Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'20 - Hochrhein-Bodensee
43 7+8 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 160 Jahre Wehrle-Werk: Großkomponenten- und Anlagenbau Vom Kesselbauer zum Entsorgungsspezialisten EMMENDINGEN. Wilhelm Wehrle gründete 1860 eine mechanische Werkstätte und Kesselschmiede am Stadtrand von emmendingen. Heute liegt das große Werksgelände quasi in der Innenstadt. Für die Standortwahl war damals der Gewerbekanal als ener- giequelle wichtig. Das Unternehmen machte sich bald einen namen für Brauereiausrüstungen und Kessel zur Dampferzeugung. man belieferte Brauereien in al- ler Welt, unter anderem in Havanna, Daressalam und tsingtau. 1920 führte Otto Wehrle, Sohn des Firmen- gründers, das Unternehmen in die Wehrle-Werk AG über. Die Anteile hält bis heute zu 100 Prozent die Fa- milie des Gründers. ein Produktbeispiel aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein Kessel, der an die damalige rhodia in Freiburg geliefert wurde und der noch immer in Betrieb ist. Bis heute liefert die Wehrle- Werk AG auch Großkomponenten für den Anlagen- und maschinenbau mit Gewichten von teilweise über 40 tonnen. 1975 stieg das Unternehmen in den markt für thermische Abfallbehandlung ein, 1991 wurde der weltweit erste großtechnische membranbioreaktor zur Behandlung komplexer Abwässer gebaut, nur wenige Jahre später die erste großtechnische nanofiltrations- anlage zur Abwasserbehandlung und im Jahr 2001 die erste komplette Verbrennungsanlage für Biomasse. Knapp ein Jahrzehnt später folgten erste Wasserrecyc- ling-Anlagen für die abwasserfreie Industrie, und 2019 ergänzte die rostfeuerung die Wirbelschichtfeuerung und den Kesselbau. Wehrle ist heute in den Wachstumsmärkten Abfall- und Abwasserentsorgungstechnik etabliert. Die Firma ent- wickelt, plant, liefert und betreibt Anlagen und Kompo- nenten zur thermischen entsorgung von Abfällen, Klär- schlammverbrennung mit Phosphorrückgewinnung, industriellen Wasseraufbereitung, Güllebehandlung, Wasserrecycling und Wertstoffrückgewinnung aus Ab- wässern. Das Unternehmen beschäftigt 200 mitarbei- ter, erzielt einen Umsatz von rund 40 millionen euro im Jahr und hat tochterfirmen in der Schweiz, Spanien, england, russland sowie malaysia. Die eigenkapital- quote liegt bei rund 50 Prozent. Alleiniger Vorstand ist seit 2017 in sechster Generation Heiner Steinberg. Als lokal verwurzeltes Familienunternehmen übernimmt Wehrle seit vielen Jahren auch gesellschaftliche Ver- antwortung, so etwa mit der Arbeit der Wehrle-Werk- Stiftung in der Alten- und Pflegehilfe. upl Beispiele aus der Wehrle-Produktion: maische-Würzpfanne für eine Brauerei aus dem Jahr 1903 (links) und das modell einer Klärschlammverbren- nungsanlage, die derzeit im Genehmigungsverfah- ren ist. Sedus Stoll Gruppe wagt wegen Corona keine Prognose für 2020 Zufrieden mit 2019 DOGERN. Laut einer Pressemeldung ist die Sedus Stoll Gruppe mit dem Jahr 2019 zufrieden. Der Umsatz des Herstellers vorwiegend von Büromöbeln verringerte sich leicht auf 210,1 millionen euro (Vor- jahr 212,3 millionen euro). Allerdings lag man damit zum zweiten mal deutlich über der 200-millionen-euro-marke. Der Jahresüberschuss belief sich auf 7,8 millionen euro (Vorjahr: 9,8 millionen euro). Kon- junkturdämpfende elemente wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China, das langwierige tauziehen um den Brexit und nicht zuletzt negative zyklische effekte der Weltwirtschaft haben sich damit auch bei Sedus Stoll ausgewirkt. Im Produktbereich Sedus Seating (Bürositz-, Kommunikations- und Objektmöbel) wurde ein Auftragseingang von 99,2 millionen euro (Vorjahr 100,5 millionen euro) verzeichnet, im Produktbereich Sedus Systems (Büromöbel, Schreibtisch- und Schranksysteme) von 84,5 millionen euro (Vorjahr 85,9 millionen euro). Der Auftragseingang aus dem Ausland lag bei 44 Prozent. Das zur Gruppe gehörende Unternehmen Klöber (Bürositzmöbel, Konferenz- und Loungemöbel) hat seinen Auftragseingang um 0,2 Prozent auf 20,5 millionen euro leicht verbessert. Die Investitionen in Sachanlagen der Gruppe lagen bei 13,8 millionen euro (15,8 millionen euro) und gingen in verschiedene erweiterungsbauten am Firmensitz in Dogern sowie am Standort in Geseke. Die mitarbeiterzahl der Gruppe erhöhte sich von 935 auf 957 (ohne Auszubildende), wovon derzeit 548 in Dogern, 296 in Geseke und 113 bei Klöber in Owingen tätig sind. Auf die Coronakrise hat Sedus beispielsweise mit der schnellen entwicklung von preiswerten und flexiblen Aerosolschutzwänden re- agiert, musste aber auch starke Auftragsrückgänge aus der Industrie hinnehmen, während der rückgang beispielsweise bei Versicherun- gen moderat ist. eine seriöse Jahresprognose ist laut Pressemeldung zurzeit nicht möglich, ein Jahresverlust kann angesichts der bereits jetzt deutlichen Verfehlung der Ziele für das laufende Geschäftsjahr nicht ausgeschlossen werden. orn
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