Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'20 - Hochrhein-Bodensee

51 9 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2019: Umsatz und Absatz sinken beim Badischen Winzerkeller „Kein auskömmliches Geld für die Winzer“ BREISACH. Aufgrund der großen Erntemengen im In- und Ausland im Jahr 2018, die 2019 auf den Markt kamen, musste der Badische Winzerkeller, die größte Erzeugergemeinschaft in Baden, Absatz- und Umsatz- rückgänge hinnehmen. Der Absatz lag bei 16,1 Millionen Liter (2018: 17,4 Millionen Liter), der Umsatz sank von 47,6 Millionen im Jahr 2018 auf 45,3 Millionen Euro (ein Minus von 3,4 Prozent). Infolgedessen ging auch das Traubengeld an die 4.000 angeschlossenen Winzer zu- rück, und zwar um rund 20 Prozent. In der Gewinn- und Verlustrechnung des Badischen Winzerkellers sind die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie bezogene Waren (der größte Teil davon entfällt auf das Traubengeld) von 29,4 Millionen Euro auf 22,7 Millionen Euro gesunken. Peter Schuster, der Vorstandsvorsit- zende des Winzerkellers, meinte Ende Juli bei einem Pressegespräch, dass damit „kein auskömmliches Geld an die Anteilseigner ausgeschüttet werden konnte“. Auch mithilfe einer geänderten Organisationsstruktur, einem Personaleinstellungsstopp oder gar (noch nicht beschlossenen) Stellenstreichungen will der Winzer- keller seine Kosten um rund zehn Prozent senken. Das Traubengeld soll wieder auf 9.000 bis 10.000 Euro pro Hektar steigen, wobei die Ausschüttungen nach Reb- sorten und Qualitäten ganz unterschiedlich sind. Wie Schuster ausführte, haben sich die ersten Monate des Jahres 2020 recht gut dargestellt. Die Umsätze entwickelten sich zwar per Ende Juni nicht ganz nach Plan, weil die Geschäfte mit der Gastronomie aufgrund der Coronakrise schlecht liefen, lagen aber doch ein Prozent über dem Vorjahr. Verantwortlich dafür war vor allem der sehr gute Absatz an Discounter. Zu 80 Prozent setzt der Winzerkeller seine Weine bei Discoun- tern und im Lebensmittelhandel ab, zu 15 Prozent im Fachhandel, der Gastronomie und im Export sowie zu fünf Prozent über Weinhöfe und den Direktvertrieb. Er hat derzeit 50 Mitglieder, darunter 29 voll- und 21 teil- anliefernde Winzergenossenschaften. Deren Rebfläche beläuft sich auf 1.670 Hektar (gesamte Rebfläche in Baden inklusive der Weingüter: 15.000 Hektar). upl Stadtwerke Müllheim Staufen fokussieren auf den heimischen Markt Weniger Umsatz, besseres Ergebnis MÜLLHEIM. 2019, dem Jahr ihres zehnten Jubiläums, haben die Stadtwerke Müllheim Staufen 240 Millionen Kilowattstunden (kWh) regenerativen Strom und rund 370 Millionen kWh Gas an die Kunden abgesetzt. Dazu kamen 10,3 Millionen kWh regenerative Wärme und 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Wie Geschäftsführer Jochen Fischer Anfang August mitteilte, hat sich der Au- ßenumsatz der Gesellschaft um acht Prozent von 75,8 Millionen Euro (2018) auf 69,6 Millionen Euro verrin- gert. Dies lag in erster Linie daran, dass man auf einige umsatzstarke überregionale Kunden verzichtete, mit denen keine auskömmliche Marge mehr hätte erzielt werden können. Die Stadtwerke kooperierten deshalb, so Fischer, vor allem mit ökoaffinen Mittelstandskun- den und neuen regionalen Kooperationspartnern, wie dem Schwarzwaldverein in Freiburg. Etwa zwei Drittel der abgegebenen Energiemengen gehen an Großab- nehmer, darunter diverse Industriebetriebe, ein Drittel an Haushalte. Der Marktanteil in der Region liegt bei 43 Prozent und ist laut Fischer steigerungsfähig. Der Strom, den die Stadtwerke liefern, stammt ausschließ- lich aus regenerativen - eigenen und fremden - Quellen. Der Umsatzrückgang hat dem Unternehmen nicht ge- schadet: Das operative Ergebnis stieg von 2,1 Millionen auf 2,27 Millionen Euro und das Betriebsergebnis von 693.000 auf 807.000 Euro, das Jahresergebnis hat sich mit 280.000 Euro fast verdoppelt. Die Investitionen lagen bei 2,9 Millionen Euro und gingen vorwiegend in das Strom- und Wassernetz. Die Netze werden von der Badenova gemanagt. Die Stadtwerke Müllheim Staufen beschäftigen 45 Mit- arbeiter. Für das laufende Jahr rechnet Fischer wegen des warmen Winters 2020 und natürlich wegen der ge- ringeren Stromabgabe an die Industriekunden während der Coronakrise mit einem Rückgang des Energieab- satzes um zehn bis 20 Prozent. Fischer wird, nachdem er das Unternehmen zehn Jahre lang aufgebaut hat, Müllheim zum Ende des Jahres 2020 verlassen und Geschäftsführer der Stadtwerke in Ettlingen (er ist Karlsruher, wo auch seine Familie lebt). upl Blick in den Holzfass- keller des Badischen Winzerkellers in Breisach. Nach einem schwierigen Jahr 2019 entwickelt sich 2020 besser.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5