Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'18 - Schwarzwald-Baar-Heuberg

12 | 2018 Wirtschaft im Südwesten 39 Cortec entwickelt und produziert implantierbare Hirn-Computer-Schnittstellen Ein Start-up kurz vorm Abheben FREIBURG. Parkinson, Epilepsie, Schmerzen, Läh- mungen: Es gibt viele medizinische Anwendungen für die Technik der Cortec GmbH. Das Freiburger Unter- nehmen, laut Magazin Brandeins „Innovator 2018“, entwickelt implantierbare Hirn-Computer-Schnitt- stellen. Diese können dem Gehirn Informationen zur Verfügung stellen und gleichzeitig Informationen aus dem Gehirn auslesen. Das Prinzip ist nicht neu, er- klärte Niels Birbaumer, einer der renommiertesten angewandten Hirnforscher Deutschlands, in seiner Festrede zur Einweihung der neuen Cortec-Räume an der Messe Freiburg: „Wenn das Gehirn immer wieder merkt, dass das, was es denkt, tatsächlich passiert, dann kann auch ein vollständig gelähmter Schlaganfall- patient seinen Arm wieder bewegen.“ Früher war das laut Birbaumer nur mit großen Apparaten in Kliniken oder Labors möglich gewesen. Die Technik von Cortec funktioniere dagegen immer und überall. Deshalb sei sie so innovativ. Cortec startete 2011 als Ausgründung des Bernstein Centers für Neurotechnologie der Universität Freiburg mit sechs Mitarbeitern und 2,4 Millionen Euro öffent- lichen Fördermitteln. Sieben Jahre und zwei Finanzie- rungsrunden später hat sich das Start-up auf rund 50 Mitarbeiter vergrößert und musste deshalb die uniei- genen Räume im Institut für Mikrosystemtechnik ver- lassen. Nun mietet man 1.400 Quadratmeter im neuen FWTM-Gebäude direkt an der Freiburger Messe und hat dort ausreichend Platz für die Mitarbeiter sowie die Produktion im Reinraum. Cortec entwickelt und produ- ziert sowohl einzelne Komponenten wie Elektroden und Kapselungen, als auch aktive implantierbare Systeme, die neuronale Informationen des menschlichen Körpers in Kontrollsignale für therapeutische Anwendungen übersetzen. So können beispielsweise aufkommende epileptische Anfälle erkannt und mit Stimulationsimpul- sen gemildert oder gar verhindert werden. Mehrere Cortec-Produkte stehen kurz vor der Markt- reife. Aktuell laufen Zulassungsverfahren bei der ame- rikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arznei- mittelbehörde FDA für den US-Markt. Martin Schüttler, der Cortec gemeinsam mit Jörn Rickert führt, erwartet Anfang 2019 die ersten Freigaben in den Staaten. Die europäische Zulassung sei durch die neue Medizinpro- dukteverordnung gebremst worden. Jetzt hoffen Schütt- ler und Rickert, über den amerikanischen Markt auch die Anforderungen für Europa erfüllen zu können. Großes Potenzial bescheinigten Cortec bei der Eröffnungsfeier der stellvertretende Unirektor Gunther Niehaus („ein Beispiel der medizintechnischen Spitzenforschung“) und der Chef der Freiburger Uniklinik, Rüdiger Siewert („ein außergewöhnliches Vorzeigeunternehmen“). Vor allem Klaus Mangold setzt auf den langfristigen Erfolg von Cortec. Der ehemalige Daimler-Vorstand und seine Familie sind die Hauptgesellschafter von Cortec. kat 25 Jahre Polar-FormWerkzeugbau Spritzgießwerkzeuge und Drehteller LAHR. Das Unternehmen konstruiert und entwickelt hochpräzise Spritzgießwerkzeuge und Drehteller für kleine bis mittelgroße Kunststoffteile. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus dem Automobilbau, der Medizintechnik sowie der Haushaltsgeräteindustrie. 1993 von Jo Pollaert in Mieträumen gegründet, ist das Unternehmen schon acht Jahre später in ein neues und eigenes Gebäude umgezogen. 2009 beteiligte sich Polar-Form an der Firma New Albea Kunststoff- technik in Seelbach. Acht Jahre später folgte die Über- gabe an die Pollaert Verwaltungs GmbH. 2016 wurde die Planung für die Aufstockung des bestehenden Bürogebäudes begonnen und der erste Bauabschnitt 2018 bezogen. Der zweite Bauabschnitt soll im Feb- ruar nächsten Jahres abgeschlossen sein. Polar-Form beliefert neben Kunden in Deutschland auch Abnehmer in zehn anderen europäischen Län- dern sowie in China, Malaysia, Thailand, Südafrika, USA und Mexiko. Während der vergangenen zehn Jahre ist das Unternehmen um durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr gewachsen und steuert 2018 einen Umsatz von 7,5 Millionen Euro an. 65 Mitarbeiter sind beschäftigt. Die Geschäftsführung teilt sich Jo Pollaert mit Dieter Göppert, der seit 2009 auch Mit- gesellschafter ist. 1993 hatte Göppert bei Polar-Form als Fertigungsleiter begonnen. orn Blick in den neuen Reinraum, wo Cortec im- plantierbare Systeme für neuronale Erkrankungen entwickelt und produziert.

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