Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'20 - Hochrhein-Bodensee

8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2020 tItel Die Branche in Todtnau heute Drei Maschinenbauer, sieben Bürstenproduzenten D as größte und weltweit bedeutendste Unterneh- men todtnaus ist die Zahoransky AG , die in dritter Generation geführt wird, vergangenes Jahr 140 Millionen euro umgesetzt hat und weltweit rund 900 Mitarbeiter an zehn Standorten beschäftigt. 340 von ihnen arbeiten am Stammsitz in todtnau. etwa jede zweite Bürste rund um den Globus wird auf einer Maschine des Unternehmens gefertigt, die unter anderem auf Spritzgießsysteme allen voran für Zahnbürsten spezialisiert ist. Neben dem Grün- der Anton Zahoransky prägten beziehungsweise prägen dessen Sohn Heinz und enkel Ulrich Zahoransky das Unternehmen, die Stadt und die Branche. Die im Jahr 1920 gegründete Gottlieb ebser Maschi- nenfabrik wird seit 2008 von thomas Schmidt unter dem Namen Ebser Mechanical Engineering geführt. Zwölf Mitarbeiter sind beschäftigt. Produziert wer- den Maschinen zur Herstellung von Haushalts- und Kosmetikbürsten oder auch für technische Bürsten. Die Kunden sind seit 100 Jahren Unternehmen der Bürstenindustrie weltweit. Der jüngste Bürstenmaschinenhersteller todt- naus ist die im Juli 2013 gegründete V-AIR Machines GmbH . Die Hälfte der Anteile hält die belgi- sche Boucherie-Borghi-Gruppe, der größte Konkurrent von Zahoransky. Geschäftsführer Christoph Schub- nell, der zuvor bei der inzwischen geschlosse- nen Schönauer Zahnbürstenfirma Frisetta gearbeitet hatte, und seine sieben Mitarbeiter haben sich auf ankerlose Zahnbürstenmaschinen spezialisiert. E benfalls in Schönau hat die Interbros GmbH ihren Sitz, der größte der aus todtnau stam- menden Bürstenhersteller. Im Jahr 1996 zog das Unternehmen aus Platzgründen in die Nach- bargemeinde. Seit 2011 gehört es zum japanischen Familienunternehmen Sunstar. 175 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die wichtigste Innovation des Unter- nehmens ist laut dem kaufmännischen leiter Michael Schneider der drahtlose Interdentalreiniger, den es seit 2004 gibt (zweites Bild von oben). er wird hauptsächlich unter der Marke GUM vertrieben, rund 2,3 Milliarden Stück werden jährlich in Schönau produziert. Dazu kommen zwischen 32 und 35 Millionen Zahnbürsten, die unter anderem bei Aldi, DM und Müller vertrieben werden. Die Bürstenfabrik Keller verkauft ihre Produkte etwa zur einen Hälfte an Drogeriemärkte, zur anderen an Marktbeschicker. Seit der Übernahme der Bürstensparte der Marke Faller im Jahr 2006 ist der Familienbetrieb rasant gewachsen: von damals 47 auf heute 120 Mitarbeiter. eines hat sich nicht geändert, wie Geschäftsführerin Jasmin Keller betont: „Die Natur- verbundenheit, das Arbeiten mit Holz, das ist uns wichtig, und das ist unsere Kernkompetenz.“ Die Sättele GmbH & Co. KG ist auf techni- sche Bürsten spezialisiert. „Den Hauptumsatz machen wir mit verschiedensten Bürsten, die in der Industrie, in Maschinenbau-, Automobil-, Druck- und Papier-, textilindustrie et cetera ihre Anwendungszwecke finden“, sagt Katrin Sättele, die das 1915 gegründete Familien- unternehmen mit ihrem Mann Michael Sättele seit 2015 führt. 20 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die Huber Bürsten GmbH in todtnau stellt In- terdental-, Maskara-, medizinische und indus- trielle Bürsten her – rund drei Millionen Stück im Jahr. 22 Frauen und Männer arbeiten dort. Rudi Huber, der zuvor bei Zahoransky als Mechaniker gearbeitet hatte, gründete die Firma 1991, heute führt sie sein Sohn Ingo Huber. Das jüngste todtnauer Unternehmen der Branche ist die auf Bürsten- und Kunststofftechnik spezialisierte Wald- kraft GmbH . David und Nina Muschelknautz haben im Jahr 2017 den Bürstenhersteller Knotz samt dessen zwölf Mitarbeitern übernommen, umbenannt und sind aus Platzgründen nach todtnau-Aftersteg ge- zogen. Inzwischen beschäftigen sie doppelt so viele Mitarbeiter und produzierten zuletzt zweieinhalb Millionen Bürsten im Jahr. I n einer todtnauer Bürstenfabrik arbeitete einst auch der Urgroßvater von Stefan Ganzmann, dem Geschäftsführer der Frank Bürsten GmbH in Schönau. Als dieser, so wie viele seiner Kol- legen, in den 1920er-Jahren im Zuge der Welt- wirtschaftskrise entlassen wurde, gründete er in Präg eine eigene Manufaktur und fertigte Stra- ßenbesen, Schuh-, Vieh- und Zahnbürsten. Heute ist Frank Bürsten europaweit führend mit Bürsten für die leder- und Schuhpflege. Acht Millionen Stück produziert das Unternehmen im Jahr. Die Kunden sind Pflegemittelhersteller wie erdal und Schuhketten wie Deichmann. 40 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die Spülbürsten, Besen oder Handfeger, die die Maier Haushaltspflege GmbH unter der Marke „Peggy Perfect“ herstellt, sind in rund 1.800 Baumärkten und circa 2.000 lebensmittelein- zelhandels- und Drogeriemärkten zu finden. Bestseller sind die hölzernen Spülbürsten mit einer Stückzahl von rund vier Millionen im Jahr. In Murg (Verwaltung und logistik) arbeiten rund 70 Mit- arbeiter, in todtmoos 24. Hier wurde das Unternehmen 1873 gegründet, und hier ist „das Herz unserer Firma“, so Geschäftsführer Winfried Maier. mae n Zahnbürsten und Inter- dentalreiniger der Firma Interbros, Schuh- und le- derbürsten von Frank, technische Bürsten von Sättele und Interdentalbürs- ten von Huber (von oben).

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