Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 10 | 2020 TITEL tenziell. „Wir fühlen uns in dem einge- schlagenen Weg deutlich bestätigt, in jedweder Hinsicht“, sagt Borchers. Ä hnlich geht es Lignotrend- Geschäftsführer Ralph Eckert. Er sieht das Geschäftsmodell seiner auf Holzbauteile spezialisierten Firma als passende Antwort auf den Klimawandel. Denn wenn Holz im Wald liegen bleibt und verrottet oder verbrannt wird, setzt es das Kohlen- dioxid, das der Baum einst gebunden hat, wieder frei. Schlecht fürs Klima. Das passiert nicht, wenn man das Holz verbaut. Eckert sieht Holzbau deshalb als klimafreundlich an – be- sonders wenn das Material effizient und dauerhaft eingesetzt wird wie in seinen Produkten. Denn das 1992 ge- gründete Unternehmen aus Weilheim- Bannholz nahe Waldshut verwendet für seine Brettsperrholzelemente auch sogenannte Seitenware, also jenen Teil des Stamms, der übrig bleibt, wenn man Balken sägt. Außerdem lässt Lignotrend da, wo es keine tra- gende Funktion erfüllt, das Holz weg und schafft so Platz für Zusatzfunk- tionen wie Schallschutz oder Raum- akustik. Lignotrend-Gründer Werner Eckert, Vater von Ralph Eckert, gilt als einer der Vordenker des Brettsperrholzprinzips. Die Idee dabei: Um zu verhindern, dass verbautes Holz weiterarbeitet, sich also verformt, werden die Brettlagen über Kreuz und auf Abstand ver- klebt. So entstehen Holzbauelemente, die sich wie Ziegelsteine oder Beton für die tragende Konstruktion von Wänden, Decken oder großen Dächern eignen und mehrgeschossigen Holz- bau sowie große Hallen ermöglichen. Brettsperrholzelemente sind mittlerweile zum Massenprodukt geworden. Branchen- riesen wie die österreichische Firma Binder verarbeiten Hunderttausende Kubikmeter Holz pro Jahr. Dagegen sieht Lignotrend mit 25.000 bis 30.000 jährlich verarbeiteten Kubikmetern vergleichsweise klein aus. Die Schwarzwälder setzen ihren Fokus auf Klasse statt Masse. „Wir sehen uns bei der Qualität führend“, sagt Ralph Eckert beim Gespräch im Besucherraum über der Produktion. Was die rund 160 Mitarbeiter hier in drei Schich- ten verarbeiten, stammt überwiegend aus einem Radius von 200 Kilometern. Die Ver- wendung heimischen Holzes ist bei Ligno- trend Programm, denn sie bedeutet, dass die Wertschöpfung in der Region stattfindet. Einen Teil ihrer Arbeit sehen Werner und Ralph Eckert in der Werbung für den Holz- bau. Deshalb haben sie von Anfang an eng mit Architekten sowie Zimmerleuten zusammen- gearbeitet, und sie engagieren sich in Interessenverbänden wie Proholz oder dem jüngst gegründeten Verein Bauwerk Schwarzwald. Es geht ihnen darum, dem Holzbau ein moder- nes Gesicht zu geben – jenseits von traditionellen Schwarzwald- häusern, knarzenden Böden und zugigen Türen. Funktionell wie optisch kämpfen sie gegen alte Stereotype (Holzhäuser sind hellhörig) und Vorstellungen (Eiche rustikal). So sorgen die Holzfasern der Firma Gutex aus Waldshut-Tiengen in den Ligno- Elementen für gute Akustik, und eine spezielle Lasur verhindert das ungewünschte Nachdunkeln des Holzes. Für die sichtbaren Teile verwendet Lignotrend sehr häufig den Schwarzwälder Tra- ditionsbaum Weißtanne und hat ein Starkholzsägewerk in Ibach gekauft und modernisiert. Um die wachsenden Volumen zu bewältigen, investierte man zu- dem in ein eigenes Hobelwerk in Niedingen bei St. Blasien. Weißtanne, moderne Holzoptik, Raumakustik: Das sind die Schlüsselbegriffe, die den Erfolg von Lignotrend erklären. Die Idee, Akustik und Optik ins tragende Bauelement zu integrie- ren, öffneten dem Unternehmen, das zuvor auf privaten Wohnungsbau spezialisiert war, die Tür zum Gewerbe- und Kommunalbau. „Seither geht es eigentlich immer bergauf“, sagt Ralph Eckert. Der Umsatz hat sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt auf ak- tuell rund 25 Millionen Euro. Und das Thema Akustik hat eine Eigendynamik entwickelt. Rund 80 Prozent aller Projekte haben damit zu tun. Ein Renner sind beispielsweise die Akustikpaneele, die nachträglich angebracht werden und so auch konventionellen Häusern Holzbauflair verleihen können. Sie sind auch bei Privatleuten sehr gefragt, weshalb man bei Lignotrend über neue Vertriebswege für diesen Markt nachdenkt. Die Folge des Wachstums ist, dass das Unter- nehmen nun auch für sich selbst bauen muss: Neben der Produktionshalle soll bis Ende kommenden Jahres für 5,5 Millionen Euro ein dreieinhalbgeschossiges Verwaltungsgebäude entstehen, das zugleich Vorzeigeobjekt sein soll. Dafür, wie moderner Holzbau das Thema Klimawandel angeht. Kathrin Ermert »Wir wollen dem Holzbau ein modernes Gesicht geben« Ralph Eckert , Geschäftsführer Lignotrend, Weilheim-Bannholz Lignotrend-Geschäftsführer Ralph Eckert vor einem Stapel Deckenbauelemente. Bild: Kathrin Ermert

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