Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember '19 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wirtschaft im Südwesten 12 | 2019 II REGIO REPORT IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg E rfahren, was im digitalen Sektor der Medizintech- nikbranche aktuell ist: Beim elften Innovation Forum Medizintechnik wurden mehr als 300 Fachbesucher in der Tuttlinger Stadthalle von fachkun- digen Referenten und Impulsrednern auf den neu- esten Stand gebracht. Quintessenz des Tages: Die künstliche Intelligenz kann einen massiven Beitrag zur Medizin leisten, wenn sie richtig eingesetzt wird. Kritik geübt wurde dabei an den Rahmen- bedingungen, die durch ge- setzliche Vor- gaben Innova- tion zusehends erschweren. Bei dem Forum von Technology Moun- tains e.V., Medical Mountains GmbH und IHK Schwarz- wald-Baar-Heuberg bestimmte der Blick in die digitale Zukunft klar das Geschehen. Für Yvonne Glienke, Ge s chä f t s f üh r e - rin von Technology Mountains und Medi- cal Mountains, stand eher provozierend der Ausspruch „Keiner weiß, was morgen war“ am Beginn ihrer Begrüßung. Harald Stallforth, Vorstandsvorsitzender von Techno- logy Mountains, umriss als erfahrener Medizintechnik- Experte die aus seiner Sicht vielver- sprechendsten Innovationsfelder in der Branche: Roboterchirurgie und die Entwicklung von Sensoren und Aktoren seien neben der Tissue- Technologie die derzeit spannends- ten Bereiche. „Solche Innovationen können nur in Unternehmensnetz- werken wirklich sinnvoll vorange- trieben werden“, so Stallforth, „Und dafür sind wir ja heute hier.“ Gelegenheit zum Austausch und Knüpfen neuer Kon- takte gab es bereits am Vorabend bei dem „Inno- vation Warm-up“ mit dem diesjährigen Partnerland Österreich. Am Forums-Tag selbst standen neben zahlreichen bewährten Programmpunkten auch neue Formate wie die Couch-Gespräche oder der HypeCycle-Workshop zur Verfügung, um auf vielfa- che Weise Informationen einzuholen. Auf die Voraussetzungen, unter denen die Branche gegenwärtig in Europa arbeitet, spielte auch Yvonne Glienkes Frage an, wie man mit den Folgen der neuen Europäischen Medizinprodukteverordnung umgehen könne, die Innovation durch komplexe Zulassungsver- fahren eher hemme: Für IHK-Vizepräsident Thomas Butsch ist es oberstes Gebot, eine „Bleibekultur“ zu Bilder: Sascha Baumann »Die künstli- che Intelligenz kann einen massiven Bei- trag zur Medi- zin leisten.« Elftes Innovationsforum Medizintechnik in Tuttlingen Schlaglicht auf künstliche Intelligenz Praktische Anwendung Für Joschka Bödecker, Juniorprofessor für Neurorobotik am Institut für Informatik der Universität Freiburg, ist das maschi- nelle Lernen zentraler Forschungsgegenstand: Selbstlernende Programme seien den bisher üblichen Datenbanken deutlich überlegen, weil sie auch mit ungenauen Daten („Rauschen“) umgehen und Prognosen für noch unbekannte Datenpunk- te schaffen könnten. Das ermögliche das sogenannte „Deep Learning“, bei dem sich ein System selbst Kriterien schaffe, umAufgaben zu lösen – zum Beispiel die Unterscheidung von Fotos von Menschen, Hunden oder Katzen – oder die rasend schnelle und zuverlässigeAuswertung von Röntgenbildern, die Bödecker als eines mehrerer Beispiele aktueller Anwendungen benannte. „Das System beurteilt 420Aufnahmen in 1,5 Minu- ten – ein Team aus drei erfahrenen Radiologen brauchte dafür vier Stunden.“ Ke

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