahre später, steht die größte Investition in der Geschichte des Unternehmens an. Ein Neubau sowie neue Maschinen sollen wesentlich größere Produktionsmengen gewährleisten, ebenso wie anspruchsvollere technische Möglichkeiten. Der Fokus liegt dabei auf den flexiblen Solarzellen, auf die sich das Unter- nehmen spezialisiert hat. Rowo Coating beschäftigt derzeit 21 Mitarbeiter. ak Beschichtungsvielfalt Die Branchen, für die Rowo Coating beschichtet, sind so unterschiedlich wie der Verwendungszweck des Endproduk- tes. Ob Automobilbranche, Gesundheitswesen, Dekoration oder Lebensmittelbranche: In sämtlichen Bereichen sind die Veredelungen zu finden. Vor allem Vliesstoffe erhalten Be- schichtungen für die Wärmedämmung und zum Schutz gegen Sonneneinstrahlung, die zum Beispiel für Dachhimmel in Automobilen – insbesondere in Elektroautos – benötigt wer- den. Aber auch für Messlabore, abhörsichere Räume oder zur elektromagnetischen Abschirmung produziert Rowo Coating die entsprechenden Beschichtungen. Ganz aktuell: eine keim- tötende Silberbeschichtung für Gesichtsmasken und Luftfilter, die – so Geschäftsführer Wolfgang Siefert – auch SARS-CoV- 2-Viren zerstört. Das derzeit größte Projekt des Unternehmens ist jedoch die transparente und leitfähige Beschichtung von PET-Folien als Elektroden für flexible Solarzellen. Bild: Rowo Coating In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Beschichtungen von „ROWO Coating“ aus Herbolzheim. Beschichtungen von Rowo Coating Silbernes Funkeln Die letzte Seite

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