Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai/Juni'20 -Südlicher Oberrhein
9 5+6 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten zurück, der Mai wird vermutlich noch dramatischer. Da der Auftragsbestand indessen für mehrere Monate reicht, produziert die Firma durch und erhöht die La- gerbestände. Für die nahe Zukunft rechnet Bert Sutter eher „mit einer Delle von zwei bis drei Monaten als mit einem Strömungsabriss“. Die Automobilhersteller und ihre Zulieferer beschreibt Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des WVIB , dessen über 1.000 Mitglieder zu etwa einem Drittel Zu- lieferer sind, als eine Industrie, die „nie gewackelt hat“, die an starke Zyklen, wie sie etwa der Maschinenbau immer wieder erlebt, kaum gewöhnt ist. Und sie habe die Probleme der Vorjahre wie den Dieselskandal, die technologischen Umwälzungen und die Zollauseinan- dersetzungen zwischen den großen Wirtschaftsblö- cken dieser Welt noch nicht bewältigt. Hinzu käme, dass der weltweite Absatz von Pkw und Transportern rückläufig sei. Vor diesem Hintergrund habe das Virus die Branche ziemlich getroffen, auch wenn die Automo- bilhersteller jetzt langsam wieder hochführen. Münzer hält ein Schrumpfen des Umsatzes bis zum Jahresende 2020 bei den Zulieferern im zweistelligen Bereich für möglich, bei manchen mehr, bei den meisten jedoch weniger. Das während der vergangenen zehn Jahre aufgebaute Eigenkapital werde sicher abschmelzen, es handele sich insgesamt „aber nicht um das Ende des Mittelstandes im Schwarzwald“. Vorsichtig drückt sich Dieter Lebzelter, Vorstand von IMS Gear in Donaueschingen (Zahnrad- und Getrie- bespezialist, 533 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2018, 3.700 Mitarbeiter weltweit), aus. Während man Anfang des Jahres mit im Vergleich zum Vorjahr leicht steigen- den Umsätzen gerechnet habe, hat die Wucht und Ge- schwindigkeit, mit der die Coronapandemie Wirtschaft und Gesellschaft weltweit erfasst hat, diese Planung zur Makulatur werden lassen, so Lebzelter. Das erste Quartal und vor allem der April seien von einem starken Umsatzeinbruch geprägt gewesen, weshalb IMS Gear neben anderweitigen kostensenkenden Maßnahmen im März Kurzarbeit eingeführt habe. Eine Prognose, ob und wie schnell sich die Märkte wieder erholen, gleicht nach Lebzelters Worten dem sprichwörtlichen Blick in die Glaskugel. Wovon er aber ausgeht: Anders als in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/8 wird sich der Markt im Automotivebereich dieses Mal nur langsam erholen. Für fraglich hält er zudem, ob und wann der Markt die Größenordnung wieder erreicht, die er vor der Krise hatte. Anfang Mai fuhren zwar die Automo- bilproduzenten und in ihrem zeitlichen Gefolge auch die Systemlieferanten und Zulieferer die Produktion wieder hoch. Dieser Prozess wird aber laut Lebzelter mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate in Anspruch nehmen. Immerhin sei der Automobilmarkt in China mittlerweile wieder auf einem, wenn auch überschau- baren Wachstumspfad. Ob sich dieser Trend verfestige und ob die Märkte in Europa und Nordamerika folgen, sei abzuwarten. Spedition und Logistik Auch an der Speditions- und Logistikbranche ist die Pandemie „nicht spurlos vorbeigegangen“, berich- tet Christian Bücheler, geschäftsführender Gesell- schafter der Transco Singen Süd Internationale Transporte GmbH und Vollversammlungsmitglied der IHK Hochrhein-Bodensee. Transco betreibt mit 600 Mitarbeitern Lagerhaltung unter anderem für pharmazeutische und Lebensmittelproduzenten so- wie die Hightech-, Sanitär- und Stahlindustrie und ist im Bereich Spedition und Transport (100 Zugma- schinen, 400 Sattelauflieger) europaweit unterwegs. Transco fährt vor allem in die Schweiz, nach Italien, England und in osteuropäische Länder. Im Logistik- bereich verzeichnete Bücheler Anfang Mai Umsatz- Bilder: Thomas Kunz Das Essen durchs Fenster, geschlossene Kinos und gute Wünsche – Szenen wie diese aus Freiburg im April waren typisch für die Zeit des Lockdowns.
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