Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'20 -Südlicher Oberrhein

43 11 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten VILLINGEN-SCHWENNINGEN. Die Überda- chung für den Busbahnhof Singen ist das jüngste Vor- zeigeprojekt der Firma Industriebau Haller. Die rund 2.000 Quadratmeter große Dachkonstruktion samt Stützen wurde im Werk in Schwenningen komplett aus Stahl gefertigt und ab Mitte dieses Jahres aufge- baut. „Da das Dach eine sehr komplizierte Geometrie aufweist, waren für die Konstruktion höchste Genau- igkeit und stahlbauerische Fertigkeiten erforderlich“, erklärt Geschäftsführer Hans-Walter Haller. Turm und Hallen der Südwest-Messe in Villingen-Schwenningen, Neckarhalle sowie Helios-Arena sind weitere renom- mierte Projekte des Unternehmens. 10.000 Tonnen Stahl verarbeitet Haller im Jahr, für öffentliche wie private Auftraggeber vor allem in der Region. Konstruktion und Bau von (teil)schlüsselfer- tigen Gebäuden, das heißt von Stahlkons- truktion samt Gebäu- dehülle, bietet das Fa- milienunternehmen seit den 1960er-Jahren an. Den Werkstoff Eisen hingegen bearbeitet Haller seit 315 Jahren und hat somit eine außergewöhnlich lange Geschichte vorzuweisen. Der Sattlersohn und gelernte Schmied Andreas Haller machte sich im Jahr 1705 in Schwenningen selbstständig. Die Vertreter der fünf nachfolgenden Generationen taten es ihm gleich und führten die Schmiede weiter. Nicht so Jakob Haller, Schlossermeister und Vertreter der achten Generati- on. Er machte in den 1920er-Jahren aus der Schmiede ein Eisenwerk und damit an einem neuen Standort in Schwenningen aus dem Handwerks- ein Industrieun- ternehmen. Unter dem Namen Jakob Haller Eisenbau wurde es schnell überregional bekannt. Einen Ein- schnitt markierte Jakob Hallers Unfalltod auf einer 315 Jahre Haller in Schwenningen Von der Schmiede zum Industriebauer Baustelle im Jahr 1932. Die Banken trauten dessen 25-jährigem Sohn Hans nicht zu, das Unternehmen weiterzuführen. Er musste das Eisenwerk verkaufen. Am alten Standort in der ehemaligen Schmiede mach- te er aber dank vorhandener Aufträge mit den alten Mitarbeitern weiter. Mit Erfolg: Bereits vier Jahre spä- ter errichtete er eine Werkshalle samt Bürogebäude. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen kontinuierlich. 1963 trat Hans Halbers Sohn, der heu- tige Seniorchef Hans-Walter Haller (85), ins Unterneh- men ein. Unter seiner Führung und später auch der seines Sohnes wurde das Portfolio nach und nach weiterentwickelt: Aus dem Stahl- wurde ein Indust- riebauunternehmen, das neben dem Stahltragwerk auch Dach, Wände, Türen, Tore und Fenster liefert. Ab den 1980er-Jahren siedelte Haller schrittweise an die heutigen Produktionsstandorte im Schwenninger In- dustriegebiet Rammelswiesen und in den Verwaltungs- sitz im Steinkirchring um. Heute hat das Unternehmen die Geschäftsbereiche Stahlbau und Metallleichtbau sowie – in Tochterfirmen – Werbe- und Dachtechnik. Seit 25 Jahren stehen der promovierte Bauingenieur Hans-Walter Haller (57) sowie der Stahl- und Metall- bautechniker Jürgen Gabele (51) an der Firmenspitze. Seit vergange- nem Jahr bilden sie mit dem Schweißfachin- genieur Michael Oexle (47) ein Führungstrio. Gabeles Sohn Philipp (25) und Hans-Walter Hallers gleichnami- ger 29-jähriger Sohn arbeiten bereits im Unternehmen mit. Diese sowie Hallers jüngere, noch studierende Brüder Alexander (28) und Nikolas (25) stehen laut ihren Vätern bereit, um das Unternehmen einmal in zwölfter Generation weiterzuführen. In der Firmengruppe sind heute 150 Mitarbeiter be- schäftigt, darunter 20 Lehrlinge, von denen die meis- ten zu Konstruktionsmechanikern ausgebildet werden. Die Haller-Azubis sind nicht nur fachlich, sondern auch sozial engagiert: Während des Lockdowns im Frühjahr stellten sie einen Einkaufsservice für ältere und kranke Menschen auf die Beine. mae Seit 315 Jahren bearbeitet die Schwenninger Unternehmer­ familie Haller Eisen. Den Anfang machte im Jahre 1705 der Schmied Andreas Haller. Heute ist Haller ein Industriebau­ unternehmen mit 150 Mitarbeiter. Geschäftsführer Hans­ Walter Haller ist Vertreter der elften Generation. 10.000 Tonnen Stahl werden pro Jahr verarbeitet

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