Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

80 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2020 DIE LETZTE SEITE Sensorgesteuerte Armaturen Berührungslos sauber Global Player Menschen in mehr als 140 Ländern nutzen Armaturen von Hans- grohe. Das 1901 von Hans Grohe in Schiltach gegründete Unter- nehmen ist heute ein Global Player mit rund 4.700 Beschäftigten weltweit. Etwa 60 Prozent davon arbeiten an den zwei deutschen Standorten in Schiltach und Offenburg. Hansgrohe produziert zudem in Frankreich, China und den Vereinigten Staaten. Der Um- satz erreichte 2019 rund 1,088 Milliarden Euro. Das Unternehmen gehört zu 68 Prozent der US-amerikanischen Masco-Corperation in Michigan und zu 32 Prozent noch der Familie Klaus Grohe. kat In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: der elektronische Wasserhahn „hansgrohe Focus“ aus Schiltach. Hygienisch und sparsam Händewaschen spielt eine zentrale Rolle beim Infektionsschutz. Besonders hygienisch funktioniert das, wenn der Wasserhahn nicht angefasst werden muss. Deshalb gibt es sogenannte berührungs- lose Armaturen, die vor allem in Restaurants, Hotels und anderen öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz kommen. Beispielsweise der „hansgrohe Focus“ (Bild). Statt Hebel hat er einen Infrarotsensor. Der Hahn startet, sobald sich im 20 Zentimeter großen Sensorbereich etwas bewegt, und stoppt zehn Sekunden danach. Das ist nicht nur hygienisch, sondern auch sparsam, denn das Wasser fließt nur bei Bedarf. Falls der Sensor – versehentlich oder absichtlich – dauerhaft ausgelöst wird, stoppt das Wasser automatisch nach 60 Sekunden. Der Sensor, den Hansgrohe bei europäischen Partnern zukauft, braucht Strom. Den bekommt er entweder aus einer Batterie oder aus dem Netz. Eine Batterie hält etwa 200.000 Betätigungen oder durchschnittlich zwei Jahre. Aus Messing Kontaktlose Armaturen werden wie ihre analogen Geschwis- ter hergestellt. Einziger Unterschied sind die Aussparungen, denn es fehlt ja der Hebel, dafür braucht es eine für den Sensor. Als Basismaterial für alle Armaturen verwendet Hans- grohe eine Kupfer-Zink-Legierung, besser bekannt als Mes- sing. Denn das lässt sich gut ver- und bearbeiten und rostet nicht. Rund 1.000 Grad heiß und flüssig wird es um einen Sandkern gepumpt. Nach dem Abkühlen kommt der Rohling ins Bearbeitungszentrum, wo er seine Löcher, Fräsungen und den ersten Schliff erhält. Den Feinschliff erledigt bei einfachen Formen ein Roboter, sonst ein Mensch. Auch das anschlie- ßende Polieren ist Handarbeit. An Gestelle geklemmt fahren die Messingteile dann einen Stock höher in die Galvanik und bekommen dort ihre Chromoberfläche. Auf Wunsch kann diese anschließend im PVD-Verfahren (Physical Vapor Depo- sition) eine extrem kratzfeste beliebige Farbe erhalten. In der Montage bekommt der Wasserhahn seinen „Motor“, die im Offenburger Werk gefertigte Kartusche, den Infrarotsensor sowie alle nötigen Anschlussteile. Sensorgesteuerte Varianten Hansgrohe hat seit Mitte der 1990er-Jahre kontaktlose, elektronische Armaturen im Sortiment. Mittlerweile gibt es zu allen gängigen Armaturen sensorgesteuerte Vari- anten – stets mit oder ohne Temperatureinstellung. Den Umsatzanteil der elektronischen Hähne für Waschtische beziffert das Unternehmen nicht – aus wettbewerbsrechtlichen Gründen, wie es heißt. Mers, Sars, Schweinegrippe: Jede Pandemie in den vergangenen Jahren hat den kontaktlosen Armaturen ein Plus beschert. So könnte auch jetzt infolge des Coronavirus die Nachfrage wieder steigen. Hansgrohe bietet darüberhinaus mobile Waschkabinen samt sensor- gesteuerten Wasserhähnen an. Im Europa-Park und in der Rottweiler Altstadt stehen schon einige dieser neuen„Seifenkisten“.

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