Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 12 | 2020 UNTERNEHMEN Pyramid hat neuen Eigentümer Potenzial fürs Wachstum FREIBURG. Die Pyramid Computer GmbH bekommt einen neuen Besitzer. Die Münchner Mic AG, eine auf Hightech-Unternehmen spe- zialisierte Beteiligungsgesellschaft, übernimmt das Freiburger Unter- nehmen, das Frieder Hansen und Niko Hensler 1985 gegründet haben. Der Schritt war nach Auskunft von Geschäftsführer Josef Schneider lange geplant – einerseits als Generationswechsel und andererseits als Wachstumsmöglichkeit. „So sichern wir die Nachfolge und die Expan- sionsperspektive“, sagt Schneider. Hansen hat sich bereits vor einem Jahr aus der operativen Geschäftsführung von Pyramid zurückgezogen, Hensler plant dies zum Jahresende zu tun. Die beiden Gründer hielten noch je 49 Prozent der Anteile; Schnei- der, der Ende 2019 ins Führungsteam kam und nun die operative Geschäftsführung allein fortführt, die restlichen 2 Prozent. Mic-Vor- stand Andreas Empl wird sich um Investoren und den Kapitalmarkt kümmern. Mit der Übernahme will Mic laut Pressemitteilung von einer Beteiligungs- zu einer operativ tätigen Hightech-Gesellschaft werden. Der als Pyramid-Unternehmenswert ermittelte Kaufpreis in Höhe von 44 Millionen Euro soll über mehrere Kapitalerhöhungen finanziert werden, heißt es. So sollen laut Schneider Mittel für die internationale Expansion von Pyramid zur Verfügung stehen. Hansen und Hensler erhalten eine Barkomponente und Aktien der Mic AG. Pyramid startete als Hersteller von Rechnern für den Heimbedarf und verlegte später den Schwerpunkt auf die Industrie mit der Produktion von Steuerungseinheiten beispielsweise für Postsortieranlagen oder Elektronenmikroskope. In den vergangenen Jahren hat sich der Frei- burger Computerbauer auf sogenannte Kioske spezialisiert: große Selbstbedienungsterminals, an denen man beispielsweise bestellen und bezahlen, Tickets kaufen, einchecken oder sich informieren kann. Zu den Kunden zählen Fastfood- und Restaurantketten, der neue Berli- ner Flughafen und Edeka. Der Jahresumsatz von Pyramid liegt bei rund 60 Millionen Euro, die Zahl der Beschäftigten bei etwa 130, davon gut 50 am Produktionsstandort in Thüringen. Die Pandemie habe das Geschäft aufgrund von Lieferverzögerungen dieses Jahr zwar etwas gebremst, berichtet Schneider. Insgesamt forciere sie aber die Entwick- lung zur Digitalisierung und damit die Akzeptanz von Kiosken. „Das ist für uns eine Riesenchance“, sagt Schneider. Das künftige Wachstum ist schon vorbereitet: Pyramid hat die Produktionsfläche in Thüringen verdoppelt sowie zusätzliche Mitarbeiter für Marketing und Vertrieb eingestellt. kat Die Termi- nals zur Ge- päckaufgabe am neuen Berliner Flughafen hat die Frei- burger Firma Pyramid geliefert, die nun einen neuen Besit- zer hat. KURZ NOTIERT Der Sensorikspezialist Sick inWaldkirch und die Firma Quant, eine hundertprozentige Tochterge- sellschaft des Ditzinger Maschinenbauers Trumpf entwickeln zusammen industrielle Quantensenso- ren und haben dafür einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Ein Funktionstest des weltweit ers- ten für die Serienfertigung nutzbaren quantenop- tischen Sensors sei erfolgreich verlaufen, so die Firmen. Mit solchen Sensoren seien Messungen in einer bislang technisch nicht möglichen Genauig- keit realisierbar. Partikel könne man messen, die rund 200 Mal kleiner sind als ein menschliches Haar. Mithilfe der Quantensensoren ließen sich beispielsweise im Tiefbau vor Baubeginn unter- irdische Strukturen abbilden, in der Pharmain- dustrie könnte sich die beste Zusammensetzung von Tablettenpulver einfacher bestimmen lassen, und in der Elektronik könnten Schaltkreise durch Oberflächen hindurch inspiziert werden. Mit der Industrialisierung solcher Sensoren erwarten Fachleute ein Marktvolumen von weltweit 1,1 Milliarden Euro bis in drei Jahren. Zwei Unternehmen aus der Region wurden im November mit dem Landesinnovationspreis - Dr. Rudolf-Eberle-Preis 2020 ausgezeichnet: Die Jultec GmbH aus Steißlingen erhielt 7.500 Euro für ihren Rückwandler für den SAT-TV-Empfang über Glasfaser. Der neu entwickelte Rückwandler zeichne sich durch seine kompakte Bauform und einen sehr geringen Energiebedarf aus, heißt es in der Pressemitteilung des Landes. Den mit 7.500 Euro dotierten Sonderpreis der Mittel- ständischen Beteiligungsgesellschaft für junge Unternehmen erhielt die Fruitcore Robotics GmbH aus Konstanz für ihr Industrieroboter- system „HORST900“. Es vereine technische In- novationen in der mechanischen Kinematik mit einer intuitiv bedienbaren Software, hieß es. Die Preisverleihung fand coronabedingt online statt. Der Hersteller von Arbeitsplatzsystemen KARL aus Fahrenzhausen (Bayern) und der Komplett- anbieter im Bereich der technischen Aus- und Weiterbildung Christiani aus Konstanz haben zusammen ergonomische, praxisgerechte Ar- beitsplatzlösungen für die Aus- und Weiterbil- dung entwickelt. Die ersten Produkte, vier La- bortische und ein Ausbildungsplatzsystem, die unter anderem in der Aus- undWeiterbildung der Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisie- rungstechnik zum Einsatz kommen, sind bereits auf dem Markt. Beide Unternehmen konnten dabei ihre jeweilige Erfahrung einbringen, heißt es in der Pressemitteilung.
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