Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'19 - Hochrhein-Bodensee

72 2 | 2019 Die letzte Seite Anzüge aus Schweighausen Jacke wie Hose In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Pro- dukte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Anzüge aus der Fischer Kleiderfabrik in Schuttertal-Schweighausen. Kleiderfabrik und Einzelhandel Im Schwarzwald, auf halbem Weg zwischen Freiburg und Offenburg liegt die Kleider- fabrik direkt an der L 107. Hier im Schuttertaler Ortsteil Schweighausen begann Josef Fischer 1899 mit der Herstellung von Feuerwehruniformen, und hier entstehen auch heute noch Uniformen, Trachten, Vereins- und Imagekleidung. „Wir machen Produkte, die es auf dem Markt nicht mehr gibt“, sagt Udo Fischer, der das Familienunternehmen seit zwanzig Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Jan in vierter Generation leitet. Udo Fischer verantwortet die Produktion, Jan Fischer den Einzelhandel, also das Beklei- dungshaus, das Mode hauptsächlich anderer Hersteller für Damen, Herren und Kinder anbietet, speziell Trachten, Hochzeitskleider, Anzüge, Zunft- und Arbeitskleidung. Knapp 70 Mitarbeiter beschäftigt die Fischerkleidung GmbH, die meisten davon in der Produktion, die etwa zwei Drittel zum Umsatz beiträgt und in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen ist. Handwerkliche Produkte mit moderner Technik bezahlbar machen: Das ist die Strategie von Fischer. Wo möglich übernehmen Maschinen Arbeitsschritte. So schneidet beispielsweise ein CNC-gesteuerter Cutter die meisten Stoff- teile zu. Eine gut sechsstellige Summe haben die Brüder Fischer Anfang der Nullerjahre dafür investiert, die Produktion seither um etwa ein Drittel gesteigert und damit wahrscheinlich ihren Fortbestand gesichert. Schuttige und Zunftkleidung Schweighausen ist nur zehn Kilometer von Elzach entfernt, Fasnet spielt hier eine große Rolle. In der Klei- derfabrik entstehen viele Schuttige, also die mit roten Filzzotteln benähten Anzüge der Elzacher Narren, und andere Fasnetkostüme wie Zunftratsanzüge oder histo- rische Ornate (Bild). Vom Faden bis zum Knopf: Fischer- Anzüge und -Uniformen werden in Schweighausen ge- fertigt, und auch nahezu alle Materialien stammen aus Deutschland – der Wollstoff beispielsweise aus einer bayerischen Weberei und der Faden für die Stickereien von dem Garnhersteller Madeira aus Freiburg. Fischer zählt rund 4.000 Kunden in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Dreiviertel davon sind Vereine, vor allem Musikvereine. Aber auch einige Unternehmen lassen ihre Berufskleidung von Fischer schneidern, bei- spielsweise die Südbadenbus GmbH. Ein großer Kunde ist seit einigen Jahren der Europa-Park, und auch einige Feuerwehren bestellen heute wieder ihre Uniformen in Schweighausen. kat Cutter und Stickmaschinen Viele der rund 10.000 Teile, die jährlich in der Klei- dermanufaktur entstehen, sind Maßanfertigungen. Die Modelle dafür entwerfen Udo Fischer, staatlich geprüfter Bekleidungstechniker, und seine Kollegen nach Kundenwunsch oder anhand des eigenen reichen Musterrepertoires. Aus bis zu 70 Teilen besteht bei- spielsweise eine Jacke. Die vielen Teile arrangiert eine Mitarbeiterin am Bildschirm zu einem Schnittbild so, dass möglichst wenig Gewebe verloren geht. „Das ist wie Tetris spielen“, sagt Udo Fischer. Der Cutter schneidet auf zwei parallelen Spuren gleichzeitig den Ober- und den Futterstoff zu. Dann geht es weiter in die Näherei. Damit auf dem Weg nichts durcheinandergerät, ist jedes Teil entsprechend gekennzeichnet. Bevor die Nähte geschlossen werden, erhalten viele Jacken teils aufwendige Stickereien. Vier Stickmaschinen mit zusammen 17 Köpfen und je 15 Nadeln bringen die gewünschten Schriftzüge und Logos auf den Stoff. Vom Nähen geht es zum Bügeln, zuletzt werden die Knöpfe angenäht – digital gesteuert. Größere Mengen ferti- ger Anzüge liefert der Chef oft persönlich aus.

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