Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'21 - Hochrhein-Bodensee

18 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2021 REGIO REPORT  IHK Hochrhein-Bodensee 17 „Der Trend geht zu regionalen Reisen“ Interview mit Hansjörg Mair und Jürgen Ammann 19 Wie wir reisen, was wir uns zurückholen Gastbeitrag von Zukunftsforscher Andreas Reiter 21 Stimmen von Händlern und Gastronomen 23 Mobile Arbeit gesund gestalten Gut besuchter Onlinevortrag 24 Exporte im Kammerbezirk Auslandsumsätze belastet 26 Projekt „VerA“ Ausbildungsabbrüche verhindern 29 Wirtschaftsrecht Zwei Seminare 30 Tipp topp! IHK-Ausbildungsakademie 32 Lehrgänge und Seminare der IHK INHALT wald sehr wichtig. Reisen wäre schon jetzt möglich gewesen, wenn die Politik nicht so viel Zeit verloren hätte. Ammann: Wir blicken auch erwartungsvoll und mit großer Vorfreu- de auf den Re-Start in die Reisesaison 2021. Situationsangepasste Angebote bieten den Einheimischen und Gästen jede Menge Wahl- möglichkeiten für einen sicheren Aufenthalt in der Bodenseeregion. Etwas zurückhaltender sind wir bei Incomingreisen, insbesondere aus Fernmärkten, sowie bei Gruppen- und Geschäftsreisen. Hier wird die Recoveryphase noch etwas andauern, bis diese Bereichein dem Umfang zurückkehren wie vor der Krise. Mair: Bei Geschäftsreisen sehe ich auch keine voll- ständige Erholung. Anders sieht es bei Freizeitrei- sen aus. Alle Studien belegen, dass dieser Bereich in Deutschland weiter wachsen wird. Aber: Es muss definitiv auch auf Seiten der Leistungsträger einiges passieren. Der Schwarzwald ist nicht wie die Alpen und der Bodensee nicht wie das Mittelmeer. Das muss aber kein Nachteil sein. Mit Kreativität können schlechtere Voraussetzungen ausgeglichen werden. Viele Betriebe im Schwarzwald sind sehr innovativ und investieren in neue Ideen. Aber leider gibt es auch viele Betriebe, die die Entwicklung verschlafen haben. Welche Rolle spielt die Digitalisierung für den Tourismus? Mair: Einzelne Zielgruppen rücken noch mehr in den Mittelpunkt. Man kann nicht jeder Zielgruppe glei- chermaßen gerecht werden. Wer sagt, er kann alles, der kann letztlich nichts richtig. Die Zielgruppe ist das Thema. Das können Familien, Mountainbiker oder Wanderer sein. Das Thema kann aber auch Kulinarik, Wein oder sogar Fliegenfischen sein. Touristiker müs- sen ihre Nische finden. Doch das Thema sollte authen- tisch sein. Ein Mountainbike-Hotel funktioniert nur, wenn der Hotelier selbst für das Thema brennt. Die Digitalisierung bietet die große Chance, die richtige Zielgruppe mit dem richtigen Content auf dem rich- tigen Kanal mit der richtigen Botschaft zu erreichen. Ammann: Die Digitalisierung ermöglicht es außerdem, alle Akteure miteinander zu vernetzen. Ein Beispiel ist unsere Bodensee Card plus. Sie ist so konzipiert, dass sie bei der jeweiligen Attraktion lediglich gescannt werden muss. Dies verhindert ein langes Anstehen am Ticketschalter oder bei den Schiffen, und der Einsatz ist dabei gleichzeitig kontaktlos und sicher. Wie wird es dem Tourismus gehen, wenn immer mehr Händler pleitegehen und die Innenstädte veröden? Ammann: Vor diesen besonderen Herausforderungen stehen viele Städte und Gemeinden in der Bodenseeregion und dies auch ohne den Hintergrund einer Pandemie. Mit Blick auf Übernachtungsgäste und um die Attraktivität zu erhalten, ist ein Zusammenspiel mit kulturellen und gastronomischen Einrichtungen notwendig, die eine verlängerte Verweildauer – auch für mehrere Tage – unterstützen kann. Mair : Ganz genau, der Handel braucht den Tourismus und umgekehrt. Touristen möchten nicht nur essen, trinken und schlafen. Sie möchten durch die Stadt flanieren, etwas zum Andenken kaufen oder lokale Spezialitäten kosten. Shopping gehört zum Urlaubserlebnis, besonders für Touristen aus dem Ausland. Ebenso wichtig sind Kulturveranstaltun- gen und Events. Vitale Innenstädte sind für den Tourismus unbedingt notwendig. Interview: hw Hansjörg Mair Jürgen Ammann

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