5 | 2018
Wirtschaft im Südwesten
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aufgewertet worden. Ohne den Zuschlag, das betont der
lahrer Oberbürgermeister immer wieder, hätte es die
millionenschweren Sanierungsmaßnahmen der ehema-
ligen Kanadierwohnungen (Gesamtkosten über 40 Mil-
lionen euro) in unmittelbarer Nähe des Geländes nicht
gegeben. Auch nicht den Umbau des tristen Bahnhofs
und des Busbahnhofs (zusammen 14 Millionen euro).
Und ebenso wenig die einrichtung des neuen Stadtmu-
seums (fünf Millionen euro) in einer alten tonofenfabrik
in der Kernstadt. Für alle diese Projekte hat die Stadt
lahr mit Verweis auf die lGS bei land und Bund Förder-
mittel in erheblichem Umfang locker gemacht.
D
ie Früchte der lGS“, erklärt OB Müller, „werden
wir danach und für lange Zeit ernten.“ Das zielt
auf die Skeptiker, denen die die Gartenschau
zu weit im Westen und von der Kernstadt entfernt liegt.
insbesondere der lahrer einzelhandel fremdelt noch ein
wenig mit dieser Prognose, denn er muss darauf hoffen,
dass die Besucher der Gartenschau auch wirklich zu
„Wiederholungstätern“ werden und bei einem zweiten
oder dritten Besuch dann auch den Weg in die innen-
stadt und die dort ansässigen läden finden. „Wer den
viereinhalb Kilometer langen Weg über das lGS-Gelände
geschafft hat, wird wahrscheinlich nicht mehr in die
innenstadt zum Shoppen gehen“, räumt Ulrike Karl,
Geschäftsführerin der lGS-Gesellschaft ein. Auch nicht
fahren, obwohl ein Shuttle-Bus zur Verfügung steht.
Die „neue Mitte“, auch wenn sie im Westen auf einem
früheren Acker- und Wiesengelände, fast schon auf hal-
bem Weg zur Autobahn A5 liegt, wird die Stadt und die
Wahrnehmung der Stadt durch auswärtige Besucher
auf jeden Fall verändern. Das früher triste Ambiente,
aus dem lediglich das Badenova-Heizkraftwerk und ein
einsamer Kletterturm des Alpenvereins herausragte,
wird nach der Gartenschau ein Naherholungsgebiet
bleiben oder werden. Mit der Mehrzweckhalle, der
Sporthalle, neuen Kleingartenparzellen, einem Spiel-
platz, der Kita - und dem Nachbau des römischen
„Streifenhauses“ aus Holz auf historischem Grund.
Dass es im lahrer Westen römische Besiedlung gab,
war bekannt, doch während der Arbeiten zur landes-
gartenschau wurden neue Belege gefunden.
Die landesgartenschau gliedert sich in drei teile: den
Bürger-, den Kleingarten- und den Seepark. Nach der
Gartenschau werden viele einrichtungen dauerhaft
bestehen bleiben, außer den Sporthallen und der Kita
im Bürgerpark das neu angelegte, 27.000 Quadrat-
meter große Gewässer, das die lahrer zu ehren ih-
res Oberbürgermeisters „Wolfgang-See“ nennen. So
richtig freuen kann sich Müller über den Scherz nicht.
Denn der See ist ein ungelöstes Problem: irgendwo
versickert immer noch Wasser – vermutlich durch ein
Kiesnest ins Grundwasser – und muss, damit der Pegel
nicht sinkt, wieder heraufgepumpt werden. Solange
die Besucher durch die Gartenschau pilgern, wird das
so gemacht werden. Aber auf Dauer ist das keine lö-
sung. Die Freude über das erfolgreich angelaufene
Großereignis trübt das Seewasser aber nicht. „Wir
haben das Privileg, mit diesem Projekt einen neuen
Naturerholungsraum für uns folgende Generationen
zu schaffen“, sagte Oberbürgermeister Wolfgang G.
Müller bei der eröffnung. lahr will nun seinen „traum-
sommer“ auskosten.
Heinz Siebold
LAHRER WIRTSCHAFT IN ZAHLEN
Angemeldete Gewerbebetriebe: 3.700
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte: 23.000
(davon Industrie: 7.800, Dienstleistungen: 15.200)
Die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten ist ab 2011
nach jahrelangem Rückgang von 19.664 wieder auf 23.000
gestiegen, also um 16 Prozent, und damit deutlich stärker als
in der Kreisstadt Offenburg. Die Zahl der Berufseinpendler ist
im Zeitraum 2011 bis 2016 von 11.668 auf 12.680 gestiegen,
das sind fast neun Prozent mehr. Die Zahl der Auspendler ist
im gleichen Zeitraum sogar um 19,6 Prozent von 7.732 auf
9.042 gewachsen.
Die größten Zugewinne anArbeitsplätzen gehen auf das Konto
von Logistik- und Speditionsunternehmen.Allein der Onlinever-
sandhändler Zalando hat nach Eröffnung seines Lahrer Stand-
orts im Herbst 2016 mittlerweile über 1.000 Mitarbeiter (siehe
Seite 38) angestellt.
(Quelle: Stadt Lahr, Stand 2017)
Anlässlich der Landesgarten-
schau präsentiert sich Lahr als
Wirtschaftsstandort. Stadt,
IHK, Handwerkskammer,
Wirtschaftsverband industrieller
Unternehmen in Baden und
Wirtschaftsregion Ortenau
gestalten dazu folgende The-
mentage:
15. Mai
: Land + Industrie =
Zukunft
12. Juni
: Brennpunkt Digitali-
sierung – start up now!
17. Juli
: Dialog und Perspekti-
ve Handwerk 2025
11. September
: Start-Up
meets Corporate
25. September
: Zukunft
Einkauf
9. Oktober
: Wirtschaftskraft
Tourismus
Details unter
http://landesgartenschau- lahr2018.de/