Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'20 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

11 4 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten GRÜNDER LEUTE Wie beschreiben Sie medizinischen Laien Ihre Geschäftsidee? Birsner : Wir entwickeln Werkzeuge für präzise Diag- nostik- und Therapieformen gegen Krebs. Und wie funktionieren diese einfach erklärt? Dühren-von Minden : Krebs ist nicht gleich Krebs. Selbst bei derselben Krebsart können sich die Krebs- zellen in ihren Eigenschaften erheblich unterschei- den. In der Präzisionsmedizin wird die vorliegende Krankheit zunächst exakt charakterisiert, um dann mit größter Genauigkeit dagegen vorzugehen. Mit unserer patentierten „AVA-NextGenMonoclonals- Plattform“ entwickeln wir monoklonale Antikörper, die genau diese Anforderungen abbilden, da sie ge- sunde Zellen von Krebszellen unterscheiden können. Das ist bislang einzigartig. Sind Sie mit Ihrer Plattform bereits auf dem Markt, verdienen Sie schon Geld? Kessemeier : Bislang nicht, wir sind aber außerge- wöhnlich weit vorangeschritten. Mit unserem ersten Leukämie-Antikörper stehen wir kurz vor der Präklinik. Ende 2020 starten Gespräche mit möglichen Part- nern, unter anderem mit großen Pharmafirmen. Womit finanzieren Sie sich bislang? Birsner : Wir haben das große Glück, Privatinvestoren gefunden zu haben, die von unserer Mission genau- so überzeugt sind wie wir selbst. Insgesamt sind wir 14 Gesellschafter. Aufgrund meiner Erfahrung bei Genescan haben wir bewusst auf Venture-Capital- Investoren verzichtet - wir wollen selbst über uns ent- scheiden. Deshalb werden wir Gründer auch immer die Mehrheit behalten. Sie erwähnten Ihre frühere Firma: Was haben Sie zuvor gemacht, woher kennen Sie sich? Birsner : Über Genescan und das MPI, das Max- Planck-Institut für Immunbiologie. Ich bin Chemiker und war Laborleiter unter Nobelpreisträger Georges Köhler. 1992 habe ich BigBiotech gegründet, aus der die Genescan AG hervorging. Als größter Aktionär habe ich 2003 mein Aktienpaket angeboten und damit die Übernahme von Eurofins eingeleitet. Mein techno- logie-getriebenes Mindset hat nie wirklich zur Börse gepasst. Nach einer Auszeit habe ich begonnen, das neue Projekt vorzubereiten. Herr Kessemeier ken- ne ich vom Genescan-Börsengang. Er ist erfahrener Volkswirt. Herrn Dühren-von Minden hat am MPI pro- moviert und ist Experte für molekulare Immunologie. Was versprechen Sie sich von Ava Lifescience? Kessemeier : Der Markt für monoklonale Antikörper ist riesig, der globale Umsatz lag 2018 bei über 100 Milliarden Dollar. Ziel ist es, die Plattform zu behalten und die einzelnen Antikörper zu verpartnern. Wir wol- len nicht auf mehrere hundert Mitarbeiter wachsen, sondern eine edle Entwicklungsschmiede bleiben. Interview: kat Ava Lifescience will Krebs heilbar machen Antikörper gegen Leukämie Ava Lifescience Gründer: Ulrich Birsner (62, CEO), Marcus Dühren-von Min- den (44), Marc Kessemeier (49), Hassan Juuma (55) Ort: Denzlingen Gründung: Mai 2017 Branche: Lifescience Idee: Spitzentechnologie für die Präzisionsmedizin Ulrich Birsner, Marcus Dühren-von Minden und Marc Kessemeier (von links).

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