Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

60 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2020 THEMEN & TRENDS M it Beginn des Lockdowns im März ist bei der J&C Veranstaltungstechnik in Konstanz bin- nen Wochenfrist alles zusammengebrochen. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, kam eine weitere Absage. Aufträge von mehr als anderthalb Millionen Euro wurden storniert. „Es war wirklich dramatisch“, berichtet Firmenchef Jürgen Nägele . Er trat deshalb zunächst auf die Sparbremse: stoppte Investitionen, meldete Fahrzeuge sowie Handyverträge ab, ließ Ver- sicherungen umschreiben und beantragte natürlich Kurzarbeit für seine 15 festen Angestellten, die er auf 80 Prozent des Normallohns aufstockt. „Dieses Mittel hat uns wirklich sehr geholfen“, sagt Nägele. Ebenso die Soforthilfe, die J&C in beiden Auszahlungsrunden erhalten hat. Im April kamen dann erste neue, coro- nabedingte Aufträge. Die Gemeinderatssitzung, die in der Turnhalle statt im Ratssaal stattfand, brauchte beispielsweise entsprechende Tontechnik oder Firmen Unterstützung bei gestreamten Konferenzen. Und seit August veranstaltet J&C mit seiner Tochterfirma „Die Blechnerei“ im Konstanzer Stadion eine „Sommerwiese“ mit Abstandskreisen und großer Bühne für kulturelle Events. So passiert zwar etwas, aber insgesamt auf ganz kleinem Level, betont Nägele. Der Umsatz liegt allenfalls bei zehn bis zwanzig Prozent des Vorjahreszeitraums. Entsprechend verbleiben die Mitarbeiter zu etwa 80 Prozent in Kurzarbeit. Der Unternehmer ist dennoch zuversichtlich. J&C hat überschaubare laufende Kosten, weil ihr Gebäude, Fahrzeuge und Equipment gehören. „Wir haben konservativ gewirtschaftet, das zahlt sich jetzt aus“, sagt Nägele. Aufgrund der geringen laufen- den Kosten könne er relativ lange durchhalten – „auf niedrigem Niveau ausharren, bis die Lage wieder besser wird“. Damit rechnet er frühestens in einem Jahr. S o lange ist Kreativität gefragt. „Es geht darum, neue Wege und Konzepte zu finden“, sagt Maik Förster , Gründer und Inhaber von Stage Con- cept in Rheinau. Im März betreuten seine Mitarbeiter First in, last out: Die Eventbranche hat die Coronapandemie mit als erste erwischt, und sie wird wohl auch zu den letzten zählen, die wieder zur Normalität zurückkehren. Wie gehen die Unternehmen damit um? Drei Antworten aus der Region. und er noch TV-Produktionen, beispielsweise die ZDF- Sendung „Zart am Limit“, und organisierten nach deren Pause den Abbau der technischen Studioausstattung. Ab April gab es dann aber so gut wie keine Projekte mehr. Gestrichen wurde zwar fast nichts, aber auf später verschoben. Seither liegt der Umsatz 90 Prozent unter normal, und die rund 30 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit – weitestgehend. Denn parallel zum Lockdown ging es auch weiter. „Wir haben ziemlich schnell von live auf online umgestellt“, berichtet Förster. Dabei kam den Rheinauern zugute, dass sie schon seit vielen Jahren Webinare für BMW anbieten. Sie richteten am Firmen- sitz ein Studio ein und bekamen dafür bald Buchungen. Der Marketingclub Offenburg-Ortenau beispielsweise verlegte sein Treffen ins Netz, weil die Referenten schon gebucht waren, und der Reisemobilhersteller Bürstner ließ Stage Concept die Händlerkonferenz zu einem neu- en Wohnmobil virtuell organisieren. „Das Projekt hat Eigendynamik bekommen“, sagt Förster. „So haben wir uns in die Onlinewelt gekämpft und sammeln ständig neue Erfahrungen.“ Dennoch: Mehr als ein Tropfen auf »Auf niedri- gem Niveau ausharren, bis die Lage besser wird« Jürgen Nägele , J&C Veranstaltungstechnik, Konstanz Eventbranche in Not Alarmstufe Rot

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