Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 9 | 2019 42 Unternehmen Spezialist für Metallsägen und Lagersysteme aus Achern feiert Jubiläum 175 Jahre Kasto ACHERN-GAMSHURST. Das umsatzstärkste Produkt des Un- ternehmens hat Kasto selbst im Einsatz: ein 40 Meter langes, 22 Meter breites und 16 Meter hohes vollautomatisches Lagersystem mit angeschlossener Metallsäge samt Roboterarm. „Es ist das Herz unserer Produktion“, sagt Armin Stolzer, der das Unternehmen seit 1988 in fünfter Generation führt, beim Rundgang durch die Firma. „Wir sind eines der ältesten Familienunternehmen Europas, und wir sind Technologieführer in unserer Branche“, betont Stolzer. Er nennt unter anderem die Erfahrung, die lang- fristige Ausrichtung der Firma und deren Innovationskraft als Erfolgsgeheimnisse und verweist auf ihre Stärken im Bereich Industrie 4.0. Mit Metallverarbeitung beziehungsweise Produkten und Lösungen dafür beschäftigt Kasto sich seit rund 75 Jahren. In den ersten circa 100 Jahren der Unternehmensgeschichte stand Holz im Vor- dergrund. Ka rl Sto lzer (aus den Anfangsbuchstaben des Vor- und Nachnamens des Gründers setzt sich der Firmenname zusammen) begann mit dem Bau von Dachstühlen und anderen klassischen Zimmermannsarbeiten. Später spezialisierte er sich auf die Pro- duktion von Sägegattern, mit denen Baumstämme in Bretter zerteilt wurden. Sein Sohn Carl entwickelte diese weiter und führte sie als Gusskonstruktionen aus. Das Jahr 1947 markiert einen Meilenstein in der Unternehmensge- schichte: Paul Stolzer brachte die erste Bügelsägemaschine auf den Markt, das war die erste Metallsäge des Unternehmens. „Dahinter stand ein wegweisendes Patent“, sagt dessen Sohn Armin Stolzer. „Damit ist die Firma Kasto als Werkzeugmaschinenhersteller groß geworden.“ 1965 kamen Kreissägen hinzu, 1972 vollautomatische Lagersysteme, die, so Armin Stolzer, „einen deutlichen zweistelligen Millionenbetrag kosten können“, und die die größten und teuersten Produkte des Unternehmens sind. 1975 folgten Bandsägen – sie machen heute zwei Drittel aller Sägen aus –, und 1980 kam das erste CNC-Sägezentrum hinzu, das, so wie die anderen Produkte, stetig weiterentwickelt wurde. Unter ihnen sind auch Spezialan- fertigungen wie Sägen für im 3D-Druck gefertigte Bauteile, mit denen diese von der Metallplatte, auf der sie entstanden sind, entfernt werden können. In den vergangenen Jahren wurde zudem der Service rund um das komplette Portfolio verstärkt ausgebaut. Ein Beispiel dafür ist eine Sägen-App fürs Smartphone, mit der man von zu Hause aus sehen kann, ob die Säge in der Firma wie gewünscht arbeitet. Der Platz am Gründungsstandort am Stadtgarten in Achern reichte bereits in den 1960er-Jahren nicht mehr aus, und Kasto erwarb 1964 ein 80.000 Quadratmeter großes Grundstück im wenige Ki- lometer entfernten Gamshurst. Hier wuchs das Unternehmen nach und nach zu seiner heutigen Größe. Das moderne, 20 Millionen Euro teure Verwaltungsgebäude wurde im Jahr 2010 eingeweiht, die neueste Fertigungshalle im Jahr 2009. Mit dieser nahm die Montagefläche auf insgesamt 30.000 Quadratmeter zu. Zurzeit wird die Fertigung reorganisiert und in einer Halle Platz für drei neue Großfertigungsmaschinen geschaffen. In diese investiert Kasto einen größeren Millionenbetrag. Rund 140.000 Sägemaschinen und 2.200 Lagersysteme hat Kas- to bislang verkauft. Mit Letzteren macht das Unternehmen heute etwa die Hälfte des Umsatzes, jeweils 25 Prozent entfallen auf Sägen und Service. Kasto betreibt bei- spielsweise eine eigene Werkstatt, in der Sägen bis aus den 1960er-Jahren repariert werden können. Bei modernen, vernetzten Anlagen können die Kunden per Videolivestream mit Servicemitarbeitern kommunizieren. Ar- min Stolzer verweist auf die hohe Lebensdauer seiner Produkte: Bei Sägen sind dies für gewöhnlich 10 bis 15, bei Lagersystemen 20 bis 30 Jahre. Zu den Kunden von Kasto zählen bei Lagersystemen Thyssen-Krupp, Hörmann und Benteler, bei Sägen beispielsweise SEW Eurodrive, Otto Fuchs und die Salzgitter AG. Verkauft werden die Maschinen und Anlagen über 65 Vertriebs- und Servicepartner im In- und Aus- land. Größter Einzelmarkt ist Deutschland, gefolgt von den USA und Frankreich. Produziert wird ausschließlich in Deutschland: am Hauptsitz in Achern-Gamshurst, wo rund 580 der Beschäftigten (inklusive 60 Auszubildende) arbeiten, sowie am 1991 eröffneten und 2001 erweiterten Standort in Schalkau (Thüringen) mit heute 70 Beschäftigten, darunter 8 Auszubildende. Seit 2012 ist Kasto komplett im Besitz von Armin Stolzer und seiner Familie. Seine Frau, die beiden Töchter und Schwiegersöhne sind nicht nur Mitgesell- schafter, sondern unterstützen Armin Stolzer auch als Mitglieder der Geschäftsleitung in der Unternehmensführung. mae Das in der Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG ausgestellte Zimmermannsbeil zeugt von den Anfängen der Firma: Vor 175 Jahren, am 7. Mai 1844, machte sich Karl Stolzer in Achern unter anderem mithilfe dieses Werkzeugs selbststän- dig. Heute ist Kasto ein auf Sägen und Lagersys- teme für Metall spezialisiertes, weltweit aktives Industrieunternehmen mit über 700 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt rund 125 Millionen Euro. Im Besitz der Gründerfamilie ist die Firma nach wie vor. »Wir sind Technologieführer in unserer Branche«

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