Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'19 - Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wirtschaft im Südwesten 5 | 2019 10 titel M it ihren 764 Jahren ist sie das älteste Unter- nehmen in Freiburg: Seit dem 13. Jahrhundert kümmert sich die Heiliggeistspitalstiftung um ältere und pflegebedürftige Menschen. Heute betreibt sie vier Pflegeheime, eine Tagespflegeeinrichtung, sieben betreute Wohnanlagen, zwei Begegnungszentren sowie einen ambulanten Pflegedienst und beschäf- tigt rund 430 Mitarbeiter. Diese zu fin- den und zu halten, ist angesichts des herrschenden Pflegenotstands eine immer größere Herausforderung. Gleichwohl ist es der Heiliggeist- spitalstiftung 2018 gelungen, 26 neue Arbeitsplätze und 15 Minijobs zu schaffen, die meisten von ihnen im neu eröffneten Haus Heiliggeist. Dabei haben Stiftungsdirektorin Marian- ne Haardt und Personalleiter Thomas Bouzanne zum einen mit der Freiburger Agentur Schleiner +Partner zusammengearbeitet, die für die Stiftung eine Werbe- kampagne mit dem Slogan „Wenn Sie bei uns für alte Menschen sorgen wir für Sie“ entwickelt hat. In Zei- tungen und auf Litfasssäulen, auf Straßenbahnen und auf Aufstellern auf Wochenmärkten waren die Anzeigen zu sehen. Sie brachten der Stiftung einzelne besorgte Anrufe, dass da etwas mit der Grammatik nicht stimme, aber vor allem öffentliche Aufmerksamkeit. Zum anderen präsentierten Mitarbeiter die Heiliggeist- spitalstiftung vergangenes Jahr auf Jobmessen als attrak- tiven Arbeitgeber und reisten im Rahmen eines Projekts der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit auf die Philippinen, wo sie zehn Fachkräfte rekrutierten. Und die Stiftung zahlt ihren Mitarbeitern Erfolgsprämien, wenn sie neue Kollegen anwarben. Etwa 20 Beschäftigte aller sechs Stiftungen, die unter dem Dach der Freibur- ger Stiftungsverwaltung vereint sind, haben bereits eine solche Vermittlungsprämie erhalten. Für die neuen (und auch bestehenden) Mitarbeiter gibt es im Gegenzug zum Beispiel Hilfe bei der Wohnungssuche – rund fünf bis zehn Prozent aller Beschäftigter wohnen laut Thomas Bouzanne in stiftungseigenen Immobilien –, Zuschüs- se für Regiokarte, Kinderbetreuung oder betriebliche Altersvorsorge und flexible Arbeitszeitmodelle. All dies zahlt sich aus: Der Krankenstand liegt unter dem Bun- desdurchschnitt, berichtet Bouzanne. mae Große Unternehmen Erdrich Umformtechnik O b VW oder Audi, ob BMW, Daimler oder Porsche – in all diesen Fahrzeugen stecken Brems-, Fahrwerks- und Antriebsteile der Erdrich Umformtechnik GmbH aus Renchen-Ulm. Zu ihren Kun- den zählen nicht nur die Automobilhersteller selbst, sondern auch fast alle deutschen Systemlieferanten wie Bosch, Brose und Continental. Das mittelständische Unternehmen, das sich in Familienbesitz befin- det, ist breit aufgestellt. Für Hybrid- und E-Fahrzeuge werden ebenfalls Bremskolben, Fahrwerkslenker und Aluminiumgehäuse produziert. Und auch die angesichts des Dieselskandals rückläufige Nachfrage nach dieser Antriebstechnik bereitet dem Unternehmen kein Kopfzerbre- chen. Dass die Erdrich Umformtechnik GmbH so breit aufgestellt ist, ist für Geschäftsführer Nicolas Erdrich ein Grund, warum es auch im vergangenen Jahr gelungen ist, neue Fachkräfte zu finden. Weltweit hat Erdrich Umformtechnik 1.876 Beschäftigte, 95 von ihnen sind Auszubildende. Die Zahl der Mitarbeiter am Firmensitz in Renchen-Ulm wuchs 2018 um 65 auf aktuell 669. Die meisten von ihnen kommen aus der Ortenau, seit jeher sind viele Franzosen darunter, inzwischen auch vermehrt Flüchtlinge. Um sie zu finden, hat das Unternehmen vergangenes Jahr neue Wege eingeschlagen. Mehr als 80 Interessierte kamen zu einem Tag der Ausbildung ins Un- ternehmen – nicht nur Schüler, sondern auch deren Eltern hatte man bei Erdrich als potenzielle Mitarbeiter im Blick. Der Hintergedanke: „Wenn wir es schaffen, die Interessenten in unser Unternehmen zu holen, können wir durch unser familiäres, offenes und respektvol- les Miteinander überzeugen“, sagt Nicolas Erdrich, der zudem auf flache Hierarchien verweist. Andere Interessenten fanden über ein Job-Speed-Dating, das Erdrich zusammen mit der Agentur für Arbeit organisierte, den Weg ins Unternehmen, eine weitere Nachwuchs- kraft über die Offenburger Initiative „Fit for Work“. Besser als bei vielen anderen Unternehmen der Automobilbranche liefen 2018 die Geschäfte von Erdrich Umformtechnik: Der Umsatz stieg von 300 auf 328 Millionen Euro, das Unternehmen ist weiter gewachsen, wenn auch weniger als in den Vorjahren. Trotzdem sucht Erdrich weiterhin Fachkräfte. Kreativität ist dabei auch in Zukunft gefragt, ist Nicolas Erdrich überzeugt. „Auf normalem Wege finden wir die nicht“, sagt er. mae Ein Mitarbeiterge- spräch bei der Heilig- geistspitalstiftung. Blick in die Produktion der Erdrich Umformtechnik in Renchen-Ulm. SONDERPREIS FACHKRÄFTE finden und binden Bilder: Kunz Sonderpreis Heiliggeistspitalstifung

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