Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'21 -Südlicher Oberrhein

36 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2021 Unternehmen Haben die Werbetrommel als Arbeitgeber gerührt: die Bauverein-Vorstände Jörg Straub (links) und Marc Ullrich. Bilder: Thomas Kunz Mittlere Unternehmen Bauverein Breisgau FREIBURG. Das Thema bezahlbarer Wohnraum gewinnt, vor allem in Ballungsräumen wie Freiburg, an Bedeutung und damit auch das Angebot von Baugenossenschaften wie des Bauvereins Breisgau. Er zählt rund 5.000 eigene Wohnungen in Freiburg sowie dem gesamten Breisgau und steckte 2020 rund 37 Millionen Euro in Erhalt und Neubau der Wohnungen. Die Zahl der Beschäftigten liegt mittlerweile bei mehr als 120, da- runter sind rund 30 Minijobber, vor allem Hauswarte für dezentrale Gebäude. „Unser Produkt wird stärker gefragt, deshalb investieren wir in Nachwuchskräfte“, sagt Jörg Straub, Vorstand der 1899 ge- gründeten und somit ältesten Freiburger Baugenossenschaft. Weil viele seiner Fach- und Führungskräfte in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren in den Ruhestand gehen, hat der Bauverein 2020 deutlich mehr Auszubildende eingestellt. Jetzt machen fünf statt wie früher ein bis zwei junge Frauen und Männer eine Ausbildung als Immobilienkaufleute und neuerdings auch als Kaufleute für Büroma- nagement. Zudem arbeiten drei duale Studierende beim Bauverein, der vielen zwar als Baugenossenschaft, wenigen indes als Arbeit- geber bekannt ist. Um das zu ändern und die Stellen zu besetzen, habe man aktiv die Werbetrommel gerührt, berichtet Straub: war auf Jobmessen, in Schulen und hat auch zweisprachig in Frankreich inseriert. Indirekt kam der Genossenschaft dabei sogar Corona zugute. Weil die Menschen angesichts die Pandemie zunehmend auf Werte achten, bekommt der Bauverein mehr Bewerbungen, sagt Straub. Eine Erfolgsgeschichte ist die eines Architekturstudenten aus Aleppo. Den Kontakt vermittelte die Agentur für Arbeit kurz nach der Ankunft des jungen Syrers in Freiburg. Er lernte Deutsch, beendete hier sein Studium und entschied sich für die Tätigkeit beim Bauverein. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir ihm sofort eine Wohnung verschaffen konnten“, sagt Straub. kat Kleine Unternehmen Hin-Feinmechanik WALDKIRCH. Die Weichen standen bei der Hin-Feinmechanik GmbH schon auf Wachstum, als die Pandemie im vergangenen Früh- jahr das Drehbuch änderte. Der Umzug war geplant, das nächste Bearbeitungszentrum bestellt, ein neuer Meister an Bord und der Vertrag mit einem neuen Azubi unterzeichnet. Im Februar 2020 ist das 2014 gegründete Unternehmen in neue Räume in Waldkirch- Kollnau gezogen, hat so seine Fläche auf 650 Quadratmeter verdrei- facht. Und trotz Corona stieg die Zahl der Mitarbeiter im vergange- nen Jahr um drei auf nun zehn. „Wir sind ins Straucheln gekommen, es war kurz holprig, aber seit Herbst läuft es wieder“, berichtet Gründer und Geschäftsführer Marco Hin. Er will das Geschäft in diesem Jahr stabilisieren und dann weiter wachsen – „gesund, nicht um jeden Preis“. Und vor allem nicht auf Kosten der Mitarbeiter. Der 40-jährige Werkzeugmacher und Maschinenbautechniker hat als Angestellter erlebt, wie wichtig das Betriebsklima und die Wert- schätzung der Mitarbeiter sind. „Die Firma ist nur so gut wie die Menschen, die dahinterstehen“, sagt Hin. Diese Philosophie setzt er im eigenen Unternehmen um, und der Erfolg gibt ihm recht. Er muss keine Fachkräfte suchen, sie finden ihn. Nur ein einziges Mal hat er eine offene Stelle inseriert. Ähnlich läuft es mit den Kunden. Die kommen vor allem aus dem Maschinen- und Werkzeugbau, der Medizintechnik- und Pharmaindustrie. Hin-Feinme- chanik baut für sie Prototypen und fertigt kleine Serien in Losgrößen bis etwa 100. Produkte also, bei denen sich keine Serienfertigung lohnt, beispielsweise Schleif-, Biege- oder Zentriervorrichtungen, Montagearme und Schneidkästen. Das Besondere: Das Un- ternehmen entwickelt, konstruiert und fertigt alles selbst. „Es hat sich herumge- sprochen, ohne Werbung“, berichtet Hin. Die bislang einzige Art von Werbung sei die Bewerbung für den Jobmotor gewesen. kat Konzepte in der Pandemie Legt großen Wert auf das Betriebsklima: Marco Hin, Inhaber von Hin Feinmechanik.

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