Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

46 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2020 Dampflok- und Eisenbahnmuseum Riesige Stahlrosse TUTTLINGEN. Zwei Kilometer westlich des Tuttlinger Hauptbahnhofs, an der Bahnstrecke nach Immendingen gelegen und von der B 311 aus gut zu sehen, liegt auf einem vier Hektar großen Gelände das ehemalige Bahn- betriebswerk der Bundesbahn. Im Wesentlichen besteht es aus einem 1933 erbauten, heute unter Denkmalschutz stehenden Lokschuppen für sieben Lokomotiven, davor der größten heute noch in Süddeutschland bestehenden und funktionsfähigen Drehscheibe, weiteren Einrich- tungen wie Bekohlungsanlage und Wasserkran sowie einigen Kilometern Gleisen. In der Halle und daneben stehen einige alte Dieselloks und spezielle Waggons, vor allem aber 26 Dampflokomotiven. Keine fährt mehr aus eigener Kraft unter Dampf, aber alle sind rollfähig und können besichtigt werden. Die Ausmaße dieser Vertre- ter einer vergangenen Eisenbahnepoche sind beeindru- ckend: 4,50 Meter hoch, 3,60 breit, bis zu 25 Meter lang (inklusive Tender) und weit über 100 Tonnen schwer. Aber woher stammen sie, und wie sind sie hierher ge- kommen? Erworben und gesammelt wurden sie von der Pforzheimer Unternehmerfamilie Girrbach, vor allem vom 1996 verstorbenen Senior Werner Girrbach und seiner Frau Ingrid. Er erwarb 1980 die erste Lok, damals noch von der westdeutschen Bundesbahn, die weitaus meisten jedoch stammen aus ehemaligen Beständen der Deutschen Reichsbahn der DDR. Sie waren dort bis zur Wiedervereinigung noch auf Nebenstrecken un- terwegs – nach 1990 fand sich für sie keine sinnvolle Verwendung mehr. Gebaut wurden die meisten der Loks kurz vor beziehungsweise im Zweiten Weltkrieg. Doch wo sollte Girrbach die Lokomotiven unterbringen? Da ergab sich 1991 die Gelegenheit, von der Deutschen Bundesbahn deren stillgelegtes Bahnbetriebswerk in Tuttlingen zu kaufen. Girrbach griff zu und ließ die Lo- komotiven aus der ehemaligen DDR nach Tuttlingen überführen. Selbst unter Dampf fahren durfte keine mehr, sie wurden von modernen Lokomotiven gezogen, nachdem teilweise ihre Kuppelgestänge abgebaut wor- den waren, da man befürchtete, diese könnten unter- wegs heißlaufen, verklemmen, damit zu Unfällen führen und womöglich Strecken tagelang blockieren. Seit rund 20 Jahren führen nun Ingrid Girrbach sowie ihre Kinder Patricia und Werner-Patrick Girrbach das private Museum – im Nebenberuf und als Hobby. Haupt- beruflich leiten sie einen familieneigenen metallverar- beitenden Betrieb in der Nähe von Pforzheim. Die Fa- milie hat zusammen mit einer Handvoll ehrenamtlicher Helfer viel zu tun im Museum. Die 1.500 Quadratmeter große und circa 15 Meter hohe Halle (die sieben Tore für In dem privat betriebenen Dampflok- und Eisenbahnmuseum in Tuttlingen lässt sich eine längst vergangene Eisen- bahnepoche erleben. UNTERNEHMEN

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