Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'18 - Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wirtschaft im Südwesten 6 | 2018 8 TITEL hat sich Krämer komplett aus dem Messegeschäft zurückgezogen. Heute kennt man das Hockenheimer Familienunternehmen vor allem aufgrund seines „Me- gastores“ in Ettenheim direkt an der A5. Er ist eine von bundesweit 34 Filialen, Anfang Juni eröffnet die 35. und damit die zweite in dieser Region in Mühlhausen- Ehingen nahe der A81. Die Autobahnnähe und die wie- dererkennbare Optik zählen zur Strategie von Krämer. Die Stores sehen alle ähnlich aus, sind ähnlich groß (rund 1.300 Quadratmeter Verkaufsfläche mit rund 25.000 Artikeln) und einheitlich aufgebaut. „Der Kunde aus Hamburg findet den Artikel an der gleichen Stelle in Ettenheim“, erklärt Geschäftsführer Frank Schmecken- becher. Er leitet das Unternehmen, das vergangenes Jahr 50. Jubiläum feierte und das sein Vater Heinrich Schmeckenbecher 1973 übernommen hatte, zusam- men mit seinem Bruder, seiner Schwester und seinem Schwager. Auch seine zwei Kinder, seine Nichte und sein Neffe sind mittlerweile Teil der Geschäftsführung. Krämer war die längste Zeit ein reiner Versand- handel und startete erst Anfang der Nullerjah- re die ersten Megastores. Heute trägt das stationäre Geschäft mehr als die Hälfte zum Umsatz bei, und Krämer ist längst Marktführer im Reitsportfachhandel. In Deutschland sind die Hockenheimer flächendeckend vertreten, vier Stores gibt es in Österreich und einen im El- sass. Drei neue Filialen kommen jedes Jahr hinzu, wenngleich der Markt schwie- riger wird. „Es ist keine Boombranche“, sagt Schmeckenbecher. Man spüre die demografische Entwicklung und die Aus- wirkungen von G8. „Es gibt weniger Mäd- chen, die Zeit haben, in die Ställe zu gehen.“ Das Unternehmen wächst dennoch, weil es Marktanteile gewinnt. Knapp 900 Mitarbeiter beschäftigt Krämer, davon etwa 350 am Stammsitz in Hockenheim. In den Megastores arbeiten je etwa ein Dutzend Fachkräfte: Selbst zu reiten, ist Voraussetzung für die Einstellung. Zoohandel und Reitsport Krämer ist der Branchenprimus im Reitsportfachhandel, Zoo Burkart in Freiburg eher ein Exot. Das 1977 von Dieter Burkart gegründete Zoofachgeschäft, das seit 2010 in der Lörracher Straße angesiedelt ist und seit Mitte Mai eine Filiale in Denzlingen betreibt, hat erst vor wenigen Jahren Artikel rund ums Pferd ins Sortiment genommen. Seit 2013 steht das 600 Quadratmeter gro- ße Untergeschoss des insgesamt 4.000 Quadratmeter großen Marktes ganz im Zeichen des Reitsports. Viele Pferdebesitzer kamen vorher schon zu Zoo Burkart, weil sie auch einen Hund haben. So entstand die Idee, ihnen alles aus einer Hand zu bieten. Tatsächlich mi- schen sich die Kunden weniger als erwartet, beobachtet Tanja Burkart, die den Familienbetrieb gemeinsam mit REITTURNIER DONAUESCHINGEN Eines der wichtigsten deutschen Pferdesportevents findet in der Re- gion statt: Das Donaueschinger Reitturnier lockt seit 1954 tausende Besucher in den Fürstenpark. 44.000 waren es 2017, eine ähnliche Zahl wird dieses Jahr vom 16. bis 19. August erwartet. „CHI Fürst Joachim zu Fürstenberg Gedächtnisturnier“ heißt der Wettkampf offiziell, weil sich der 2002 gestorbene Fürst Joachim zu Fürstenberg sehr für die Gründung und Entwicklung des Turniers engagiert hatte. CHI steht für „Concours Hippique International“ und bezeichnet ein nach dem Reglement der internationalen Dachorganisation des Pferdesports ausgerichtetes Reitturnier mit mehr als einer Disziplin. Fünf Disziplinen sind es in Donaueschingen mittlerweile: Sprung, Dressur, Gespannfahren undVielseitigkeit sowie Polo. Nach Donaue- schingen kommt dieWeltelite, aber auch die Region ist gut vertreten, denn parallel zum Spitzensport finden Nachwuchswettbewerbe statt. „Wir haben für jedes Leistungsniveau und jede Altersstufe etwas im Programm“, sagt Niklas Droste. Er ist Geschäftsführer der Escon-Marketing GmbH aus dem niedersächsischen Emstek, die das Turnier seit 2006 ausrichtet. Das heißt, sie kümmert sich um die gesamteVeranstaltung von der Einladung der Sportler, über dieAkquise der Sponsoren bis zumAblauf des Geschehens, und sie trägt ein Teilrisiko. Nach verlustreichen Jahren hatte die Stadt Donaueschingen sich Escon als Partner ins Boot geholt. Die auf Pferdesport spezialisierte Agentur hat das traditionsreiche Turnier seither gründlich umstruk- turiert. Sie erhöhte die Zahl der Disziplinen von zwei (Springen und Fahren) auf fünf und bastelte ein attraktives Programm um den Spitzensport. „Es ist jetzt nicht mehr nur ein Reitturnier, sondern ein Erlebnisevent“, erklärt Droste. Dafür hat Escon zusammen mit der Reitturnier Donaueschingen GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, in den vergangenen Jahren einiges investiert: 2012 entstand ein zusätzliches Stadion für die Dressur, das Dach des alten Stadions wurde erneuert, ebenso die Verkabelung und die Toilettenanlagen. Insgesamt summieren sich die Ausgaben von Escon in Donaueschingen bislang auf einen siebenstelligen Betrag. Der jährliche Etat des Turniers liegt laut Droste bei 1,6 Millionen Euro und setzt sich aus Sponsoreneinnahmen,Ticketverkäufen und Startgeldern zusammen. Zu den Sponsoren und vor allem zu den Ausstellern zählen viele Unternehmen aus der Region. Von den Teilnehmern und Besuchern des Reitturniers profitieren natürlich unmittelbar Hotels, Gaststätten und Caterer sowie Hand- werksbetriebe, die sich um Gebäude und Anlagen kümmern. Min- destens genauso wichtig wie die direkteWertschöpfung findet der Donaueschinger Marketingleiter Andreas Haller den Imagegewinn, den das Turnier der Stadt verschafft: Liveübertragungen im Fernse- hen, überregionale Berichterstattung und die Präsenz von Politik- prominenz wie Guido Wolf oder Ursula von der Leyen steigern die Bekanntheit der Donaustadt. Diese könnte sich 2019 noch erhöhen: Dann richtet Donaueschingen die Europameisterschaft im Pferde- fahrsport aus. kat

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