Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai/Juni'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5+6 | 2020 tItel einbrüche von 40 Prozent. Die für Automotivekunden tätigen 50 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, nachdem Urlaub und Überstunden abgebaut waren. Im Spedi- tionsbereich liegen die Umsatzrückgänge ebenfalls bei 40 Prozent, mit einzelnen ländern wie Italien, england und Frankreich, wo die meisten Abnehmer- unternehmen geschlossen sind, bei 70 Prozent. Die Wartezeiten an den Grenzen sind hoch, viele Fahrer wollen deshalb derzeit (Anfang Mai) nicht unterwegs sein. In Deutschland liegt der Umsatzrückgang bei 20 Prozent. Die transporte im Pharmazie- und im le- bensmittelbereich laufen „normal“, so Bücheler. erste Besserungen erwartete er ab Mitte Mai. Büchelers erfahrungen mit KfW-Krediten sind gut, sie gin- gen schnell über die Bühne. Größtes Problem derzeit: „es gibt keine Planbarkeit.“ Die Firma Anselm Winterhalter in Ober- ried, Spedition/Bustouristik und Reise- büro, hat ebenfalls massive einbrüche zu verzeichnen. Inhaber Martin Rombach, der Vollversammlungsmitglied der IHK Südlicher Oberrhein ist, berichtet von vierzigprozentigen Umsatzrückgängen im Speditionsgeschäft, in dem vor allem Bitumen und Mineralöle transportiert werden. Hier leidet das Geschäft mit den tankstellen, während der Bitumentransport aufgrund der guten Beschäftigung des Straßen- baus auf befriedigendem Niveau rangiert. Winter- halter beschäftigt in normalen Zeiten 200 Mitarbeiter und verfügt über 85 lkw. In der Bustouristik und im Buslinienverkehr fährt das Unternehmen üblicherweise mit 15 Bussen, zehn davon sind derzeit abgemeldet, der Umsatzrückgang bewegt sich hier bei 70 bis 80 Prozent, so Rombach. Dreiviertel der Busfahrer sind in Kurzar- beit. Reisebusverkehr gibt es gar nicht (aufgrund des Verbots bis 15. Juni), einige linienfahrten finden nach dem Ferienfahrplan des RVF (Regionalverkehrsverbund Freiburg) statt, demnächst wohl wieder auch ein gerin- ger Schülerverkehr. Die Fahrer in den Bussen sitzen in abgeriegeleten Fahrerhäuschen, die Fahrgäste müssen weit auseinander sitzen. Die Kurzarbeitsmaßnahmen der Bundesregierung helfen, mit dem Verhalten seiner Bank ist Rombach derzeit zufrieden. Ganz schlecht hin- gegen läuft das Reisebürogeschäft, berichtet Rombachs Schwester Barbara Durst. Hier ist „land unter“. Stornie- rungen werden bearbeitet, die Rückerstattungen sind kompliziert, die Provisionen müssen zurückgegeben werden. Die Büros können aufgrund des Stornierungs- geschäftes nicht in vollem Umfang Kurzarbeit anmelden und haben letztendlich die doppelte Arbeit: „Buchen und Rückabwicklung für nichts.“ Banken einen „enormen Beratungsbedarf der Kunden“ stellt Wolf Morlock, stellvertretender Vorstandsvorsitzen- der der Sparkasse Hochrhein in Waldshut (3,3 Mil- liarden Bilanzsumme, 517 Mitarbeiter), fest. 600 Fir- menkundenkontakte haben die Mitarbeiter täglich zu bewältigen, normal sind 300. Rund 1.000 Darlehens- anträge und Nachfragen nach tilgungsaussetzungen hat die Sparkasse seit Beginn des lockdowns bis An- fang Mai bearbeitet. Die KfW-Programme beurteilt Morlock, der auch Vizepräsident der IHK Hochrhein- Bodensee ist, als recht präzise zugeschnitten und sehr hilfreich. Viele Firmenkunden hätten eine gute Substanz und seien überlebensfähig, ihre Reserven würden jedoch schnell aufgebraucht. Besonders be- troffen seien beispielsweise die Reisebranche, die Gastronomie, der Messebau und die Unterhaltungs- branche - also Bereiche, die keinerlei einnahmen haben. Für den Handel, auch wenn er wieder öffnen durfte, komme entlang des Rheins die Grenzschlie- ßung erschwerend dazu: Schweizer Kunden, die sonst einen Gutteil der Umsätze bringen, dürfen nicht mehr kommen. Auch die Soforthilfe von land und Bund via l-Bank bewertet Morlock sehr positiv, ebenso die Arbeit der IHK. die Gelder aus den Hilfsprogrammen seien schnell geflossen. Die Risikopolitik seines Instituts habe sich gegenüber Vor-Coronazeiten nicht geändert. Wesentlich bei der eigenen Kreditvergabe sei die Zukunftsperspektive der Kunden. Die Sparkasse habe eine sehr gute eigenkapi- talausstattung, was Spielraum gäbe, die Kunden zu un- terstützen. Die Risikoentwicklung sei aktuell stabil, lasse sich aber frühestens zum Jahresende besser abschätzen. Im Unterschied zur Krise 2008, als die Bankenbranche Verursacher war, habe sie heute die Chance, sich als Helfer für den Mittelstand zu profilieren. Der Wirtschaftsstruktur der Stadt entsprechend, sind in Freiburg von der Coronakrise tourismus und Handel besonders betroffen, Bauträger sowie bauhandwerk- liche Betriebe dagegen nur wenig tangiert. Das sagt Volker Spietenborg, Vorstandsmitglied der Volksbank Freiburg (3,35 Milliarden euro Bilanzsumme, 412 Mit- arbeiter). Seine Bank hat bereits ende Februar die ersten Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Große Filialen hat man geschlossen, kleinere offen gehal- ten, die teams voneinander getrennt. Wie viele ande- re Dienstleister und Händler auch, hat die Volksbank Plexiglasscheiben installiert, Masken verteilt und keine größeren Meetings mehr veranstaltet. Die große Herausforderung der Volksbank im Bereich ihrer Firmenkunden ist die liquiditätsversorgung, so Spietenborg. Die Kundenteams beraten intensiv über KfW-Programme. Bislang hat man 700 Anfragen von der Ratenaussetzung bis zum auf das einzelne Unternehmen zugeschnittenen Kredithilfeprogramm erhalten und 500 bearbeitet. Die Kredite reichten vom niedrigen fünfstel- ligen bis zum Millionenbetrag. Bis Anfang Mai wurde über die Volksbank Freiburg ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag ausgegeben. Was das eigene Kredit- geschäft betrifft, so ist sich Spietenborg aufgrund der guten eigenkapitalausstattung und der entsprechenden Robustheit der Bank sicher, den Mittelstand weiterhin wie gewohnt versorgen zu können. Die Wertberichti- gungen für 2020 und auch 2021 würden gegenüber den Vorjahren wegen Kreditausfällen sicher steigen. Das Pro- visionsgeschäft leide derzeit. kat, mae, upl Bild: Graphikbuero GeBHARD-UHl

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