Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'18 - Hochrhein-Bodensee

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2018 46 THEMEN & TRENDS Z war zeigt das Konsumbarometer des deutschen Handelsver- bands wieder nach oben, und der Anteil des Einzelhandelsum- satzes am privaten Konsum ist erstmals seit Langem wieder leicht gestiegen (auf 30,6 Prozent). Doch das liegt am überproporti- onalen Wachstum des Onlinehandels. Die stationären Einzelhändler im Land indes zeichnen ein weniger positves Bild vom ersten Halbjahr 2018: Die Hälfte der vom Handelsverband befragten Unternehmen berichten von gesunkenen, ein Viertel von unveränderten Umsätzen. Lediglich ein Viertel der baden-württembergischen Einzelhändler verzeichnete gestiegene Umsätze. Insgesamt legte der Einzelhan- del im ersten Halbjahr 2018 bundesweit um 2,5 Prozent, in Baden- Württemberg um 2,0 Prozent zu. In- flationsbereinigt schmilzt das Plus auf 0,5 beziehungsweise 0 Prozent. „Das ist angesichts der Höchstkonjunktur kein tolles Signal“, sagte Philipp Fre- se, Präsident des Handelsverbands Südbaden, bei dessen Herbstpresse- konferenz im September. Die Unternehmen bewegten sich auf weit- gehend gesättigten Gütermärkten, und die privaten Haushalte seien „in einem hohen Grad mit Gebrauchsgütern ausgestattet“. Deshalb erwartet Frese, dass das Wachstumspotenzial im Einzelhandel auch mittelfristig überschaubar bleibt. Zumal auch der Einfluss der Schwei- zer rückläufig ist. Die Hauptzollämter Singen und Lörrach melden weniger grüne Zettel, und in einer Befragung des Handelsverbands berichteten zwei Drittel der Einzelhändler von geringeren Umsätzen mit Kunden aus der Schweiz im ersten Halbjahr. In den einzelnen Branchen sieht die Lage wie immer sehr unter- schiedlich aus. Für wertige Produkte geben die Konsumenten mehr Geld aus, das lässt sich im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) beob- achten, der bei seinen Premiumhandelsmarken, Bio- und Regio- nalprodukten zulegt. Insgesamt steigerte der LEH seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast vier Prozent. Und das, obwohl die Frequenz in Supermärkten, Drogerien und Discountern deutlich zurückgegangen ist. Auch Baumärkte waren auf der Ge- winnerseite (plus 1,7 Prozent), sie profitieren vom Bauboom, der viele Produkte rund um die eigenen vier Wände beflügelte. Dagegen verkauften sich Schuhe (minus 1,5 Prozent) und Kleidung (minus 2 Prozent) in den ersten sechs Monaten des Jahres schlechter als 2017. Das lag vor allem am Wetter: Weil das Frühjahr quasi aus- fiel, auf den Winter direkt die Wärme folgte, wurde Übergangsware kaum nachgefragt, und der heiße Sommer steigerte die Lust der Kunden auf Schuhe und Klamotten auch nicht. Jetzt hofft man auf die restlichen Monate. „Mit viel Glück könnte das Jahr noch mit einem Umsatzpari schließen“, sagte Frese. Zuwächse gibt es weiterhin im Onlinehandel: Der HDE-Online- Monitor rechnet für 2018 mit einem Plus von knapp zehn Prozent und einem Umsatz von fast 54 Milliarden Euro. Das entspricht et- was über zehn Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes. Am wachsenden E-Commerce nehmen auch immer mehr stationäre Händler teil: Laut HDE-Online-Monitor erzielten sie 2017 auf dem „Marketplace“ von Amazon zwölf Prozent der gesamten deutschen Onlineumsätze. Fast die Hälfte ihres Geldes (46 Prozent) geben Internetkunden in Deutschland bei Amazon selbst und dessen Marktplatz-Anbietern aus. „Erschreckend“ findet Frese „die Domi- nanz, die sich da aufbaut.“ kat Einzelhandel im ersten Halbjahr Moderates Plus Die Konsumenten haben eigentlich alles und brau- chen wenig Neues. Auch Schweizer Kunden kau- fen weniger diesseits der Grenze ein. Das spüren die Einzelhändler, die trotz der guten Wirtschafts- lage im ersten Halbjahr nur moderat zulegten. »Angesichts der Höchstkonjunktur kein tolles Signal« Das Wetter vermieste den Einzelhändlern das Geschäft: Der heiße Sommer sorgte für wenig Lust auf Mode und Schuhe. Bild: DmyTo - stock.adobe

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