Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August '21 - Hochrhein-Bodensee
9 7+8 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten spritsparender werden. Und schließlich Silane, die zum Beispiel in Glasfaserkabeln oder als Korrosionsschutz in Beton zum Einsatz kommen. Sie verlängern die Halt- barkeit des Baustoffs und reduzieren so indirekt CO 2 - Emmissionen, die bei dessen Herstellung entstehen. Auch viele andere der insgesamt mehr als 400 Pro- dukte, die in Rheinfelden entstehen und ausschließlich an Industriekunden geliefert werden, dienen mittelbar dem Umweltschutz, indem sie etwa zur Energieeffizienz beitragen. „Next-Generation-Solutions“ nennt Evonik diese Angebote, die konzernweit gut ein Drittel des Umsatzes ausmachen. Natürlich ist auch der eigene Energiebedarf ein stetes Thema am Standort. „Unsere Prozesse sind stromin- tensiv beziehungsweise stark dampfgetrieben“, sagt Standortleiter Olaf Breuer . Dabei spielt Wasserkraft, die Ende des 19. Jahrhunderts der Grund für die Ansied- lung der Industrie am Hochrhein war, immer noch eine wichtige Rolle: Die Hälfte des von Evonik verbrauchten Stroms stammt aus Wasserkraft, die andere Hälfte aus einer eigenen Gasturbine. Der hohe Energieverbrauch und die große Menge an verfügbarer Abwärme sind die Motivation für zwei Nachhaltigkeitsprojekte des Evonik- Standorts. Zum einen will man die momentan noch tra- ditionell „graue“, also konventionelle Wasserstofferzeu- gung effizienter gestalten, entweder „blau“ (sodass das dabei entstehende CO 2 gebunden wird), „grün“ (CO 2 -frei und mit Strom aus erneuerbaren Energien) oder „türkis“ (dabei entsteht Methanol, das Evonik ohnehin braucht). „Das Verfahren soll ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein“, sagt Breuer. Derzeit laufen Gespräche mit mög- lichen Projektpartnern. Details zur Größe und Investiti- onshöhe darf der Standort nicht publizieren. Das andere Projekt ist schon etwas konkreter: Evonik stellt dem Versorgungsunternehmen Energiedienst Abwärme zur Verfügung, das damit ein Wärmenetz aufbaut und Strom erzeugt. Mit den Stadtwerken Rheinfelden realisiert Evonik ein ähnliches Vorhaben. Bislang geht es dabei nur um einen kleinen Teil der bei Evonik anfallenden Wärme. Das Projekt könnte noch viel größer werden. Die Idee ist, entlang des Hochrheins ein Wärmenetz aufzubauen. Dafür arbeitet Evonik mit anderen Chemie- und Pharmaunternehmen zusammen, denn die Redundanz braucht es für die Versorgungssicherheit, erklärt Breuer. Auch sonst will die Chemiebranche Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sein. „Wir sehen, dass man das Thema auf allen Ebenen und in allen Branchen anpacken muss“, konstatiert Breuer. „Als chemische Industrie sind wir ein Treiber der Veränderung.“ Das gelte nicht nur für den Stand- ort Rheinfelden, sondern für den ganzen Konzern. Die Zentrale in Essen hat eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und zehn Nachhaltigkeitsziele definiert. Der Fokus liegt auf Energie, Wasserstoff und Abwärme. Die Motivation in Sachen Nachhaltigkeit sei vielschichtig und längst nicht mehr nur monetär, betont Breuer: Das komme zum einen natürlich von der Marktseite. „Viele Kunden fragen nach nachhaltigen Produkten“, berichtet Breuer. Und andererseits von den eigenen Mitarbeitern. Ein großer Teil der Ideen, die sie im kon- tinuierlichen Verbesserungsprozess des Standorts ein- bringen, diene dem Klima- und Umweltschutz. „Der Drive kommt aus der Belegschaft“, sagt Breuer. Das Personal sieht Marcel Trogisch als eine wichtige Motivation und zugleich als wertvollen Ideengeber für nachhaltiges Engagement: „Um langfristig erfolgreich agieren zu können, brauchen Unternehmen zufriedene Mitarbeiter – und eine intakte Umwelt“, sagt der Refe- rent Energie und Umwelt der IHK Schwarzwald-Baar- Heuberg . Das Thema Klimaschutz sei seit einigen Jah- ren so präsent – „dem kann man sich nicht entziehen“. Trogisch leitet den Arbeitskreis Energieeffizienz seiner IHK und sieht dort zahlreiche spannende Projekte. Bei vielen sei natürlich die Kostenersparnis der Treiber. Außerdem versprechen sich die Firmen Erleichterun- gen – beispielsweise weniger Stromsteuern oder län- gere Prüffristen aufgrund einer EMAS-Zertifizierung. Trogisch sieht aber auch Unternehmen, die mehr tun, sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben und so wahrgenommen werden wollen. „Das wird immer mehr so kommen“, glaubt der IHK-Experte. 31% 15% 21% 32% Überwiegende Nutzung erneuerbarer Energien 23% 7% 19% 51% 33% 11% 18% 38% Aufbau eigener erneuerbarer Energiekapazitäten Anschaffung von Elektrofahrzeugen »Dem Thema Klimaschutz kann man sich nicht entziehen« Marcel Trogisch Referent Energie | Umwelt IHK Schwarzwald-Baar- Heuberg
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