Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'19 - Südlicher Oberrhein

44 THEMEN & TRENDS WVIB: Konjunktur und Stiftungsprofessur Das Wachstum normalisiert sich W ie Thomas Burger, Präsident des Wirtschafts- verbandes Industrieller Unternehmen Baden (WVIB), und Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer Ende Januar mitteilten, haben die Mitgliedsun- ternehmen des Verbandes ein ausgezeichnetes Jahr 2018 hinter sich. Aus der jüngsten Umfrage des Verban- des bei über tausend Mitgliedsunternehmen, von denen 350 antworteten, ergibt sich ein durchschnittliches Um- satzplus von acht Prozent. Damit wurde der Rekordwert der Vorjahresperiode (9 Prozent) zwar knapp verfehlt, die Steigerung war jedoch wiederum überdurchschnitt- lich gut. Die Unternehmen erwarten nun aber eine An- näherung an ein normalisiertes Wirtschaftswachstum. Die extrem überhitzte Wirtschaft kühle etwas ab, stellte Münzer fest, ein paar Wolken am Horizont müssten aber noch keinen Wolkenbruch bedeuten. Nach wie vor sind 73 Prozent der befragten Unternehmen voll ausgelastet (Vorjahr 72 Prozent), und überausgelastet sind 7 Pro- zent – dies waren vor einem Jahr noch 15 Prozent. Der Umsatz ist bei 77 Prozent (79 Prozent) der Unterneh- men gewachsen, bei 5 Prozent ist er gleich geblieben und 19 Prozent mussten einen Rückgang verzeichnen (17 Prozent). Und trotz der Entwicklungen um den Aus- tritt Großbritanniens aus der EU und der politischen Situation in den USA rechnen noch 41 Prozent der Be- fragten in den kommenden sechs Monaten mit einem steigenden Umsatz (2017: 58 Prozent). 42 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Ertragslage als gut (49 Prozent), 49 Prozent als befriedigend (47 Prozent). Für die nächsten sechs Monate rechnen noch 18 Prozent mit steigenden Erträgen (22 Prozent), 66 Prozent mit gleichbleibenden (71 Prozent) und 17 Prozent (7 Pro- zent) mit einer sinkenden Ertragslage. Münzer betonte, dass nach zehn Jahren positiver Entwicklung ein leichter Rückgang normal sei. Thomas Burger ergänzte, dass es bei einzelnen Betrieben (vor allem in der Automobilzu- lieferindustrie) zum Zurückfahren von Schichten oder ganz vereinzelt auch zu Kurzarbeit komme. Der Personalaufbau hält weiterhin an, die befragten Unternehmen beschäftigten fast 3.800 Mitarbeiter mehr als im Vorjahreszeitraum. 65 Prozent der Unter- nehmen haben ihre Belegschaft vergrößert. Allerdings gibt es aus Deutschland kaum noch Facharbeiter, die verfügbar wären (es sei denn sie werden abgeworben), hin und wieder werden Fachleute für Elektrik und Elek- trotechnik aus Spanien oder für andere Bereiche aus Osteuropa angeworben. Die Investitionsquote ist im vergangenen Jahr nochmals angestiegen – auf 7 Pro- zent nach 6 Prozent im Vorjahr. Für das nächste halbe Jahr allerdings rechnen 20 Prozent der Befragten mit rückgängigen Investitionen (13 Prozent), nur noch 30 Prozent planen steigende Investitionen (38 Prozent). Und die Digitalisierung? Über 11 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr Geschäftsmodell aufgrund der Digitalisierung während der vergangenen Jahre grund- sätzlich verändert habe und 44 Prozent meinten, ihr IT-Budget sei verhältnismäßig schneller gewachsen als der Umsatz. Bert Sutter, Präsidiumsmitglied des WVIB und Chef der Sutter Medizintechnik GmbH in Freiburg, betonte, für die Industrieunternehmen sei Digitalisierung ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck, das sie selbstverständlich einsetzten, wenn es nötig und sinnvoll sei. Darin unterscheide sie sich nicht von anderen Entwicklungstendenzen und -sprüngen der vergangenen Jahrzehnte. Der WVIB hat außerdem kürzlich eine Professur für Kol- laborative Robotik, Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme an der Hochschule Offenburg gestiftet. Sie läuft über fünf Jahre, schließt eine zusätzliche Stelle (neben der Professur) ein und erfordert insgesamt Investitio- nen von 1,2 Millionen Euro. 13 Unternehmen sowie die „Gisela und Erwin Sick Stiftung“ beteiligen sich an dem Stiftungslehrstuhl. Nach fünf Jahren finanziert dann die Hochschule beziehungsweise das Land die Professur. Auf Seite 55 in unserer Rubrik Messen lesen Sie außer- dem einen Bericht über die „ie“-Messe des WVIB, die Anfang Februar in Freiburg stattgefunden hat. upl »Ein paar Wolken am Horizont sind kein Wolkenbruch« Übergabe der Stiftungs- urkunde (vorne von links): Thomas Burger (WVIB- Präsident), Winfried Lieber (Rektor der Hochschule Offenburg), Christoph Münzer (WVIB-Hauptge- schäftsführer) 2018 lief für die Industrieunternehmen in Baden nochmals hervorragend. Für die nächsten Monate sind die Er- wartungen leicht gedämpft.

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