Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August '19 - Hochrhein-Bodensee

Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2019 34 Unternehmen Blumen Bär Blühendes Geschäft BAD KROZINGEN. Das deutschlandweit älteste Feld mit Blumen zum Selbstschneiden liegt im Bad Kro- zinger Ortsteil Schlatt. Dieter Bär hat es 1992 angelegt, die Idee dazu hatte er in der Schweiz abgeguckt. Bär studierte damals Agrarwissenschaften. Sein Großvater hatte einen kleinen hof gekauft, den der Vater nur noch im nebenerwerb betrieb. Dieter Bär wollte von der Landwirtschaft leben, deshalb stand er nach dem ende seines Studiums vor der entscheidung, einen externen Job zu suchen, oder den familieneigenen hof zu übernehmen und die Idee der Blumenfelder auszu- bauen. er entschied sich für die Blumen und bewies damit den richtigen riecher. Denn das Geschäft wuchs rasch, entwickelt sich stetig und wächst weiter. Aus dem einen Blumenfeld ist heute eine kleine Unter- nehmensgruppe mit drei einzelfirmen geworden. Dazu zählen der ursprüngliche Landwirtschaftsbetrieb, der mittlerweile knapp 40 Blumenfelder um Freiburg und den Kaiserstuhl herum sowie am Bodensee bewirt- schaftet. Schon 1996 kam zu den eigenen Feldern die Dienstleistung für andere Landwirte hinzu. Die Blumen Bär Gmbh, die aktuell mehr als 600 Kunden mit Pflanzgut und Fachwissen versorgt, ist längst zum hauptumsatzbringer geworden. Seit vier Jahren gibt es zudem die Saatwerk Gmbh, einen Onlineshop, der Blumenzwiebeln und Saatgut an Privat- und Kleinkunden vertreibt. In den zurücklie- genden zehn Jahren hat sich der Umsatz etwa ver- doppelt, berichtet Dieter Bär. Die Landkarte, die hinter seinem Schreibtisch hängt, reicht für die kleinen Pins, die jeden Kunden markieren, längst nicht mehr aus. Denn das Vertriebsgebiet hat sich weit über die deutschen Grenzen hinaus ausgedehnt. mittlerweile liefert die Blumen Bär Gmbh in acht Länder: Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Dä- nemark, Schweden, norwegen und Schottland. Zum Sortiment zählen neben dem Pflanzgut auch maschi- nen, Kassen und Werbemittel. Dieter Bär entwickelt seine Blumen zudem ständig weiter. er betreibt ein Versuchsfeld, züchtet selbst und reist regelmäßig zu „Blumen selbst schneiden“: Die gelben Schilder mit roter Schrift weisen den Weg zu Tulpen-, Pfingstrosen- oder Sonnenblumenfeldern. Dutzende davon gibt es in der Region, annähernd 4.000 in ganz Deutschland und darüber hinaus. Hinter den meisten steckt ein Mann aus Bad Krozingen. Dieter Bär ist der Pionier der Blumenfelder. Auktionen in die niederlande. Darüber hinaus ist er ein findiger tüftler, der herkömmliche hilfsmittel für die ei- genen Zwecke umbaut und an seine Kunden vertreibt. So wurde zum Beispiel aus einer Kartoffellege- eine Gladiolenpflanzmaschine, die gleichzeitig düngen und Graswege säen kann. Ähnlich wichtig wie die Produkte ist die Beratung für Landwirte. Blumen eigenen sich gut für kleine Flächen. Die Pflanzfolge der verschiedenen Sorten gleicht der Fruchtfolge bei Getreide, weil sie den Boden unterschiedlich beanspruchen. manche Kunden leben komplett davon, für andere ist es ein neues Standbein – und ein Imagegewinn. „es ist po- sitiv für die Landwirte, auf Blumen umzusteigen“, sagt Bär. „Dann sind sie nicht mehr der böse Bauer mit der Gülle.“ Blumen hätten ein besseres Image, auch im hinblick auf Bienen und andere Insekten. Und wie sieht es mit der Zahlungsmoral aus? „es ist wie überall“, sagt Bär. „natürlich gibt es schwarze Scha- fe, aber in der regel läuft es gut.“ Um der ehrlichkeit auf die Sprünge zu helfen, machen seine mitarbeiter und er immer mal Stichproben. Zudem haben sie die Kassensysteme verbessert, diebstahlsicherer gemacht und die Schilder verändert. „Wenn da steht, dass eine Familie davon lebt, zahlen die Leute lieber“, erklärt Bär. In Skandinavien, wo viel weniger Bargeld im einsatz ist, gibt es bereits Felder, bei denen man per Paypal oder handy bezahlen kann. Darin sieht der Unternehmer auch hierzulande die Zukunft. Büros, restaurants, Arztpraxen und andere Geschäftskunden, die regelmäßig seine Blumen schneiden, können auch per rechnung zahlen. Das Geschäft professionalisiert sich wei- ter, seit Dieter Bärs Lebensgefährtin nicole Oberfell eingestiegen ist. Die Betriebswirtin kümmert sich vor allem ums marketing und um den Onlineshop. Insgesamt beschäftigen die drei Fir- men lediglich sieben mitarbeiter. Sie bräuchten dringend weitere, davor aber mehr Platz. Dafür hat Bär einen großen hof in Bad Krozingen gekauft, den er umbauen möchte. Drei bis vier millionen euro Investitionen sind geplant, unter anderem für moderne Kühlhäuser, in denen die Blumenzwiebeln und -samen für die optimale Blütezeit temperiert werden können. So lässt sich beispielsweise die tulpensaison auf bis zu neun Wochen verlängern bis die Pfingstrosen so weit sind. Das Ziel ist eine fast ganzjährige Produktion, die mit narzissen im märz startet und mit Chrysanthemen im november endet. Wichtig ist, dass immer etwas blüht. „Früher dachten wir, es muss alles geschnitten werden“, sagt Bär. „Jetzt wissen wir, dass ein teil ruhig verblühen darf. Das ist unsere Werbung.“ kat »Ein Teil darf ruhig verblühen. Das ist unsere Werbung.« Dieter Bär , Blumen Bär Gmbh

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