Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2019 12 Leute Platziert beruflich richtig Jasmin Biermann-Gässler | Biema Bildungsmanagement DONAUESCHINGEN. Jasmin Biermann-Gässler (Jahrgang 1978) ist eine sehr energische, überlegte, ideenreiche, ihrem Gegenüber zugewandte Frau mit einer ausgesprochen sozialen Ader. Und eine erfolgreiche Unternehmerin: Während der vergangenen Jahre hat sie ein Beratungsunternehmen aufgebaut, das erstens Menschen jeden Alters hilft, die sich in der Entwicklung ihrer beruflichen Lauf- bahn helfen lassen wollen. Und das zweitens Unternehmen und öf- fentliche Einrichtungen bei der Entwicklung ihrer Mitarbeiter, auch beim Finden und bei der Entlassung von Beschäftigten, unterstützt. Biermann-Gässler, die aus einer Villinger Gastwirtsfamilie stammt, hat 2004 ihr Unternehmen gegründet und beschäftigt mittlerweile 35 Mitarbeiter am Firmensitz in Donaueschingen sowie in Filialen in Villingen, Singen und Rottweil. Für ihre Laufbahn und ihr unternehmerisches Handeln prägend war das Erlebnis, nicht genau zu wissen, was sie nach dem Abitur machen sollte: Ihr künftiger Beruf sollte einerseits mit Wirtschaft zu tun haben und andererseits die Möglichkeit bieten, anderen zu helfen. Der Inhaber einer großen regionalen Werbeagentur griff ihr bei einem Bewerbungsgespräch unter die Arme, indem er sie auf ein Angebot der Hochschule Pforzheim hinwies. Dem Tipp fol- gend studierte sie dort Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Personalmanagement. Nebenberuflich arbeitete sie bei einem Bil- dungsträger, schrieb ihre Diplomarbeit bei MTU Aero Engines in München und sammelte nach dem Studium Führungserfahrung bei einer großen Baumarktkette, wo sie nach kurzer Zeit stellvertre- tende Geschäftsleiterin und Assistentin des Geschäftsführers war. Mit ihrer Firma – sie heißt „biema“ – organisierte Biermann-Gässler ab 2004 Projekte bei großen Bildungsträgern und Firmen. Ihr ers- ter unternehmerischer Kunde waren die Stadtwerke in Villingen- Schwenningen, wo sie eine Maßnahme für die Meister durchführte. Es war nicht einfach für die damals noch nicht einmal 30-jährige Frau. Die gestandenen Männer meinten zunächst, das könnte ja „unsere Tochter sein“ – sie meisterte jedoch diese Situation recht schnell und war dann sehr anerkannt. 2009 wurde Biema zertifiziert und selbst Bildungsträger. Neben dem Gruppencoaching rund um das Thema Beruf befasste die Firma sich mit der Ausbildung von Job-Coaches. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie zwei feste und zwei freie Mitarbeiter. 2012 trat das Gesetz zur staat- lichen Förderung von Einzelcoaching in Kraft, und Biermann-Gässler spezialisierte sich auf dieses Feld. Per Gutschein von der Arbeits- agentur konnte nun die Einzelberatung finanziert werden. Außerdem bot sie Workshops und Seminare für Firmenkunden an, beriet bei Einstellungsgesprächen und bei der Besetzung von Arbeitsnachfol- gen und machte Eignungsfeststellungen: Wer passt auf welche Stelle aufgrund welcher persönlichen Potenziale? Dann merkte sie: „Ich habe zu viele Bälle in der Luft.“ Ab 2014 konzentrierte sie ihr Unter- nehmen straff auf drei Bereiche, die sie mit dem Ausdruck „Place- ment“ umreißt: Beim Inplacemet geht es darum, einzelne Menschen dabei zu unterstützen, den passenden Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden und/oder sich im Berufsleben (wieder) zu integrieren. Beim Out- und Newplacement unterstützt Biema die Auftraggeber, in anderen Unternehmen Arbeitsplatzperspektiven und/oder Alternativen zu finden. Beim Better- und Bestplacement schließlich unterstützen Biermann-Gässler und ihr Team die Kunden dabei, „gesund und zufrieden ihre Arbeit zu leisten und ihr Karri- erepotenzial voll auszuschöpfen“. Die Unternehmerin ist überzeugt davon, dass ihr Angebot in Zei- ten des Fachkräftemangels, der Digitalisierung, der Disruption ganzer Berufsfelder und angesichts der unzähligen beruflichen Möglichkeiten immer wichtiger wird. Für Unternehmen können ihre Angebote darüber hinaus einen Beitrag zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität leisten. Denn einem Arbeitnehmer, der Hilfe bekommt, sich seinen persönlichen Fähigkeiten entspre- chend im Unternehmen weiterentwickeln zu können, oder aber für den nach einer Kündigung ein neuer guter Job gesucht und gefunden wird, der wird seinen Arbeitgeber, auch wenn es im Falle des Outplacements ein ehemaliger ist, in seinem Umfeld anerken- nen und loben. Das steigert wiederum dessen Attraktivität. Wie schafft Biema das? Jeder sogenannte Klient bekommt aus dem Biema-Kompetenzteam von 35 Spezialisten (für beispiels- weise Profiling, Strategie, Marketing der Persönlichkeit) einen Hauptcoach zugewiesen, der wiederum je nach Fragestellung andere Coaches hinzuzieht. Diese Methode, die über mehrere Wochen oder auch Monate Anwendung findet, ist offenbar ziem- lich erfolgreich. 93 Prozent der Kunden empfehlen Biema weiter, über 40 Prozent können schon vor Beendigung der Unterstützung erfolgreich platziert werden, und weitere über 40 Prozent haben danach eine tragfähige Perspektive, platziert zu werden. Mit ihren Placementangeboten betreut Biermann-Gässler jedes Jahr über 500 Klienten, immer mehr davon werden von ihren Arbeitgebern geschickt. Was macht Jasmin Biermann-Gässler außerhalb ihrer Firma? Sie läuft, sie wandert und reitet, sie ist Rotarierin und sie kümmert sich um ein „Herzensprojekt“, eine große Baumpflanzaktion, bei der langfristig 150 Bäume pro festem Mitarbeiter gepflanzt wer- den. Und da ist natürlich ihre Familie, ihre ein und vier Jahre alten Kinder und ihr Mann Marco Gässler, der sie unterstützt und der ebenfalls in der Firma tätig ist. upl KOPF des Monats  Wirtschaft und Soziales verknüpfen

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