Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 6 | 2019 20 REGIO REPORT IHK Südlicher Oberrhein O b in der Logistik, der Industrie oder der Gastro- nomie: Immer häufiger arbeiten Ungelernte oder Quereinsteiger in den Betrieben. Sie verfügen zwar über Berufserfahrung, können diese aber nicht mit Do- kumenten belegen. Laut Studien trifft diese Situation in Deutschland auf gut 21 Millionen Menschen im be- rufsfähigen Alter zu. Angesichts von Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung wird es jedoch immer wichtiger, Potenziale in der Belegschaft zu erkennen und gezielt zu fördern. Auf Empfehlung des Rates der Europäischen Union wurde daher ein Verfahren entwickelt, mit dem berufs- praktische Kompetenzen festgestellt und zertifiziert werden. Das Bundesbildungsministerium fördert das dazugehörige Projekt „ValiKom Transfer“. Es dient dazu, berufspraktische Kompetenzen, die außerhalb des Be- rufsbildungssystems erlangt wurden, festzustellen und zu bescheinigen. Mit dem Validierungsverfahren können Betriebe Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig ist es für Ungelernte ein Leistungsnachweis, mit dem sie ihre Chancen auf eine qualifizierte Beschäftigung erhöhen können. Das Validierungsverfahren richtet sich an Personen ab 25 Jahren, die keine abgeschlossene Ausbildung haben oder als Quereinsteiger tätig sind und über mehrjährige Berufserfahrung verfügen. Deutsche, Migranten und Geflüchtete mit oder ohne Arbeit sind hier gleicherma- ßen angesprochen, sofern sie diese Voraussetzungen erfüllen und Deutsch sprechen. Für die IHK Südlicher Oberrhein kümmert sich seit An- fang Mai der neue Mitarbeiter Patrick Bareiter (39) um Neues IHK-Angebot „ValiKom Transfer“ macht berufliche Potenziale sichtbar Berufserfahrung zertifizieren lassen das Projekt Valikom Transfer. Zuvor hat Bareiter bei der IHK zu Lübeck das Projekt Willkommenslotse aufgebaut und betreut. Er ist gelernter Industriemechaniker und hat Islamwissenschaften studiert. Als Projektmitarbeiter ist es seine Aufgabe, die Ratsuchenden von Anfang bis Ende des vierstufigen Verfahrens zu begleiten. „Dazu gehört zunächst ein Informationsgespräch über alle not- wendigen Schritte. Dann steht Hilfe beim Ausfüllen der Dokumente an. Im Anschluss wird der entsprechende Referenzberuf ausgewählt, und nach der Bewertung erfolgt schließlich eine Beratung zu beruflichen Entwick- lungsmöglichkeiten“, erklärt Bareiter. Am Ende steht ein Zertifikat über die teilweise oder volle Gleichwertigkeit zum Referenzberuf. Die IHK startet Valikom Transfer mit den beiden Be- rufen Fachkraft für Lagerlogistik sowie Fachkraft für Metalltechnik und will das Angebot auf bis zu zehn Berufe ausweiten. Es können sich jedoch auch Perso- nen und Firmen melden, die andere Berufe zertifiziert haben möchten. In diesen Fällen wird nach der Infor- mation und Beratung an andere zuständige Kammern verwiesen. „Das Schöne an diesem Projekt ist, dass bei der Bewertung der Fokus auf die Validierung der berufspraktischen Fähigkeiten durch das Lösen von praxisnahen Aufgaben aus dem Berufsalltag gelegt wird. Dadurch werden auch Personen angesprochen, die sich zum Beispiel eine Externenprüfung nicht zu- trauen“, sagt Patrick Bareiter. Damit ergänzt Valikom Transfer das Angebot der Kammern von dualer Berufs- ausbildung, Teilqualifizierung und Anerkennungsverfah- ren ausländischer Berufsabschlüsse. heo/pb Patrick Bareiter , 0761 3858-167 Patrick.Bareiter@ freiburg.ihk.de Bild: momius - Fotolia

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