Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'19 - Hochrhein-Bodensee

2 | 2019 Wirtschaft im Südwesten 9 deren Erfahrungsschatz, den sie bis heute an ihn weitergibt. Neuerdings betreibt er neben den großen Büroräumen im Herdergebäude auch einen kleinen Geschäftsladen, und er arbeitet kräftig an der Marke „Beyer“, deren Europalizensierung er anstrebt. Genossenschaften stellen mehr als ein Zehntel aller Wohnungen Ein ganz anderes Segment, das ebenfalls in die Erfas- sung des „Grundstücks- und Wohnungswesens“ des Statistischen Landesamtes fällt, sind Baugenossen- schaften und gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, also Unternehmen, die Wohnbauten errichten, verwal- ten und unterhalten, die sie nicht weiterverkaufen, sondern den Mitgliedern ihrer Genossenschaft als Mietwohnungen zur Verfügung stellen. Ein Beispiel dafür ist die Baugenossenschaft Villingen. Ihre Ge- schäftsführer, der Architekt Franz Eisele (50) und der Bilanzbuchhalter Andreas Scherer (48), führen eine Genossenschaft, die bereits 1902 - schon damals gab es Wohnungsnot - von zwei Pfarrern gegründet wurde. Sie hat knapp 1.200 Mitglieder und verfügt über 800 Wohnungen, 455 Garagen sowie 197 Stell- plätze. Ihr Umsatz lag 2017 bei 5,5 Millionen Euro, die Geschäftsguthaben der Mitglieder beliefen sich auf 2,2 Millionen Euro. Ziel der Genossenschaft ist es, neben der Ausschüttung von vier Prozent Dividende auf die Guthaben der Mitglieder, diesen Wohnungen zur Verfügung zu stellen, deren Mieten etwa zehn Prozent günstiger als die (im örtlichen Mietspiegel niedergelegten) lokalen Durchschnittsmieten sind. Dies bei gleichzeitiger permanenter Renovierung des Wohnungsbestandes und auch dem Neubau. Ein sehr großes Objekt in den vergangenen sechs Jahren war das Warenburg-Areal mit 125 neuen Wohnungen, nachdem bislang dort stehende alte Gebäude abgeris- sen worden waren. Die Villinger Baugenossenschaft hat den Vorteil - der sich aus ihrem Alter ergibt -, dass sie über Immobilien verfügt, die zur Zeit ihrer Gründung am Ortsrand lagen, sich mittlerweile jedoch in Zentrumsnähe befinden. Die Nachfrage ist sehr groß, und die Wartezeit liegt bei mindestens einem Jahr für Interessenten. Immer wieder kann es auch zu Wohnungswechseln kommen, wofür die Voraus- setzung eine hohe Altersspreizung der Genossen ist. So ist es nicht selten, dass eine ältere Person lieber in eine neue kleine Wohnung mit Aufzug umziehen möchte und dann ihre große Altbauwohnung für eine junge Familie freimacht. Baugenossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen, so berichten Scherer und Eisele, stellen über zehn Prozent aller Wohnungen in Deutschland. Der einschlägige baden- württembergische Verband hat 300 Mitglieder, im Re- gierungsbezirk dürften es zwischen 70 und 100 sein. Aus- und Weiterbildung gewinnt an Gewicht Für alle hier zitierten Branchenvertreter gilt über- einstimmend, dass sie eine gründliche Aus- und Weiterbildung derjenigen für nötig halten, die in der Branche tätig sind. Kathrin Welter beispielsweise be- richtet, dass sich während der vergangenen Jahre die Leo Beyer Architekt und Inhaber der Firma Beyer Im- mobilien in Freiburg Bild: iStock - andresr

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