Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar'19 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 1 | 2019 10 TITEL sächlich direkt und zum überwiegenden Teil an die Gas- tronomie. Annähernd zehn Prozent gehen mittlerweile ins Ausland. Den Qualitätsanspruch unterstreicht der Jahrgang 2018. „Viele haben gesagt, so was hätten sie noch nicht erlebt“, berichtet Heger. Die Weine seien sehr sortentypisch. Der Riesling rieche nach Riesling, die Roten hätten eine dichte, kräftige Farbe, selbst der Grauburgunder sei dunkel. „Ich könnte mir vorstellen, dass das ein ganz großer Jahrgang wird“, sagt Heger. „Vielleicht sogar einer zum Weglegen.“ Und auch da gilt: Mit ein bisschen mehr Selbstbewusstsein der Win- zer ließe sich diese Qualität besser verkaufen. Mehr Regalmeter Anders als das Prädikatsweingut kann sich der Badi- sche Winzerkeller dem Preisdruck nicht entziehen. Denn er verkauft 80 Prozent seiner Produkte im Le- bensmitteleinzelhandel und bei Discountern, wo badi- scher Wein mit anderen deutschen und internationalen Tropfen um den Platz im Regal kämpft. Die Aufgabe des 1952 gegründeten Verbundes ist es gerade, Volu- mina zu vermarkten. Die riesige Anlage am Ortsrand von Breisach wurde für große Mengen gebaut. Das Gros der Arbeit findet deshalb im Qualitätsweinbereich statt. Allerdings entwickelt sich auch die etwas teurere Burgunderserie Martin Schongauer des Winzerkellers gut. Der Vorstandsvorsitzende Peter Schuster berich- tet beim Gespräch im Erdgeschoss des fünfeckigen Verwaltungsgebäudes stolz vom zweiten Platz beim jüngsten Grauburgundersymposium. Der Winzerkeller ist der Zusammenschluss von 51 Winzergenossenschaften und firmiert selbst als Ge- nossenschaft. Sein Einzugsgebiet reicht – wie beim Badischen Weinbauverband – vom Bodensee bis Tau- berfranken. 29 Mitglieder sind sogenannte Vollanlie- ferer, bringen also sämtliche Trauben nach Breisach, 22 WGs nur einen Teil. Zwei Prozent ihrer Ernte müssen, zehn Prozent dürfen sie anliefern. So ergeben sich große Schwankungen. 2017 war die Eingangsmenge aufgrund der Frühjahrsfröste um fast ein Drittel auf gut zwölf Millionen Liter gesunken. Um seine Liefer- verträge mit dem Handel nicht zu gefährden und die Regalmeter zu halten, musste der Winzerkeller deshalb über eine Million Liter Most zukaufen. Dennoch waren die Keller jetzt wieder leer, und die große gute Ernte 2018 kam gerade recht. Fast 25 Millionen Kilogramm Trauben oder knapp 19 Millionen Liter Most nahm der Winzerkeller im Herbst an – fast 70 Prozent mehr als 2017, und etwa ein Drittel mehr als durchschnittlich. Die Investitionen der vergangenen Jahre, vor allem in Annahmestellen für Vollernter, halfen, die großen Men- gen in kurzer Zeit zu bewältigen. „Wir waren von der Fülle des Jahrgangs nicht überfordert“, betont Peter Schuster. Im Gegenteil: Der Winzerkeller konnte sogar aushelfen. „Wir haben hohe Verarbeitungsmengen und können das schnell durchziehen, ehe die Trauben fau- len“, erklärt Schuster. Eine Million Liter Most haben die Breisacher für andere eingelagert, das entspricht etwa 40 Tankzügen. Nun ist der Jahrgang in den Fässern, dort wird er aber nicht lange bleiben. Liegen lassen ist für den Badischen Winzerkeller kein Thema. Im Gegenteil: Der 2018er aus Breisach kommt schon ab Februar in den Handel. Drei Monate früher als üblich. Kathrin Ermert »Wir waren von der Fülle des Jahrgangs nicht überfordert« Peter Schuster Vorstandsvorsitzender Badischer Winzerkeller Die besten Unentdeckten Ist das Glas halb voll oder halb leer? Gibt es in der badischen Wein- wirtschaft viele Baustellen oder sind die Winzer auf einem guten Weg? Christian Hodeige, Verleger und Genießer, hat sich ganz klar für die optimistischere Betrachtungsweise entschieden. „Baden entwickelt sich immer mehr zu einem der vielfältigsten und besten Weinanbaugebie- te in Deutschland“, schreibt er im Vorwort des jetzt in seiner Edition Rombach erschienenen Bands „Badische Winzer“. Hodeige lobt die „wiedergewonnene Sensibiltät für Lagen und Standorte“ und die vielen jungen Winzer, die ihn mit Innovations- und Experimentierfreude be- geistern. 20 der „besten und noch wenig ent- deckten“ Weingüter, -genossenschaften und -manufakturen stellt er vor, von A wie Abril in Vogtsburg-Bischoffingen bis Z wie Zalwander in Malterdingen. Die wertige Aufmachung der 178 Seiten und die tollen Fotos von Michael Wissing unterstreichen das Qualitätsverspre- chen. Der jetzt erschienene Band „Badische Winzer“ ist der zweite, ein dritter ist laut Hod- eige bereits in Arbeit. kat Christian Hodeige, Michael Wissing (Hg.) Badische Winzer Band Zwei Edition Rombach 176 Seiten | 22,80 Euro Bild: Michael Wissing Trauben nach der Ernte: Ein Ausschnitt dieses Bilds von Michael Wissing ist auf unserer Titelseite zu sehen.

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