Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 12 | 2019 zung. Und es gibt Möglichkeiten, Wasser, also Stress, abzugießen, beispielsweise mit Sport. S tress ist primär eine Reaktion des Körpers auf belastenden Ereignisse, sogenannte Stressoren. Dies können physische sein wie Hitze, Kälte oder Angriffe, aber auch psychische wie Termindruck oder Konflikte. Stress entsteht zum Beispiel, wenn man das Gefühl hat, seine Aufgaben nicht bewältigen zu können. Und unabhängig davon, ob der Stressauslöser physisch oder psychisch ist, ob dem steinzeitlichen Jäger ein Sä- belzahntiger gegenüberstand oder dem heutigen Büro- menschen der Chef im Nacken sitzt, löst der Körper die gleiche Reaktion aus: Er schüttet Hormone aus, die eine rasche Mobilisierung ermöglichen. Das vegetative Ner- vensystem arbeitet dann auf Höchststufe, die Muskeln spannen sich an, die Wahrnehmung verengt sich. Das ermöglicht Höchstleistungen, Stress kann also positiv sein. Wichtig ist aber, dass auf die hohe An- wieder eine Entspannung folgt. Wenn der Stress indes anhält, wenn keine Erholung stattfindet, können Krankheiten die Folge sein: körperliche wie zu hoher Blutdruck, Verspannungen oder Magengeschwüre und eben psychische. Unterneh- men können einiges tun, um Stress am Arbeitsplatz zu minimieren und gleichzeitig Engagement und Leistung zu steigern. Dazu tragen Handlungsspielraum und Auto- nomie bei, die soziale Unterstützung von Kollegen und die Anerkennung der Vorgesetzten. Zusammengefasst könnte man es auch eine wertschätzende Arbeitsat- mosphäre nennen. Für Chefs besteht die Herausfor- derung darin, die unterschiedlichen Voreinstellungen ihrer Mitarbeiter zu erkennen und sie ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen. Sie sollten sich zudem ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Wenn der Chef nie eine Pause und spät Feierabend macht, trauen die Ange- stellten sich auch nicht, früher zu gehen. B ei der Kendrion (Villingen) GmbH weiß man um diese Zusammenhänge. Der Hersteller von elekt- romagnetischen Systemen und Komponenten, der rund 450 Mitarbeiter beschäftigt und seit 1997 zur nie- derländischen Kendrion-Gruppe (2.400 Mitarbeiter) zählt, betreibt seit einigen Jahren betriebliches Gesundheitsma- nagement (BGM) im echten Wortsinn, bietet also nicht nur vereinzelte Aktionen wie Ernährungsberatung oder Rückenschule an, sondern organisiert das Thema syste- matisch mit relativ großem Aufwand. Zehn bis fünfzehn Wochenstunden nimmt die BGM-Arbeit bei HR Business Partner Sandra Hoer und Personalchef Arno Hoffmann ein. Sie kümmern sich um die Arbeitsbedingungen, ver- anstalten Gesundheitstage, managen Fehlzeiten und Wiedereingliederungen. Hoer und Hoffmann holen sich Anregungen und Feedback bei ihrem Gesundheitszirkel, einem guten Dutzend Mitarbeiter aus allen Abteilungen. Die wissen am besten, wo die Aktivitäten ansetzen soll- ten. Eine Herausforderung ist es, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ansprüche der Arbeiter und Angestell- ten unter einen Hut zu bringen, berichtet Sandra Hoer. Das Ziel sind natürlich gesunde Beschäftigte und damit weniger Fehlzeiten für den Arbeitgeber. Aber man will die Bild: nadia_bormotova

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5