Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2019 72 DIE LETZTE SEITE Freiburger Dauerkerze Tropft nicht Freiburger Wachswarenfabrik Der Ursprung von Heliotron liegt in der Kerzenfabrik Hermann Birmelin, die bis in die 1980er-Jahre im Freibur- ger Stadtteil Ebnet vor allem Opferlichte sowie andere Kirchenkerzen produzierte und deren Geschäfte Peter Schneeberger und Hermann Birmelin Junior mit ihrer 1970 in Freiburg-Tiengen gegründeten Wachswarenfabrik übernahmen. Das Unternehmen erlebte Höhen und Tiefen und rappelte sich immer wieder auf. Nach einer ersten In- solvenz 1991 firmierte es in Heliotron Kerzen GmbH um. Nach einer weiteren (Plan-)Insolvenz übernahm 2012 die Heliotron Deutschland GmbH das Geschäft. Deren geschäftsführender Gesellschafter ist Peter Schneeber- gers Sohn Oliver, der zuvor schon die Sanierung begleitet hatte. Die Zahlen entwickeln sich seit dem Neustart gut. Der Umsatz mit Flüssigwachskerzen legt jährlich zwischen sieben und zehn Prozent zu. Gut 50 Mitarbeiter beschäf- tigt Heliotron aktuell. Um mehr Platz zu schaffen, wurde vergangenen Herbst eine ehemalige Lagerhalle für mehr als eine Million Euro in ein Büroloft samt Cafeteria und Pausenraum umgebaut. kat Hotels und Restaurants Hotellerie und Gastronomie, kirchliche Institutionen sowie Bestattungsunternehmen sind die drei we- sentlichen Kundengruppen von Heliotron, wobei sich die Gewichte in den vergangenen Jahrzehnten sehr verschoben haben. Im Fokus des Kerzenspezialisten stehen mittlerweile Hotels und Restaurants, denen er auch vielfältige Dienstleistungen anbietet. Mehr als zwei Drittel des Umsatzes erzielt Heliotron in diesem Segment, etwa 30 Prozent mit kirchlichen Einrichtun- gen, Friedhofsverwaltungen und Bestattungsunterneh- men. Seine rund 15.000 Kunden betreut und beliefert Heliotron größtenteils direkt. Der Exportanteil liegt bei rund einem Fünftel des Umsatzes. In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: eine Flüssigwachskerze von Heliotron aus Freiburg-Tiengen. Innen flüssig Sie sieht aus wie eine klassische Stumpenkerze, doch sie brennt nicht ab, sondern aus. Und vor allem: Sie tropft nicht. Die Dauerkerze „Flexilight“ von Heliotron hat einen Kern aus flüssigem Wachs, der in einer Aluminiumzierhülle steckt, die wiederum von einem Rohr aus Spezialkunststoff ummantelt ist. Dieser Kerzenmantel besteht aus Hartnylon. Es kommt in zwei Meter langen Rohren bei Heliotron an, wird dort ausgedreht, geformt, geschnitten und so oberflächenbehandelt, dass die Haptik der einer Hartwachskerze entspricht. Die Aluminiumhüllen – in der passenden Farbe pulverbeschichtet – kauft Heliotron zu. Der Flüssigwachseinsatz entsteht wiederum vor Ort. Dafür werden in einer Abfüllstraße Kunststoff- behälter mit Paraffin befüllt, der Docht wird eingeschossen und der Behälter schließlich mit dem Dochthalter aus Aluminium als Deckel ver- schlossen. Hoher Marktanteil Flexilight gibt es in 26 Farben und mit unzähli- gen Gestaltungselementen – beispielsweise vie- len verschiedenen Kerzenhaltern und -ständern, Laternen oder Windlichtern. Die Wahrscheinlich- keit, dass eine Dauerkerze aus Freiburg-Tiengen stammt, ist sehr groß: Heliotron ist deutscher Marktführer und produziert etwa 90 Prozent aller Dauerkerzen hierzulande. Bei Flüssigwachs- Tischleuchten sind es rund 60 Prozent, und selbst bei Opferlichten kommt Heliotron auf einen stattlichen Marktanteil. Die Hartwachs- kerzen – vor allem für kirchliche Zwecke wie Altar-, Kommunions- und Taufkerzen oder eben Opferlichte – produziert Heliotron nicht mehr selbst, sondern bezieht sie von Geschäftspartnern, ebenso die zahlreichen Dekorationsaccessoires. H l

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