Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'20 - Hochrhein-Bodensee

7 11 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Die Lage von Hotellerie und Gastronomie Von Corona gebeutelt Nach dem zweimonatigen Lockdown im Frühjahr waren die Geschäfte vieler Gastronomen und Hoteliers im Sommer wieder recht gut angelaufen. Im Oktober, als dieser Artikel entstanden ist, stiegen die Infek- tionszahlen rasant, und die Unternehmen im Südwesten plagten die Sorge vor dem Winter und einem er- neuten Lockdown sowie die ständig neuen Coronavorschriften. Wir haben uns im Südwesten umgehört. D as Bild ist vorwiegend trübe, wenn auch nicht überall. Das Statistische Landesamt meldete Mitte Oktober die Übernachtungszahlen von Ja- nuar bis Ende August. Danach wurden im Regierungs- bezirk Freiburg 8,77 Millionen Übernachtungen bei allen Beherbergungsbetrieben registriert, das waren 33,6 Pro- zent weniger als im Vorjahr. Die stärksten Verluste hatte dabei der Landkreis Rottweil mit 43,6 Prozent Rückgang, die geringsten der Landkreis Konstanz mit 23,8 Prozent Rückgang zu verzeichnen. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen die besten Werte für die Monate Juli und August. So gin- gen im August die Übernachtungen bei allen Beherber- gungsbetrieben im Regierungsbezirk gegenüber dem Vorjahr „nur“ um 9,1 Prozent zurück, im Juli um 13,7 Prozent. Einziger positiver Ausreißer war der Landkreis Konstanz, der bei allen Beherbergungsbetrieben ein Plus von 1,5 Prozent bei den Übernachtungen im August und von 0,7 Prozent im Juli meldete. Dieses negative Bild kennzeichnet auch den jüngs- ten Konjunkturbericht der baden-württembergischen IHKs, dessen Daten im September erhoben wurden (zum IHK-Bezirk siehe die Konjunkturumfrage auf Seite 22). Landesweit haben Hotels und Gaststätten in Urlaubsregionen im Sommer zwar vom Trend zum Inlandstourismus profitiert, für auf Geschäftskunden spezialisierte Hotels und Gaststätten war die Lage aber weiterhin dramatisch. 41 Prozent aller Betriebe rechnen damit, dass ihre Umsätze in diesem Jahr um mehr als 50 Prozent hinter dem Vorjahresniveau zurückbleiben werden, alle weiteren erwarten ebenfalls Einbußen, wenn auch in geringerem Ausmaß. Das zehrt bei mehr als 60 Prozent am Eigenkapital, führt in fast jedem zweiten Betrieb zu Liquiditätsengpässen und letztlich zur Existenzbedrohung. Ohne eine Fortsetzung der staatlichen Unterstützung droht eine Insolvenzwelle im Winter, so der BWIHK. Alexander Hangleiter, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Freiburg (Dehoga), be- richtet von einer großen Verunsicherung angesichts stark steigender Infektionszahlen, ständig neuer Regeln und derzeit vielen Stornierungen für den Herbst, vor al- lem aber auch schon für Weihnachten und Silvester. Die guten Sommermonate, bei denen Umsätze häufig im Plus gegenüber dem Vorjahr gelegen hätten und Hotels sowie gastronomische Betriebe bis zu 100 Prozent aus- gelastet gewesen seien, gerieten damit in Gefahr, von schlechten Geschäften im Herbst und Winter wieder aufgefressen zu werden. Die Firmen hätten versucht, ihre Fachkräfte zu behalten, was dank Kurzarbeitergeld auch meist gelang. Die Reserven seien aber in vielen Betrieben aufgebraucht. Hangleiter beobachtet, dass Inhaber Privatdarlehen aufnehmen würden, Lebensver- sicherungen auflösten oder gar Wohnungen verkauften, BELLINI-GRUPPE Die Bellini-Gruppe ist eines der größten privatgeführten Gastronomieunternehmen in Freiburg und Umgebung. Sie umfasst vier Restaurants, drei Hotels, Eventcatering, Stadi- ongastronomie, Schulessenversorgung, eine Betriebskanti- ne sowie ein Beratungsunternehmen für Gastrokonzepte. Einer der Geschäftsführer und Inhaber ist Dietmar Bro- scheit. Er konstatierte bei einem Gespräch „wilde Zeiten für die Branche“. Die Verunsicherung bei den Gästen sei groß, man könne kaum planen. Dennoch sei er, vor allem mit seinen Hotels, nicht nur im Juli und August, sondern auch im September zufrieden gewesen.Allerdings würde extrem kurzfristig gebucht. Im Oktober, als die Infekti- onszahlen rasant stiegen, habe es wieder vermehrt Stor- nierungen gegeben. Abschließen werde seine Gruppe das Jahr 2020 auf jeden Fall mit Rückgängen. Die Bellini-Unternehmen beschäftigen in normalen Zei- ten 136 feste Mitarbeiter und mehrere hundert Aushil- fen.Von den festen Mitarbeitern waren Mitte Oktober noch ein Drittel in Kurzarbeit. upl Dietmar Broscheit Geschäftsführer der Bellini-Gruppe, Freiburg

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