Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'21 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

11 11 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten tItel Warum ist für eine gute Mobilfunk- abdeckung ein guter Breitbandausbau nötig? Man telefoniert doch nicht über die Glasfaserleitungen. Der Schwerpunkt des Mobilfunks ist schon lang nicht mehr die telefonie. Die Hauptan- wendung ist inzwischen Datentransport für die neuen Smartphones und tablets bezie- hungsweise für die großen Apps, die darauf laufen. Die Sprache macht nur noch einen geringen teil des Verkehrs aus. Diese ent- wicklung von einem 3G-Netz, das hauptsäch- lich Sprachdienste anbietet, bis hin zu einem Netz vor allem für Datendienste, hat mit der rasanten Zunahme der Nutzung von Smart- phones seit 2010 begonnen. Damit die be- stehenden Mobilfunkstationen diese großen Datenmengen überhaupt transportieren kön- nen, müssen sie an das neue Glasfasernetz angebunden werden. Denn das bestehende Kupfernetz ist nicht für diese großen Daten- mengen ausgelegt. eine gute Breitbandver- sorgung mit Glasfaser ist somit eine Voraus- setzung für eine gute Mobilfunkversorgung. Außerdem sind für ein gute Abdeckung mehr Mobilfunkstandorte nötig. Sie haben für die IHK die Breitbandver- sorgung der Region Schwarzwald-Baar- Heuberg in den vergangenen zehn Jahren untersucht. Wie sind Sie dabei vorgegan- gen? Das Besondere ist, dass die Studie keine einmalige Momentaufnahme ist. Nach einer Onlinebefragung 2012 unter 11.500 Un- ternehmen haben wir uns auf die wunden Punkte fokussiert, also auf 79 unterversorgte Gewerbegebiete. In diesen haben wir über 400 Unternehmen wiederholt befragt. Wir haben uns auf kleine und mittlere Unterneh- men beschränkt, da große Unternehmen im Gegensatz zu den kleineren die Mittel haben, sich einen eigenen Glasfaseranschluss legen zu lassen. Was ist das Ergebnis Ihrer Studie? Der Ausbau der Glasfasernetze in der Fläche und damit die Versorgung mit Breitband in der gesamten Region haben sich deutlich verbessert. Das ist vor allem dem großen engagement der Zweckverbände zu ver- danken, die die landkreise dafür gegründet haben. Am Anfang ging es sehr schleppend voran. Zwischen 2016 und heute sieht man deutliche Verbesserungen. In den vergan- genen zehn Jahren sind wir im Vergleich zu den Nachbarregionen vom Schlusslicht in die Poleposition gelangt. Nur die Region Hoch- rhein-Bodensee steht insgesamt noch besser da, weil die telekom in einem Modellversuch ganz lörrach mit Breitband versorgt hat. Sind jetzt alle Unternehmen in den 79 Ge- werbegebieten gut mit Internet versorgt? Ja, aber eine Herausforderung besteht für vie- le darin, dass sie dafür erst ihre It-Infrastruk- tur zum teil umstellen müssen. Zudem dauert es oft, bis bestehende Verträge auslaufen und sie den Anbieter wechseln können. Das Wichtigste ist, dass alle Unternehmen jetzt wissen, dass sie etwas tun können, um ihre Breitbandversorgung zu verbessern. Was steht in der Region noch an? Der Glasfaserausbau muss ganz klar weiter vorangetrieben werden. es wurde viel in den Gewerbegebieten gemacht. Aber auch die Betriebe außerhalb von Gewerbegebieten sowie die Privathaushalte brauchen Glasfa- seranschlüsse. Daher ist der flächendecken- de Ausbau von Glasfaser die nächste große Aufgabe. Interview: mae JÜRGEN ANDERS (59) Der Physiker Jürgen Anders ist seit Mai 2010 Professor an der Hochschule Furt- wangen und auf digitale Infrastrukturen im ländlichen Raum spezialisiert. Zuvor arbeitete er unter anderem bei Siemens und war dort für die Entwicklung und Vermarktung der Breitbandtechnologie zuständig. In Zusammenarbeit mit der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg be- schäftigt er sich seit zehn Jahren mit der Breitbandversorgung in der Region. Am Anfang stand für die Bestandsauf- nahme eine Onlinebefragung von rund 11.500 Unternehmen im IHK-Bezirk. Es folgten mehrere qualitative Befragungen von jeweils 400 Unternehmen aus 79 Gewerbegebieten in den Jahren 2016 und 2020. Die aktuellen Ergebnisse sind in den IHK-Breitbandatlas eingeflossen, den die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg im September vorgestellt hat. » Vom Schlusslicht in die Poleposition « Zu einer guten digitalen Infra- struktur gehören sowohl eine flächendeckende Versorgung mit Mobilfunk als auch mit Breitband. Darüber, wie beides zusammenhängt, und über die Studie zur Breitbandversorgung in der Region Schwarzwald-Baar- Heuberg, die er für die IHK erstellt hat, spricht Jürgen Anders von der Hochschule Furtwangen im Interview. Interview mit Jürgen Anders zur Breitbandversorgung in der Region Die Breitbandstudie der IHK SchwarzwaldBaar­ Heuberg gibt es zum Download unter www.ihksbh.de 5027670

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