5 | 2018
Wirtschaft im Südwesten
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Welche Herausforderungen bestehen
dabei in puncto Datenschutz und Persön-
lichkeitsrecht? Und wie muss damit im
Vorfeld umgegangen werden?
Die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben ist
natürlich obligatorisch, und da hat sich viel
verändert. Zu beachten sind die EU-Daten-
schutz-Grundverordnung und das neue Bun-
desdatenschutzgesetz, welche im Mai dieses
Jahres in Kraft treten. Immer dann, wenn es
um personenbezogene Daten geht, sind die
Anforderungen an die Unternehmen beson-
ders hoch, das heißt, man muss bei der Pla-
nung von Analysen und der Nutzung solcher
Daten immer auch Aufwände für die Prüfung
und Überwachung der Rechtmäßigkeit der
Maßnahmen berücksichtigen. Generell sollte
eine Bewertung der Auswirkungen von Da-
tenanalyse und Nutzung ein Bestandteil von
Datenprojekten sein, denn nicht immer sind
die Auswirkungen sofort sichtbar.
Gibt es Branchen, für die die Nutzung
von Big Data besonders interessant sein
könnte?
Natürlich haben diejenigen Unternehmen,
deren Geschäftsmodell sich schon voll-
ständig in der digitalen Welt abspielt, einen
gewissen Heimvorteil, weil die Daten in den
einzelnen Bereichen automatisch anfal-
len. Sie waren auch zuerst mit den damit
verbundenen Problemen konfrontiert und
mussten neue Auswege finden. Jedoch sind
die Potenziale in den eher industriell gepräg-
ten Unternehmen, die Größe ist da nicht
entscheidend, enorm. Wenn zum Beispiel
durch Analyse der Produktionsdaten an ei-
ner bestimmten Stelle der Produktionskette
der Ausschuss um einen Prozent verringert
wird, kann das schon bedeutende Kostenein-
sparungen auslösen. Branchenübergreifend
finden sich meistens im Bereich Marketing
und Verkauf Ansätze zur Umsatzsteigerung
durch Datenprojekte.
Wie gehe ich am besten vor, wenn mein
Unternehmen die Potenziale von Big Data
künftig nutzen möchte? Was muss der
erste Schritt sein?
Man sollte sich auf jeden Fall nicht von
der überschäumenden Presse über Big
Data oder künstlicher Intelligenz verrückt
machen lassen. Der Datenzug rollt schon,
keine Frage, aber jedes Unternehmen
kann den Nutzen zielgerichtet identifizie-
ren und sollte nicht überhastet agieren.
Das Unternehmen sollte sich zu Anfang
die Frage stellen, welche Daten stehen zur
Verfügung und welche Daten könnten leicht
verfügbar gemacht werden. Es mag banal
klingen, aber es muss auf jeden Fall ein mess-
bares Ziel zur Überprüfung definiert werden.
Soll der Umsatz für ein bestimmtes Produkt
oder in einem bestimmten Markt gesteigert
werden? Soll die Marke gestärkt werden? Will
das Unternehmen die Kundenstruktur verste-
hen, so dass man besser auf die einzelnen
Kundensegmente eingehen kann? Sollen die
Maschinen optimiert oder besser ausgelastet
werden? Die Einsatzgebiete sind so vielfäl-
tig, wie die Unternehmen selbst. Vermieden
werden muss auf jeden Fall der Fehler, mit
viel Getöse ein Datenprojekt aufzusetzen und
hinterher keine Überprüfung der Auswirkun-
gen durchzuführen. Auch eine negative Aus-
wirkung ist ein Erkenntnisgewinn und kann
für die nächste Justierung des Optimierungs-
prozesses genutzt werden.
Interview: SP
Infoveranstaltung
zu Big Data
im Unternehmen
Am
26. Juni
findet in der IHK in Konstanz
eine Informationsveranstaltung zumThema
„Big Data“ statt. RalfWalther, Geschäftsfüh-
rer der Firma „mindUp Web + Intelligence
GmbH“, führt in die wichtigsten Fragestel-
lungen ein. Das kostenfreie Angebot richtet
sich an alle Mitglieder der IHK Hochrhein-
Bodensee, besonders an kleine und mittel-
ständische Unternehmen. Da die Teilneh-
merzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldung
bis zum 20. Juni unerlässlich – und zwar
per E-Mail an
claudia.veit@konstanz.ihk.de.Bild: ©foxyburrow - stock.adobe.com