Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'21 -Südlicher Oberrhein

9 5 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten PAJUNK: AUSBILDER GEBEN EXTRA UNTERRICHT „Wir bekommen kaum Bewerbungen“, sagte Bettina Pajunk-Wiedmann, Personalleiterin des Medizintechnik- unternehmens Pajunk, Mitte April. Das war vor der Coro- napandemie anders. Da präsentiertenVertreter des Famili- enunternehmens, zugleich größter Arbeitgeber Geisingens, die verschiedenen Ausbildungsberufe wie Industrie- und Zerspanungsmechaniker in Schulen und auf Ausbildungs- messen der Region und lernten dabei die jungen Leute kennen. Das ist dieses Jahr nicht oder nur virtuell möglich. Gleichwohl wirbt das Unternehmen auf der Website und in sozialen Medien für die Ausbildung. „Die jungen Leute sind verunsichert“, hat Bettina Pajunk-Wiedmann festge- stellt. Sie zögern, an Unternehmen heranzutreten.Virtuelle Gespräche würden viele abschrecken. Dank Schnelltests fanden im April dennoch die ersten Vorstellungsgespräche im Unternehmen statt. Bettina Pajunk-Wiedmann hofft, dass im September wieder vier bis fünf junge Leute dieAusbildung im Unternehmen beginnen. Pajunk stellt Kanülen für die Anästhesie und andere medizinische Geräte her. Von den circa 600 Mitarbeitern weltweit arbeiten et- wa 450 in Geisingen, unter ihnen sind zwölf Azubis und drei duale Studenten. Für die Fachkräftesiche- rung seien diese für Pajunk essenziell, berichtet die Personalleiterin. Deshalb hat das Unternehmen auch 2020 neueAzubis eingestellt – obwohl Pajunk im ver- gangenen Frühjahr, als wegen der Coronapandemie viele Operationen verschoben wurden, einen Einbruch verzeichnete, und Ausbildung in Coronazeiten einen höheren Aufwand mit sich bringt. Die beiden Ausbil- der vermittelten den Lehrlingen – vor allem im vergan- genen Frühjahr, als die Berufsschulen wochenlang ge- schlossen waren und noch nicht auf Onlineunterricht umgestellt hatten – den nötigen Stoff zusätzlich und unterstützen sie auch mit extra Praxisunterricht in der hauseigenen Ausbildungswerkstatt. Bettina Pajunk-Wiedmann ist froh darüber, dass diese vor drei Jahren erneuert und mit CNC-Maschinen ausge- stattet wurde. Die vier Azubis, die 2020 ihreAusbildung abschließen konnten, seien alle gut durchgekommen. Sie ist zuversichtlich, dass dies auch den nächsten Jahrgängen gelingt. mae Markus Lossau, Ausbilder bei Pajunk in Geisingen, leitet die Azubis Marcel Ruf (links) und Muham- med Cavlak in der Ausbildungswerkstatt an. Das Bild wurde vor der Coronapandemie aufgenommen. Bettina Pajunk-Wiedmann Personalleitung Pajunk GmbH zurückgegangen ist: „Viele Betriebe haben erstmal geschaut, dass die Produktion läuft“, sagt Kaiser. Wer weiter einstellt, mache dies auch mit Blick auf den Fachkräftemangel, den es nach wie vor gebe. Bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg ging die Zahl der neuen Ausbildungsplätze 2020/21 um 12,8 Prozent zurück. Betroffen waren hier ebenfalls vor allem die Metalltechnik, aber auch Papier und Druck. Handel, vor allem der Lebensmitteleinzelhandel, und die Gastrono- mie verbuchten damals noch ein leichtes Plus. Miriam Kammerer führt das darauf zurück, dass vergangenes Jahr viele Ausbildungsverträge bereits vor dem Beginn der Pandemie abgeschlossen waren beziehungsweise die Unternehmen sich die jungen Leute für die Zeit danach sichern wollten. Die IHK Hochrein-Bodensee verzeichnete im Ausbil- dungsjahr 2020/21 ein Minus von 15,8 Prozent. Den größten Rückgang gab es – pandemiebedingt – im Handel. „Da dies bei uns die Branche mit den meisten Ausbildungsverträgen ist, tut uns der Rückgang hier besonders weh“, sagt Alexandra thoß. „Aber auch in der Gastronomie sowie im Reise- und Veranstaltungs- bereich gibt es nur wenige neue Verträge“, berichtet sie. Die Pandemie hat aber nicht auf alle Unternehmen Auswirkungen: Die meisten größeren Betriebe hätten ihre Ausbildungsplätze wie geplant besetzt, berichtet

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