Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

68 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 12 | 2020 DIe letZte SeIte Kontaktlinsen von Hecht aus Au bei Freiburg Viel sehen,wenig spüren Für komplizierte Augen 90 Prozent aller in Deutschland getragenen Kontaktlinsen sind Tages- oder Monatslinsen, sie sind keine Einzelstücke, sondern Massen- artikel. Zehn Prozent dagegen werden dem einzelnen Träger individuell angepasst. Sie haben theoretisch eine unendliche Parame- tervielfalt, und sie werden in Deutschland von zwei Firmen hergestellt. Eine davon ist Hecht in Au bei Freiburg. Das 1978 vom Augenoptikermeister Dieter Mu- ckenhirn und seinem Partner Günter Hecht gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben in Deutschland Marktführer auf diesem speziellen Gebiet der Kontaktlinsen. Die Hecht- Linsen eignen sich besonders für Menschen mit stark oder unregelmä- ßig gekrümmter Hornhaut. Die Linsen werden so gefertigt, dass ihre dem Auge zugewandte Seite im Zentrum am stärksten gekrümmt ist und sie zum Rand hin kontinuierlich abflachen - sie sind as- phärisch. Die Außenseite ist für Weitsichtige stärker als die Innenseite gebogen, sodass die Linse im Zentrum am dicksten ist, bei Kurz- sichtigen ist es umgekehrt. In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Individuell gefertigte Kontaktlinsen von Hecht aus Au bei Freiburg. Extreme Genauigkeit Die Linsen werden aus circa einem Zentimeter langen Rohlingen gefräst, geschliffen und poliert, die ihrerseits aus fingerdicken Rundstäben gesägt werden. Das Material ist ein formstabiler Kunststoff, den Hecht zukauft und der ganz bestimmte Charakte- ristika haben muss. So muss er flexibel, aber gleichzeitig bis zu einem gewissen Grad hart sein und er muss Formstabilität bieten, sodass die Linse ihre Form während der Zeit ihrer Lebensdauer (im Durchschnitt ein bis zwei Jahre) behalten kann. Außerdem muss das Material sauerstoffdurchlässig sein. Die Linsen haben einen Durchmesser von neun bis elf Millimeter und eine Dicke von 0,1 Millimeter. Die Formgenauigkeit in der Produktion liegt bei unter 0,1 Mikrometer. Gefertigt werden die Linsen auf Drehbänken. Zuerst die Rückseite, dann die Vorderseite. Mindestens zwölf Minuten dauert der Produktionsprozess, pro Tag stellt Hecht 1.200 Linsen her. Die Endkontrol- le gewährleistet eine Produktionsgüte von 100 Prozent. Eigene Anpassungssoftware Früher war der Prozess des Linsenanpassens beim Optiker kompliziert und zeitaufwendig. Dutzende Linsen mussten eingesetzt und ausprobiert wer- den. Hecht hat zur Erleichterung dieses Prozes- ses eine eigene Software entwickelt, mittels derer Anpasskontaktlinsen eingesetzt werden können, nachdem zuvor die Hornhaut genau vermessen wurde. Nach dieser Anpasskon- taktlinse wird dann die eigentliche Trage- linse gefertigt. Ziel ist, dass der Träger die Linse wenig gespürt wird, aber möglichst viel sieht. Kunden von Hecht sind nicht die Patienten direkt, sondern die Optiker. Für sie und Augenärzte hat Hecht ein umfangreiches Fortbildungsprogramm entwickelt, das im Firmengebäude in Au umgesetzt wird. Hecht arbeitet auch im Ausland, so in Österreich, der Schweiz, Holland, Tschechien und in anderen europäischen Ländern. Neben der großen Produk- tion in Au gibt es eine kleinere in Spanien. Der Ex- portanteil am Umsatz liegt bei 20 Prozent. Insgesamt beschäftigt die Firma 120 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 15 bis 16 Millionen Euro. Geschäftsführer sind Firmengründer Dieter Muckenhirn, sein Sohn Stefan und Bernhard Steiert, der den zweiten Familienstamm in der Firma repräsentiert, sowie Frank Widmer. Die Mit- arbeiter sind alle hochqualifiziert, so beschäftigt Hecht allein zwölf Feinoptiker und bildet auch aus. upl

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