Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'21 -Südlicher Oberrhein

10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2021 Julia Kranz (links) vom Derpart Reisebüro Rade stellt mit Azubi Jana Bruder ein Kun- dengespräch nach. DERPART REISEBÜRO RADE: KUNDENGESPRÄCHE SIMULIEREN Anfang April 2020 Griechenland, im Mai erst Portugal und dann Mexiko, im Juni schließlich Südafrika:Als ver- gangenes Frühjahr Reisen storniert, rückabgewickelt oder umgebucht wurden, organisierte Margit Boschert wöchentliche Onlineschulungen zu diesen und anderen Ländern für die Azubis. Natürlich halfen die künftigen Tourismuskaufleute auch im Unternehmen mit, berichtet die Ausbilderin und Vertriebsbezirksleiterin bei der Der- part Reisebüro Rade GmbH mit Sitz in Offenburg. Diese hat ein Geschäfts- und vier Touristikreisebüros in der Ortenau, 37 Mitarbeiter (die meisten von ihnen sind zur- zeit in Kurzarbeit), darunter vier Azubis. Normalerweise bildet das Unternehmen acht bis zehn junge Leute aus.Vier konnten im Sommer 2020 ihre Ausbildung abschließen; eine junge Frau, die diese 2019 begonnen hatte, wechselte wegen der Coronapandemie die Branche. 2020 gab es keine Bewerbung und folglich auch keine neuen Lehrlinge. Das soll nicht so bleiben: Für das kommende Aus- bildungsjahr hat Boschert bereits einen Ausbildungsver- trag abgeschlossen, ein zweiter könnte noch folgen.Auch kurzfristig. „Reisen wird wieder kommen, da sind wir uns sicher“, sagt die Ausbilderin, die sichergehen will, dass der Reisevermittler dann auch über genügend Fachkräfte verfügt. „Wir sind ein renommierter Ausbildungsbetrieb, wollen den Azubis eine gute Ausbildung bieten und sie langfristig an uns binden“, sagt sie. Bis die jungen Leute wieder einen normalen Geschäftsbetrieb erleben können, erhalten sie extra Onlineschulungen. Außerdem simulie- ren Margit Boschert und eine Kollegin Kundenanfragen – zum Beispiel für eine Reise für zwei Erwachsene und zwei Kinder nach Andalusien – und simulieren mit ihnen Kunden- gespräche. Und sie üben schriftliches sowie telefonischesAntworten auf Anfragen. Im Stornieren, Reiserecht und mit neuen Produkten wie Coronaschutzversicherungen kennen sich die Azubis jedenfalls richtig gut aus. mae Margit Boschert Vertriebsbezirksleiterin Derpart Reisebüro Rade Thoß. Sie weiß zudem von kleinen Unternehmen, die aufgrund der Ausbildungsprämie des Bundes zusätz- liche Azubis eingestellt haben oder sogar zum ersten Mal ausbilden. Die Aussichten für den Herbst Für das kommende Ausbildungsjahr 2021/22, das im September startet, kündigt sich an Hochrhein und Bo- densee ein Rückgang von 12,6 Prozent an (Stand 31. März). Handel, Elektrotechnik, Verkehr und Transport melden allesamt Rückgänge. „Ein Modehändler, der nicht öffnen, keine Praktika anbieten konnte und zu- dem auf seinem Sortiment sitzt, ist im Moment eher zurückhaltend“, erklärt Thoß. Die Gastronomie, in der traditionell viele Verträge spät abgeschlossen werden, verharrt auf Vorjahresniveau, die Metalltechnik legt derzeit wieder zu – nach einem Rückgang im Vorjahr angesichts der unklaren konjunkturellen Entwicklung weltweit. In der Region Südlicher Oberrhein wurden bis Ende März 23 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge abgeschlossen als ein Jahr zuvor. Rückgänge gibt es allen voran in Hotellerie und Gastronomie. Bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg betrug das Minus Ende März 16,7 Prozent. Speziell die Eventbranche, Tou- rismus, Handel und Gastronomie halten sich zurück, wenn auch teilweise weniger stark als befürchtet. „Im Moment ist die weitere Entwicklung schwer absehbar“, sagt Miriam Kammerer. Auch für Simon Kaiser sind

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