Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'21 -Südlicher Oberrhein

23 3 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten IHK Südlicher Oberrhein REGIO REPORT Bild: Akarawut - Adobe Stock/Grafik: IHK leicht um 6 Punkte, bleibt aber mit -12 Punkten im negativen Bereich. Nur die Bauwirtschaft ist weiter die Ausnahme: Hier würde noch immer jedes fünfte Unternehmen gerne Fachkräfte einstellen. Große finanzielle Herausforderungen Eine große Zahl von Unternehmen stellen die Pan- demie und die damit verbundenen Maßnahmen vor große finanzielle Herausforderungen. 28 Prozent aller Firmen der Region mussten in diesem Zusam- menhang einen Rückgang des Eigenkapitals hin- nehmen. Trauriger Spitzenreiter der Branchen ist auch hier das Hotel- und Gastgewerbe, bei dem der Anteil mit 65 Prozent mehr als doppelt so hoch liegt. Aber auch die Verschlechterung des Branchenratings (19 Prozent) oder der zunehmende Ausfall von Forderungen (15 Prozent) werden oft als Folgen genannt. Zu Liquiditätsengpässen ist es bei 15 Prozent der Betriebe gekommen – auch hier ist der Anteil bei den Betrieben des Hotel- und Gastgewerbes mit 57 Prozent am höchsten. Noch ist nicht absehbar, ob die staatlichen Hilfen ausreichen werden, um eine große Zahl von Insolvenzen in den am stärksten betroffenen Branchen abwenden zu können. Forderung einer Öffnungsstrategie „Die Lage ist existenzbedrohend“, betonte Henrike Beck, Geschäfts- führerin von Stiegeler Schlafkomfort in Freiburg, bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage. Mit ihrem Team von mehr als 20 Mitarbei- tern hatte sie direkt zum Start der Pandemie ein Hygienekonzept erarbeitet. „Neben Masken, Plexiglaswänden und Desinfektions- spendern haben wir auch Luftreinigungsgeräte angeschafft und eine Fiebermessstation eingerichtet“, berichtete Beck. „Die Spielregeln der Politik ändern sich jedoch ständig, und die Zwangsschließungen müssen wir als Unternehmer selbst vorfinanzieren. Zudem sind die Öffnungskonzepte ungerecht: Ein Optiker darf öffnen, während dies uns verwehrt wird, obwohl wir mit unserem Angebot der Liegebera- tung und Körpervermessung für gesunden Schlaf sorgen und somit ebenfalls dem Gesundheitsaspekt zugeordnet werden könnten.“ Die Lage im Modehandel schilderte Hans-Georg Meier, Geschäfts- führer von Meierfashion in Rheinhausen: „Uns wurde mit den Schließungen die Geschäftsgrundlage entzogen. 2020 hatten wir im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzminus von 31 Prozent, dies entspricht 1,2 Millionen Euro Verlust. Das Aufbrauchen von privaten Vermögensbeständen und die Aufnahme von Darlehen können hier nicht die einzige Lösung sein – das bringt uns in größte Existenznot.“ Zudem steht der Unternehmer vor einem weiteren Problem: „Bei Modewaren, die wir nach sechs Wochen nicht abverkauft haben, entsteht ein großer Wertverlust. Für die Abschreibungen brauchen wir klare Regeln.“ Beck und Meier fordern von der Politik eine zeit- nahe Öffnungsstrategie und damit eine Chance für den Einzelhandel, mit ihren ausgearbeiteten und meist bereits finanzierten Konzepten um ihr Überleben zu kämpfen. (Mehr zum Einzelhandel in der Titel- geschichte auf Seite 7) nu/heo -70 -50 -30 -10 10 30 50 70 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Geschäftslage Geschäftserwartung Erwartete Beschäftigung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5