Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September '19 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wirtschaft im Südwesten 9 | 2019 10 TITEL Vertrieb in über 140 Ländern, rund 1,01 Milliarde Euro Umsatz 2018) steht der Schutz der eigenen Produkte an erster Stelle im Zusammenhang mit Produkt- und Markenpiraterie. Hansgrohe besitzt mehr als 15.000 aktive Schutzrechte weltweit – Designs, Marken, Paten- te. Carmen Vetter kümmert sich mit ihrem mittlerweile fünfköpfigen Team darum, diese zu bekommen und sie zu verteidigen. Das Thema hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, weshalb die Abteilung auf- gestockt wurde. „Wir haben eine Flut von Fälschungen erlebt“, berichtet Vetter. Einen ersten riesigen Anstieg hatte Anfang der Nullerjahre die Brause „Raindance“ ausgelöst. Hansgrohe reagierte damals mit öffentlich- keitswirksamen Vernichtungsaktionen, ließ die Fälschun- gen containerweise schreddern, plattwalzen oder ein- schmelzen – auch zur Sensibilisierung der Verbraucher. Solche Großfunde gibt es mittlerweile kaum mehr. Der Vertrieb der Plagiate ist kleinteiliger geworden, und ent- sprechend hat sich auch die Arbeit von Carmen Vetter und ihren Kollegen geändert. Angesicht der Größe des Armaturenmarktes – allein Hansgrohe produziert in Offenburg täglich mehr als 20.000 Brausen – ist es nicht möglich, jedes einzelne Plagiat zu suchen. Es gilt, sich auf die großen Fische zu fokussieren und zu versuchen, das Problem gleich bei der Wurzel zu packen, also im Idealfall größere Produktionen stillzulegen. Dafür halten Carmen Vetter und ihre Kollegen auch das Geschehen hierzulande im Blick, sind etwa mit dem Zoll auf der erwähnten ISH unterwegs. Vor allem aber verfolgen sie die Aktivitäten in China – unterstützt von den einheimischen Mitarbei- tern der chinesischen Tochtergesellschaft. Zusätzlich beobachtet ein chinesischer Dienstleister in ihrem Auftrag den Onlinemarkt. Anhand der Menge und Art der Fälschungen entscheiden Vetter und ihre Kollegen, ob und wie sie weiter vorgehen. Die Beweissicherung, die nötig ist, um seine Rechte durchzusetzen, kann in China sehr teuer sein. Kosten und Nutzen müssen natürlich im Verhältnis stehen. „Der Aufwand, den wir betreiben, ist für einen Mittelständler schon relativ groß“, sagt Carmen Vetter. Doch sie beobachtet, dass er sich rechnet: „Das Bewusstsein ist da, dass Hans- grohe seine Rechte verfolgt.“ Aktuell laufen beispielsweise Verfahren gegen zwei chi- nesische Hersteller, die die Fälschungen im größeren Stil zu betreiben scheinen, keine Hinterhoffertigung, sondern industrielle Produktion. Die Firmen stellen ein breites Spektrum auch legaler Produkte her, die Grenze zwischen Fälscher und Konkurrent verläuft hier fließend. Ihre Plagiate von Hansgrohes Duschkopf „Croma Select S Multi“ (siehe Bild auf Seite 9) haben dieses Jahr eine „Auszeichnung“ beim Negativpreis Plagiarius erhalten, der besonders dreisten Ideenklau rügt. Carmen Vetter hält zwei Exemplare in der Hand, die bei deutschen Großhändlern aufgetaucht und als Reklamation dann wiederum bei Hansgrohe selbst gelandet sind. Auf den ersten Blick sind sie nicht vom Original zu unterschei- den. Doch der Schein trügt: Die Unterschiede der Fäl- schungen zeigen sich gerade in der Funktion, Qualität und Langlebigkeit der Produkte. Kathrin Ermert »Der Aufwand, den wir betreiben, ist relativ groß« Carmen Vetter Leitung Schutzrechte Hansgrohe SE, Schiltach Bild: real444 - iStock MEHR ZUM THEMA Von 23. September bis 2. Oktober ist in der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg dieWander- ausstellung „Schöner Schein, dunkler Schatten“ desAktionskreises gegen Produkt- und Marken- piraterie (APM) zu sehen.Anlässlich der Ausstel- lung lädt die IHK während der Zeit zu diversen Veranstaltungen rund ums Thema Produkt- und Markenpiraterie ein. Bei der Eröffnung am 23. September um 17 Uhr spricht Audi-Marken- chef Robert Sterner über „Markenschutz im Zuge der Digitalisierung“ und diskutiert anschließend auf dem Podium mit dem Anwalt Daniel van Geerenstein vomVDMA, Susanne Güthner vom Hauptzollamt Lörrach und dem Designer Stefan Meier-M. von Einrichtungskultur Arnold. Anmeldung unter www.suedlicher- oberrhein.ihk.de/ausstellung Bei einer Veranstaltung der IHK Schwarzwald- Baar-Heuberg in Villingen geht es am 10. Ok- tober um 18 Uhr um das Thema „Produkt- und Markenpiraterie in China wirksam und nachhaltig bekämpfen“. Der Referent Alexander Gangnus von Chinabrand IP Consulting steht nach seinem Vortrag zumAustausch bereit und bietet am Fol- getag ( 11. Oktober ) nach Absprache weitere kostenfreie Beratungstermine. Ein Interview mit Gangnus gibt es im Regioreport der Printausga- be Schwarzwald-Baar-Heuberg beziehungsweise unter www.wirtschaft-im-suedwesten.de (Rubrik „Regioreport Schwarzwald-Baar-Heuberg“) Anmeldung unter www.ihk-sbh.de (Veranstaltungen) „Schutzstrategien gegen Produktpiraterie“ sind das Thema einer Veranstaltung der IHK Hoch- rhein-Bodensee am 8. Oktober in Konstanz und am 10. Oktober in Schopfheim (jeweils 17-18.30 Uhr). Dabei erläutert der Anwalt Jan Sklepek rechtliche und technische Schutzmaß- nahmen sowie Möglichkeiten der Durchsetzung. IHK-Geschäftsführer Uwe Böhm berichtet aus der Zollpraxis und über internationale Kooperationen. Anmeldung unter www.konstanz.ihk.de ( 143128259 bzw. 143128257)

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