Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'18 - Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 9 | 2018 12 Leute Gin für Singapur Frank Küchlin | Böttchehof SCHALLSTADT. Wenn sich am 16. September beim Großen Preis von Singapur die Formel-1-Fahrer messen, verkauft das Unterneh- merpaar Satish und Jamie Vaswani in dem Stadtstaat voraussichtlich den ersten Gin des Landes. Kreiert hat den „Brass Lion Gin“ Frank Küchlin vom Böttchehof in Schallstadt-Wolfenweiler. Außerdem hat er im Juni in dem südostasiatischen Stadtstaat die Brennereianlage aufgebaut und die Mitarbeiter angelernt. Auch der „NamGin“, der erste Gin Namibias, den es seit 2016 gibt, stammt von ihm. Dort, im Südwesten Afrikas, hat Küchlin im Jahr 2013 ebenfalls geholfen, die Destillationsanlagen aufzubauen und die Mitarbeiter eingewiesen. Finanziell profitiert er von seinem Engagement nicht. „Aber es macht Spaß, es erweitert meinen Horizont und macht mich ein wenig stolz“, sagt der 50-Jährige. Der gelernte Winzer und Weinbautechniker, der zudem verschiede- ne Brennereikurse belegt hat und inzwischen selbst welche gibt, war nicht zum ersten Mal auf anderen Kontinenten unterwegs. Be- reits als „junger Kerle“, wie er sagt, hat Küchlin sich immer mal wie- der eine Auszeit vom elterlichen Landwirtschaftsbetrieb genom- men. Mal ist er mit dem Motorrad nach Togo gefahren, mal hat er auf einem Weingut in Südafrika zwei Monate gearbeitet – stets im Winter, wenn seine Reben und Obstbäume dies erlaubten. Auf dem Böttchehof, der in zweiter Reihe in Schallstadt-Wolfenweiler liegt, ist die Familie Küchlin etwa seit dem Jahr 1600 ansässig. Der Hof hat heute drei Standbeine, mit denen Frank Küchlin jeweils etwa ein Drittel seines Umsatzes macht: Weinbau, Brennerei und Hof- schenke. Letztere hat Küchlin zusammen mit seinen Eltern Ende der 1980er-Jahre eingeweiht. Samstags, wenn auch ein Landwirt aus dem Dorf auf dem Böttchehof seine Produkte verkauft, ist sie geöffnet. Dazu kommen etwa 50 Feiern im Jahr, die Küchlin und seine Partnerin Edeltraud Meier mit einem Stamm von fünfzehn 450-Euro-Kräften bestreiten. Bei der Ernte helfen ihnen seit Jah- ren fünf Mitglieder einer rumänischen Familie als Saisonarbeiter. 30 Hektar Reben bewirtschaftet Küchlin – den Ertrag liefert er an die Winzergenossenschaft Wolfenweiler – sowie sechs Hektar mit Obstbäumen. Die Früchte, vor allem Äpfel und Birnen, aber auch Steinobst wie Zwetschgen und Mirabellen, verwendet er für die Brände und Liköre, die er in seinem Hofladen verkauft. Rund 40 verschiedene sind es heute, seit etwa zehn Jahren auch Whisky, Gin und Rum. Beim Gin war er einer der ersten in der Region, beim Rum ist er nach wie vor der einzige, sagt Küchlin. KOPF DES MONATS Seine Leidenschaft, verschiedene und vor allem nicht nur für die Region typische Brände zu kreieren, „mit neuen Düften zu arbei- ten“, hat ihn nach Namibia gebracht: Über einen Freund erhielt er 2013 die Bitte, beim Aufbau einer Brennereianlage in Keetmanns- hoop zu helfen – ein vom Entwicklungsministerium des Landes un- terstütztes Projekt, über das auch die Kosten für Küchlins Flug und Unterkunft finanziert wurden, und das das Ziel hat, die nicht ver- marktungsfähigen Früchte aus dem Obstanbaugebiet zu verwerten. Auf den ersten Besuch folgten weitere, aus dem geschäftlichen Kontakt entwickelte sich eine Freundschaft. Frank Küchlin und seine Partnerin lernten das Land, seine Weite, die Freiheit lieben. 2015 kam Küchlin die Idee, einen namibischen Gin zu kreieren. Aus klassischen Zutaten wie Wachholder, Ingwer und Zitronenschale, aber auch aus den Seitenwurzeln der Teufelskralle, einer traditio- nellen namibischen Pflanze, der eine heilende Kraft zugeschrieben wird. In Namibia, wo vor allem Touristen das ganze Jahr über Gin Tonic trinken, ist der „NamGin“ inzwischen bekannt, und wird auch exportiert. „Ich hänge an dem Projekt, mein Lohn ist zu sehen, wie »Bodenständig mit dem Hang,   mal was Verrücktes zu tun«

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