Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 9 | 2019 76 DIE LETZTE SEITE Uhren von Junghans aus Schramberg Der Designklassiker Schramberger Pioniere Die Uhrenfabrik Junghans ist ein Pionier: Die Brüder Erhard und Xaver Junghans waren die ersten, die ab dem Jahr 1866 in Deutschland Wand- und Tischuhren industriell fertigten. 1903 hatte Junghans sich zur größten Uhrenfabrik der Welt entwickelt: Rund 3.000 Mitarbeiter stellten drei Millionen Uhren im Jahr her. Die erste Armbanduhr mit einem selbst konstruierten Werk produ- zierte Junghans im Jahr 1930 und entwickelte diese stetig weiter. 1951 war das Unternehmen der größte Chronometerhersteller Deutschlands (Chronometer sind auf Präzision geprüfte mecha- nische Uhren) und 1956 der drittgrößte weltweit – nach Omega und Rolex aus der Schweiz. 10.000 Stück verließen im Jahr das Werk. Mitte der 1950er-Jahre verlor die Firma die Eigenstän- digkeit; zugleich entwarf der Bauhaus-Schüler Max Bill Uhren für Junghans, die heute als De- signikonen gelten. 164 Modelle, vier Linien Zur aktuellen Kollektion von Junghans zählen vier Linien (Max Bill, Meister, Form und Performance mit Funk-, Funk-Solar- und Solaruhren) mit zusammen 164 Modellen. Die Max-Bill-Linie umfasst 65 Modelle. Vier von ihnen wurden anlässlich des Bauhaus-Jubiläums in diesem Jahr in limitierter Auflage gefertigt. Bei einem, einer mechanischen Tischuhr, stammt das Werk aus der Region. Ansonsten bezieht Junghans die Uhrwerke für seine mechanischen und Quarz- uhren aus der Schweiz, die Werke der Funk- und Funk-Solaruhren werden in Schramberg entwickelt und gefertigt. Ziel von Junghans ist es laut Geschäftsfüh- rer Matthias Stotz, die Fertigungstiefe zu erhöhen. mae Von Hand montiert Die meist verkaufte Junghans-Uhr ist das Modell Max Bill Automatic mit weißem Zifferblatt, schwarzen arabischen Zahlen und schwarzem Armband (Bild). Sie ist eine Unisexuhr, das Gehäuse hat einen Durch- messer von 38 Millimetern. In einem gläsernen Raum mit gefilterter Luft wird sie montiert: Eine Mitarbeiterin setzt erst die im Haus bedruckte Datumsscheibe und dann das Zifferblatt auf das mechani- sche Uhrwerk, schließlich folgen Stunden-, Minuten- und Sekunden- zeiger. Darauf prüft sie die Position von Werk sowie Zeigern und montiert sie schließlich ins Gehäuse. Nach der Endkontrolle erhält die Uhr eine Lasergravur inklusive Seriennummer. Schließlich wird das Armband angebracht und die Uhr verpackt. Von der Max Bill Automatic gibt es elf verschie- dene Ausführungen. Rund 7.000 Stück wurden 2018 pro- duziert. Das Modell gibt es nicht nur als mechanische, sondern auch als Funkuhr und mit Quarzantrieb. In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: die Max Bill Automatic von Junghans aus Schramberg. Junghans heute Seit 2009 gehört die Uhrenfabrik den Schram- berger Unternehmern Hans-Jochem und Han- nes Steim. Heute sind 112 Mitarbeiter beschäf- tigt, der Umsatz betrug zuletzt 22 Millionen Euro. Zwischen 50.000 und 60.000 Uhren verlassen jährlich das Werk in Schramberg. In Deutschland, dem Hauptmarkt, werden sie in rund 500 Fachgeschäften verkauft. Darunter sind die Juwelierketten Wempe, Christ, Kraemer und Oro Vivo sowie die Kreuzfahrtschiffe Aida und „Mein Schiff“. Im Ausland kümmern sich Partner um den Vertrieb.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5